Köln – Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki steht weiterhin unter massivem Druck: Bei der Sitzung seines höchsten Beratungsgremiums am Wochenende äußerte ein Großteil der Delegierten, dass ihr Vertrauen in den Erzbischof erschüttert sei, wie es aus Teilnehmerkreisen hieß. Woelki habe vor dem Diözesanpastoralrat darauf hingewiesen, dass er sich das Amt nicht selbst ausgesucht und der Papst ihn berufen habe. Nur dieser könne ihn auch abberufen.
Vereinbart wurde den Angaben zufolge, für die nächste Sitzung im September einen externen Moderator für eine Konfliktbearbeitung hinzuziehen. Zu den 75 Mitgliedern des Diözesanpastoralrats gehören neben den Führungskräften der Erzdiözese Vertreter der Priester, Diakone, Orden und pastoralen Mitarbeiter sowie zehn Laien aus dem Diözesanrat.
Laut einer Mitteilung des Erzbistums über die Sitzung am Freitag und Samstag in Bergisch Gladbach gab es eine „kontroverse und faire Aussprache“ über die aktuelle Krise. Im Erzbistum Köln wird seit mehr als einem Jahr um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen gerungen. Nach einer Beratung in Kleingruppen habe es eine „emotionale Darstellung der Gruppenergebnisse“ gegeben. Die Themen reichten „bis hin zur Vertrauensfrage in Richtung der Bistumsleitung“.
Geschönte Darstellung
Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken kritisierte als Teilnehmer die Pressemitteilung des Erzbistums am Sonntag auf dem Kölner Portal domradio.de als geschönt. Sie entspreche nicht dem verabredeten Entwurf. Der Satz, die Beratungen seien zunehmend themenorientiert und zielorientiert verlaufen, entspreche keinesfalls der Wirklichkeit. Am Morgen des zweiten Sitzungstags sei es „wirklich zu einer Art explosiven Stimmung“ gekommen, nachdem der Diözesanratsvorsitzende Tim Kurzbach eine Diskussion über Nebensächlichkeiten statt über eine tief gehende Krise kritisiert hatte. Danach sei die Tagesordnung verändert und das nächste Treffen als Krisensitzung mit einem externen Moderator vereinbart worden.
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Schon zu Beginn war laut Picken von Pfarrerkonferenzen die Rede, die mehrheitlich eine Zusammenarbeit mit dem Bischof in Frage stellten. Der Vertrauensfrage sei schon am ersten Abend der Spitzname „der weiße Elefant“ gegeben worden; dieser sei bis zum Schluss durch den Tagungsraum gelaufen, so Picken.
Zum Auftakt hatte Woelki dazu aufgerufen, angesichts der konträren Positionen „in kleinen Schritten“ aufeinander zuzugehen. Er verteidigte auf domradio.de seinen Kurs der Missbrauchsaufarbeitung. Die geforderte moralische Verantwortung übernehme er, „indem ich versuche, vergangenes Unrecht wieder gut zu machen“. (kna)