Die Zahl der Organspenden ist nach jüngsten Zahlen weiter rückläufig. Der Gesundheitsminister hält die geltenden rechtlichen Regeln für gescheitert - und plädiert für einen neuen Anlauf.
6,9 Prozent weniger SpendenLauterbach für grundlegend neue Organspenderegeln
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dringt angesichts deutlich gesunkener Organspendezahlen auf einen erneuten Anlauf für grundlegend neue Spenderegeln. „Das geltende Gesetz ist gescheitert“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur am Montag.
Viele Menschen seien zwar zur Organspende bereit, dokumentierten das aber nicht. „Deswegen sollte der Bundestag einen erneuten Anlauf nehmen, über die Widerspruchslösung abzustimmen. Das sind wir denjenigen schuldig, die vergeblich auf Organspenden warten.“
Erster Anlauf im Januar 2020 gescheitert
Widerspruchslösung bedeutet, dass alle Menschen zunächst automatisch als Spender gelten sollen - außer man widerspricht. Ein erster Anlauf hierzu war im Januar 2020 gescheitert. Stattdessen beschloss der Bundestag eine moderatere Gesetzesregelung, wonach Organspenden nur mit ausdrücklicher Zustimmung erlaubt bleiben.
Demnach soll aber eine stärkere Aufklärung mehr Bürger dazu bewegen, konkret über eine Spende nach dem Tod zu entscheiden. Ein Kernstück der Reform, ein neues Register, in dem man Erklärungen zu seiner Spendebereitschaft online speichern kann, wurde bisher jedoch gar nicht eingerichtet.
Nur zehn Spender pro eine Million Einwohner
Die Zahl der Organspenden ist im vergangenen Jahr gesunken. Wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Montag mitteilte, gab es 6,9 Prozent weniger Spenden als 2021.
Im vergangenen Jahr spendeten demnach 869 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe - 64 weniger als im Vorjahreszeitraum. Auch die Summe der entnommenen Organe sank demnach von 2905 auf 2662.
Etwas mehr als zehn Spender pro eine Million Einwohner
Damit gab es in Deutschland 2022 gerade mal etwas mehr als zehn Spender pro eine Million Einwohner. Gleichzeitig stehen rund 8500 Menschen auf Wartelisten für ein Organ. „Wir stehen bei der Organspende immer noch vor großen Herausforderungen“, sagte der Medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel.
Mögliche Gründe für den Rückgang sind laut DSO die Corona-Pandemie und daraus resultierende Personalausfälle in Kliniken. „Dennoch stellt sich die Frage, warum es nicht gelingt, die Organspendezahlen zu steigern“, sagte Rahmel. (dpa)