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BSW reagiert mit ZDF-Schelte„Wladimira Putinowa“ und „nationalistische Populistin“ – Harte Kritik an Sahra Wagenknecht

Lesezeit 4 Minuten
Sahra Wagenknecht bei einer Wahlkampf-Kundgebung in Altenburg in Thüringen am 20. August. Die Kritik an Wagenknecht und ihrer Partei reißt vor den kommenden Landtagswahlen nicht ab.

Sahra Wagenknecht bei einer Wahlkampf-Kundgebung in Altenburg in Thüringen am 20. August. Die Kritik an Wagenknecht und ihrer Partei reißt vor den kommenden Landtagswahlen nicht ab.

Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk findet klare Worte für Sahra Wagenknecht und ihre Partei – und provoziert eine schrille Reaktion.

Guter Umfragewerte zum Trotz reißt die heftige Kritik an Sahra Wagenknecht und der von ihr gegründeten Partei nicht ab. Nachdem zuletzt ehemalige DDR-Bürgerrechtler in einem offenen Brief scharfe Kritik am Bündnis Sahra Wagenknecht geäußert hatten, hat nun der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk in einem Interview mit dem ZDF nachgelegt – und dabei kein Blatt vor den Mund genommen.

„Sie würde offenbar sehr gerne Wladimira Putinowa sein“, erklärte Kowalczuk mit Blick auf die russlandfreundliche Haltung Wagenknechts und ihrer Partei. Die ehemalige Linken-Politikerin habe eine Faszination für das autoritäre Staatsmodell von Kremlchef Wladimir Putin, führte der Historiker aus. Es sei kein Zufall, welche Positionen sie seit Russlands Invasion gegen die freie Ukraine vertritt, so Kowalczuk. „Das muss ihr niemand im Kreml einflüstern, sondern das sind ihre politischen Grundüberzeugungen.“

Historiker warnt vor Sahra Wagenknecht: Faszination für Putins autoritäres Staatsmodell

Zum einen wolle Wagenknecht Deutschland wirtschaftlich näher an Russland rücken. Zum anderen wolle sie so auch „eine politische Verflechtung herbeiführen“, erklärte Kowalczuk. Die Ukraine stehe Wagenknecht dabei im Weg, „deswegen ist sie auch gegen Waffenlieferungen“, führte der Historiker aus.

Ilko-Sascha Kowalczuk, Historiker und Publizist, bei einer Veranstaltung in Chemnitz. (Archivbild)

Ilko-Sascha Kowalczuk, Historiker und Publizist, bei einer Veranstaltung in Chemnitz. (Archivbild)

„Wagenknecht sagt ja immer wieder, sie träumt von einer Sicherheitsarchitektur Deutschland-Russland. Und das funktioniert nur, wenn man auch politische Affinitäten hat“, erklärte Kowalczuk weiter. „Für mich ist die Schlussfolgerung da, sie strebt solche Verhältnisse an.“

Kritik an der CDU: „An Schäbigkeit nicht zu überbieten“

Scharfe Kritik übte der Historiker auch an der CDU, die sich vor den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen eine Zusammenarbeit mit dem BSW weiterhin offen hält. Seit Jahrzehnten habe die CDU einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit der Linkspartei, der sich zuletzt vor allem darauf begründet habe, „dass es eine Sahra Wagenknecht in der Linkspartei gibt“, erklärte Kowalczuk. Dass die Christdemokraten sich nun ausgerechnet mit der neuen Wagenknecht-Partei eine Zusammenarbeit vorstellen können, sei an „Schäbigkeit und Morallosigkeit nicht zu überbieten“, kritisierte der Historiker.

Auch Martin Böttger, einer der ehemaligen DDR-Bürgerrechtler, die das BSW zuletzt hart angegangen waren, legte mit seiner Kritik noch einmal nach. Es habe ihn überrascht, dass der offene Brief viele überrascht habe. „Gegen den Rechtsextremismus gibt es viel Widerstand, da wehrt sich die Zivilgesellschaft“, sagte Böttger nun dem „Tagesspiegel“ und fügte an: „Aber linke und noch dazu nationalistische Populisten wie die von Wagenknecht sind auch gefährlich, weil sie die Leute blenden.“

Ex-DDR-Bürgerrechtler bezeichnet BSW als „nationalistische Populisten“

Während CDU-Chef Friedrich Merz vor den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen erklärt hat, er wolle den Landesverbänden keine „öffentlichen Ratschläge“ hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit dem BSW erteilen, gibt es innerhalb der CDU auch scharfe Kritik an der drohenden Kooperation mit der Wagenknecht-Partei.

So lehnt der Europaabgeordnete Dennis Radtke eine mögliche Koalition kategorisch ab. „Jede Zusammenarbeit mit dem BSW wäre für die CDU toxisch“, sagte er dem „Tagesspiegel“. „Jede Zusammenarbeit der CDU mit dem BSW in einem Bundesland schadet der CDU in ganz Deutschland“, ergänzte Radtke.

„Dann wird irgendwer die Black Box BSW öffnen müssen“

Bei der SPD will man die Tür für eine mögliche Zusammenarbeit mit dem BSW derweil ebenfalls nicht zuschlagen. Generalsekretär Kevin Kühnert äußerte zwar scharfe Kritik an der Wagenknecht-Partei. „Parteien ohne Programm gehören nicht in Regierungsverantwortung“, sagte Kühnert dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

„Das einzige Thema, bei dem das BSW greifbar ist, ist das Thema, was auf der Landesebene nun als Allerletztes entschieden wird: die internationale Politik. Auf so wenig Substanz sollte man keine Regierung aufbauen.“ Es könne jedoch passieren, „dass BSW und AfD gemeinsam so viele Sitze in einem Landtag haben, dass Mehrheiten jenseits dessen nicht möglich sind“, erklärte Kühnert allerdings auch. „Dann wird irgendwer die Black Box BSW öffnen müssen.“

BSW reagiert auf Kowalczuk-Interview: „Kindergartenniveau"

Für das Wagenknecht-Bündnis reagierte unterdessen Jessica Tatti, die parlamentarische Geschäftsführerin der BSW-Gruppe im Bundestag, auf die neuerliche Kritik von Kowalczuk. „Wir alle zahlen für diese Propaganda auf Kindergartenniveau“, schrieb Tatti mit Bezug auf das ZDF-Interview auf der Plattform X.

Die Replik aus den Reihen der Wagenknecht-Partei blieb jedoch auch nicht lange ohne Antwort. Der Verweis auf den Rundfunkbeitrag sei bloß „das nächste Beispiel“ dafür, was das BSW „von Presse- und Meinungsfreiheit hält“, entgegnete der Osteuropa-Experte Thomas Dudek bei X und kritisierte, dass das Kowalczuk Interview als Propaganda abgetan werde. „Wenn aber Wagenknecht und Co. regelmäßig im ZDF zu Wort kommen, ist alles ok“, verwies der Politikwissenschaftler und Historiker auf die enorme Medienpräsenz, die insbesondere Sahra Wagenknecht in Deutschland zuteilwird.