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Missbrauchsfälle der KircheEx-Rektor des Canisius Kollegs übt heftige Kritik

Lesezeit 3 Minuten
Kardinal Woelki steht vor einem Kreuz

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln

Köln – Der ehemalige Rektor des Canisius Kollegs Berlin, Klaus Mertes, übt deutliche Kritik an der Aufklärung von Missbrauchsfällen und den Umgang mit Betroffenen im Erzbistum Köln. In einer Diskussionsveranstaltung der Karl-Rahner-Akademie verglich Mertes, der im vergangenen April das Bundesverdienstkreuz für seinen Einsatz bei der Aufarbeitung sexueller Gewalt verliehen bekommen hat, das Vorgehen in Köln mit dem Zuknöpfen eines Mantels.

„Alles kommt darauf an, dass der erste Knopf in die richtige Schlaufe komme.“ Ansonsten würden sich wie in Köln Fehler immer weiter fortsetzen.

Kritik an geplantem Gottesdienst im Dom

Als jüngsten Fehler in dieser Reihe bezeichnete Mertes die Ankündigung eines Bußgottesdienstes im Dom, den Kardinal Woelki in einem Brief an den Diözesanrat damit begründet, dass es den Betroffenen ein Anliegen sei, die abscheulichen Taten im Raum der Kirche vor Gott zu bringen. „Leitungspersonen sollten niemals Entscheidungen damit begründen, dass es auch die Betroffenen wollen“, so Mertes. Das könne dazu führen, dass sich Missbrauch wiederhole.

Der Jesuitenpater forderte die Zuständigen in Erzbistum Köln dazu auf, ihre Rolle bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen zu klären. „Ich stehe als Priester nicht Schulter an Schulter mit den Opfern, sondern mit den Tätern“, sagte er. „Ich warne vor einem Harmoniewunsch.“ Der Vorwurf sexueller Gewalt könne nicht einfach an die Täter weitergeleitet werden. „Die Institution Kirche steckt immer als Ganzes mit drin“, so Mertes, der ab 2010 maßgeblich dazu beitrug, Missbrauchsfälle am Canisius-Kolleg in Berlin aufzudecken. Daraufhin kamen bundesweit immer mehr Fälle von sexuellen Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen ans Licht.

„Nicht die Aufgabe der Opfer der Institution zu helfen“

Mertes weiter: „Als Kardinal Woelki argumentierte, die Opfer helfen jetzt mit bei der Aufklärung mit, da hat es mich geschüttelt. Es ist nicht die Aufgabe der Opfer, der Institution zu helfen.“ Leitungspersonen wie Woelki sollten sich niemals auf die Opfer berufen, selbst nicht, wenn die es so wollten. Dieser entscheidende Punkt sei in Köln nicht verstanden worden.

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An der Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Es wird niemehr so sein wie es war“ nahmen nahmen neben Mertes unter anderem auch Johanna Beck, Mitglied des Betroffenenbeirates der Deutschen Bischofskonferenz, und Generalvikar Markus Hofmann teil. Beck kritisierte wie Mertes, dass sich im Erzbistum Köln Betroffene um eine Mitgliedschaft im Betroffenenbeirat bewerben mussten und von einer Kommission ausgewählt wurden. Sie bezeichnete das Verfahren als „Betroffenen-Casting“. Sie warb dafür, stattdessen Betroffenenbeiräte von Betroffenen wählen zu lassen, wie es nun im Erzbistum Essen geschehe. Beck forderte die Bistumsleitung in Köln dazu auf „Verantwortung zu übernehmen und Konsequenzen zu ziehen“. „Ich hoffe, dass wir bei weiteren Aufklärungsverfahren in anderen Bistümern aus den schlimmen Dingen, die in Köln passiert sind, lernen.“

Generalvikar Hofmann warb um Verständnis: „Wir waren im Erzbistum Köln sehr früh unterwegs. Wir hatten keine Vorerfahrung.“ Hofmann räumte ein: „Wir haben Fehler im Umgang mit dem Betroffenbeirat gemacht. Wir mussten lernen, und wir haben auch gelernt. Das setzt sich bis heute fort.“

Argumente, die Mertes nicht gelten ließ: „Es gab die Vorerfahrung“, verwies er auf die Missbrauchaufklärung am Canisius-Kolleg, die 2010 begann.