Die zurückgetretene Verteidigungsministerin wurde am Dienstag mit einem Großen Zapfenstreich inklusive Fackelzug und Musikkorps verabschiedet.
Großer ZapfenstreichChristine Lambrecht mit Lied von kölscher Künstlerin verabschiedet
Am Dienstagabend ist die Ära von Ära Christine Lambrecht endgültig geendet. Die ehemalige Bundesverteidigungsministerin wurde in Berlin mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Seit 18.30 Uhr fand der Empfang für die SPD-Politikerin statt, ab 20.20 Uhr folgt dann der offizielle Teil vor dem Bendlerblock.
Das rund einstündige Zeremoniell ist die höchste Form militärischer Ehrbezeugung deutscher Soldatinnen und Soldaten. Eingeladen zu dem Zapfenstreich hatte Lambrechts Nachfolger Boris Pistorius (SPD). Teil ihrer persönlichen Musik-Wünsche war ein Stück der kölschen Künstlerin Trude Herr.
Lambrecht war nach nur 13 Monaten im Amt im Januar 2023 zurückgetreten. Zu groß war die Kritik an ihrem glücklosen Führungsstil gewesen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hatte die Defizite der Bundeswehr klar hervortreten lassen, und Lambrecht hatte nicht für Aufbruchsstimmung sorgen können. Im Gegenteil, sie hangelte sich von Missgeschick zu Missgeschick. Der Flug ihres Sohnes in einem Dienst-Hubschrauber, den dieser auch noch in den sozialen Netzwerken postete, war als mindestens ungeschickt eingeschätzt worden.
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Christine Lambrecht postete Silvester-Video
Das Fass zum Überlaufen brachte ein Video mit einer unprofessionell aufgenommenen Neujahrs-Grußbotschaft, das Christine Lambrecht über ihre privaten Accounts verbreitete. Sie spricht über den Krieg in der Ukraine und hebt im nächsten Moment hervor, wie viele interessante Einblicke sie dadurch gewinnen und wie viele interessante Menschen sie kennenlernen konnte. Das erschien der breiten Öffentlichkeit und ihrer eigenen Partei äußerst unpassend, sie verlor zunehmend den Rückhalt.
Christine Lambrecht: Zapfenstreich mit persönlichen Wünschen
Die Ursprünge des Zapfenstreichs liegen in der Zeit der Landsknechte des 16. Jahrhunderts. Damals gab ein Truppenführer in Gasthöfen und Tavernen mit einem Streich auf die Zapfen der Getränkefässer den Beginn der Nachtruhe bekannt - daher der Name „Zapfenstreich“. Danach durften die Wirte nicht mehr an die Soldaten ausschenken.
Das Zeremoniell entstand in seiner heutigen Form im frühen 19. Jahrhundert in der Zeit der Befreiungskriege. Der Große Zapfenstreich der Bundeswehr besteht heute aus dem „Locken“ der Spielleute, dem Auftritt des Musikkorps und der berittenen Truppen, einem Gebet und der Nationalhymne. Gespielt werden auch persönlich ausgewählte Musikstücke der oder des Geehrten.
Christine Lambrecht wünscht sich Trude Herrs „Niemals geht man so ganz“
Die persönliche Auswahl Christine Lambrechts wurde vorab bekannt: Laut „Pioneer“ wünschte sie sich den Hessischen Fahnenmarsch (von Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt 1732 komponiert) und den „Marsch des hessischen Kreis-Regiments und des Regiments Landgraf“, also zwei militärische Stücke. Als drittes Lied steht ein Schlager auf ihrer Liste: „Niemals geht man so ganz“ von der kölschen Musikerin Trude Herr. Das Musikkorps der Bundeswehr inszenierte den bekannten Song in einer Orchester-Version im Fackelschein. Christine Lambrecht lächelte, als das Trude-Herr-Lied erklang.
Das Lied des 1991 gestorbenen Kölner Originals stammt aus dem Jahr 1987 und war Trude Herrs letzter großer Erfolg, bevor sie sich krankheitsbedingt zurückzog. Komponiert und arrangiert wurde es von Jürgen Fritz. Ursprünglich auf Hochdeutsch gesungen, texteten BAP-Sänger Wolfgang Niedecken und Tommy Engel Teile in kölsche Mundart um. Bei Jürgen von der Lippes „So isses“ traten die drei Musiker mit dem Lied am 21. Juni 1987 auf.
Die kölsche Sprache spielt am Dienstagabend beim Zapfenstreich für Christine Lambrecht keine Rolle, da es keinen Gesang gibt. In den sozialen Medien wurde aber bereits gespottet, dass sich der Titel auch als Drohung Lambrechts verstehen lasse.