- Kaum Nahrung und jeden Tage eine halbe Stunde Sport - das ist das Grundkonzept des Sportfastens.
- Beim Sportfasten soll der Körper lernen, statt Zucker Fett zu verbrennen.
- Doch das Konzept aus den Niederlanden ist äußerst umstritten.
Wenig essen plus Sport gleich Abnehmen – eigentlich keine neue Formel. Doch das simple Prinzip kommt jetzt in neuem Gewand aus den Niederlanden zu uns herüber. Sportfasten heißt die Methode, die der niederländische Arzt Remco Verkaik entwickelt hat. In zehn Tagen sollen Abnehmwillige ihren Stoffwechsel komplett von Zucker- auf Fettverbrennung umstellen können, so das Versprechen.
Um diesen „Metabolic Switch“ zu erreichen, wird ein genauer Ernährungsplan aufgestellt: An drei von zehn Tagen darf gar nichts gegessen werden, an den übrigen Tagen stark reduziert. Um einen totalen körperlichen Abbau zu vermeiden, werden während der Kur Mineralstoffe, Fett- und Aminosäuren in flüssiger und in Kapselform zugeführt. Schließlich soll der Fastende ja auch noch jeden Tag eine halbe Stunde Sport treiben, denn nur so kann der Stoffwechsel richtig auf Trab gebracht werden.
Grundfitness erforderlich
„Die Kur eignet sich definitiv nur für Menschen, die körperlich dazu in der Lage sind“, sagt Frank Kieslich-Frühn, Sportmediziner aus Burscheid, der das Programm getestet hat. Bei einem Eingangstest wird deshalb anhand des Laktatwerts genau festgelegt, bei welcher Pulsfrequenz der Fastende trainieren soll. Außerdem wird der Körperfettanteil gemessen und die Fettschichten bestimmt, denn auch der erhoffte Rückgang des Bauchumfangs soll am Ende der Kur genau protokolliert werden.
Für den Erfolg und das Durchhalten steht dem Fastenden ein Coach zur Seite, der ihn auch mit den Vitaminen und Mineralstoffen versorgt, die zum Gesamtpaket der Fastenkur gehören. „Es kann sinnvoll sein, dem Körper bei einer Fastenkur Stoffe zuzusetzen, denn sonst kann ein Mangel entstehen“, sagt Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn. Grundsätzlich sieht sie das Fasten jedoch kritisch. „Wer fastet, verliert zwar schnell Gewicht, hat es aber genauso schnell wieder drauf, wenn nach der Fastenkur keine dauerhafte Ernährungsumstellung folgt. Insofern kann es eine zehntägige Kur immer eher als Einstieg dienen für eine Lebensveränderung“, so Restemeyer.
Auch Frank Kieslich-Frühn warnt vor zu großen Erwartungen. „Die Kur eignet sich für Menschen, die sowieso sportlich sind. Wer stark übergewichtig ist und lange nicht aktiv war, sollte sich eine Vorlaufzeit von zwei bis vier Wochen gönnen, in denen das Sportpensum langsam gesteigert wird. Es bringt nichts, von null auf hundert starten zu wollen“, sagt der 51-Jährige, der selbst 3,5 Kilo verloren hat durch das tägliche Training.
Körperfett gesunken
Auch der Körperfettanteil ist bei ihm von 23 auf 20 Prozent gesunken. Kieslich-Frühn ist abends immer eine halbe Stunde gejoggt. Für ihn waren die zehn Tage ein Erfolg. „Ich wollte wissen, ob ich es schaffe, zu fasten und gleichzeitig mehr Sport zu treiben. Ich habe es geschafft.“ Seiner Meinung nach eignet sich das Programm auch für Leistungssportler, die nach einer Trainingspause wieder schnell in Form kommen wollen.
In zehn Tagen komplett von Zucker auf Fettverbrennung umzustellen erscheint Professor Josef Beuth von der Uniklinik Köln für relativ unrealistisch. „Ein untrainierter 50-Jähriger wird damit große Probleme haben. Der braucht eher ein langfristiges Sportprogramm.“ Am besten sei es, sich für eine Sportart zu entscheiden, die einem wirklich Spaß macht. Ideal ist es, sich einer Gruppe anzuschließen, ob zum Nordic Walking, zum Fußball oder zum Radfahren. Wichtig sei die Regelmäßigkeit, so Beuth.
Von Nahrungsergänzungsmitteln im Zusammenhang mit einer Fastenkur hält Beuth, der sich auf Naturheilverfahren spezialisiert hat, nicht viel. „Wenn Sie ernsthaft daran interessiert sind, Ihren Lebensstil zu ändern, mehr Sport zu treiben und gesünder zu essen, brauchen Sie dafür kein Geld zu bezahlen und auch keine Nahrungsergänzungsmittel“, glaubt der Mann, der früher selbst Profifußballer war.
Bewegung ist das A und O
Einfache Verhaltensregeln würden hier schon ausreichen. Es ergebe beispielsweise gar nicht so viel Sinn, sich täglich zum Sport zu zwingen. „Zweimal die Woche eine Stunde Ausdauersport ist besser als viermal die Woche eine halbe, denn erst nach einer halben Stunde kommt der Stoffwechsel so richtig in Schwung.“
Wer es dann noch schafft, nach dem Sport für eine Stunde auf kalorienhaltiges Essen zu verzichten, rege die Fettverbrennung effektiv an, so Beuth. Der Weg in ein leichteres Leben führt in jedem Fall über die Bewegung – und die sollte dauerhaft beibehalten werden. Ob man sich als Einstieg für Sportfasten-Kur entscheidet oder in Eigenregie zu mehr Sport und gesünderem Essen findet.
Am Ende ist es wohl auch eine Typfrage: Wer zu Beginn eines gesünderen und bewegteren Lebens an die Hand genommen werden will, der fühlt sich vielleicht bei einem Sportfasten-Coach gut aufgehoben. Doch früher oder später sollte man die Verantwortung für einen gesünderen Lebensstil auch alleine schultern können.