Köln – Jakob Maske ist Sprecher des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte. Der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin hat eine eigene Praxis in Berlin-Schöneberg.
Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) lautet, Kinder und Jugendliche unter zwölf Jahren nicht impfen zu lassen. Dagegen möchte Gesundheitsminister Jens Spahn dieser Gruppe ein Impfangebot machen. Auch Karl Lauterbach spricht sich dafür aus. Wie ist Ihre Haltung in dieser Frage?
Es liegen noch nicht genug Daten vor, um eine eindeutige Impfempfehlung für Jugendliche auszusprechen. Darum halte ich die Empfehlung der Stiko für vernünftig. Natürlich wünschen wir uns alle eine klare und verlässliche Aussage, aber die gibt es eben im Moment noch nicht. Ich verlasse mich daher auf die Einschätzung dieses unabhängigen Gremiums und kann den politischen Druck, der gerade in eine andere Richtung geht, nicht nachvollziehen.
Wäre es nicht empfehlenswert, die Immunität unter Kindern und Jugendlichen vor dem Schulstart zu erhöhen?
Es gibt kaum Jugendliche und Kinder, die schwer an Covid-19 erkranken. Die Folgen der Pandemie treffen die jungen Menschen erheblich stärker als die Folgen einer Infektion. Ich sehe bei dieser Gruppe keinen Grund, beim Thema Impfungen eine vorschnelle Entscheidung zu treffen. Schon in ein bis zwei Wochen wird die Stiko eine Neubewertung vornehmen und über die Impfungen für Kinder und Jugendliche entscheiden.
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Die Verantwortung sollte nicht auf diese Gruppe abgeschoben werden. Viel eher sollte der Druck in Richtung der Erwachsenen gehen, sich impfen zu lassen. Aber damit gehen die Politiker das Risiko ein, sich unbeliebt zu machen und es kommt gleich der Vorwurf, man wolle eine Impfpflicht einführen.
Karl Lauterbach vertritt die Position, dass die Folgen von Long Covid für Kinder schwerwiegender sind als das Risiko, das sie mit einer Impfung eingehen. Stimmen Sie dem zu?
Dem stimme ich überhaupt nicht zu. Es gibt keine Daten, mit denen Herr Lauterbach das belegen kann. Die wenigen Kinder, die an Long Covid erkrankt sind, sind alle wieder gesund geworden. Dieses Risiko einzuschätzen ist genau die Aufgabe der Stiko. Ich finde es sehr gut, dass diese genau hinschaut und sich nicht von der Politik unter Druck setzen lässt.