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KehrtwendeWoelki bietet Papst Amtsverzicht an und bittet Gläubige um „Chance“

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Kardinal Rainer Maria Woelki 

Köln – Kardinal Rainer Maria Woelki hat dem Papst nach eigenen Worten seinen Amtsverzicht angeboten. Der Papst werde zu gegebener Zeit darüber entscheiden, teilte das Erzbistum Köln am Mittwoch mit. Zunächst habe der Papst Woelki angewiesen, seinen Dienst als Erzbischof von Köln wie geplant am Mittwoch wieder aufzunehmen.

In einem Brief an die Gläubigen des Erzbistums Köln schrieb Woelki: „Es tut mir leid, dass diese Zeit für viele Menschen in unserer Kirche eine so belastete Zeit ist. Und ich weiß und es schmerzt mich, dass auch ich für diese Situation Verantwortung trage."

Woelki bittet Gläubige in Schreiben um eine Chance

Weiter schrieb Woelki: „Natürlich nehme ich wahr, dass die Situation seit Oktober letzten Jahres nicht einfacher geworden ist. Eine Auszeit an sich löst ja keine Probleme.“ Er komme aus der Auszeit nicht unverändert zurück. Woelki verwies auf die von ihm absolvierten Exerzitien nach den Grundsätzen des heiligen Ignatius von Loyola (Gründer des Jesuitenordens). Er habe die Haltung des „nichts zu sehr zu wollen“, sondern alles, wirklich alles auf Gott hin frei zu geben eingeübt.

„Als Ausdruck dieser Haltung innerer Freiheit habe ich dem Heiligen Vater meinen Dienst und mein Amt als Erzbischof von Köln zur Verfügung gestellt, so dass auch er frei ist, zu entscheiden, was dem Wohl der Kirche von Köln am meisten dient." Zugleich bat er die Gläubigen, „dass Sie mir, nein, uns noch eine Chance geben".

Kardinal Rainer Maria Woelki war im September vom Papst in eine fünfmonatige Auszeit von seinem Amt als Erzbischof von Köln geschickt worden. Am Dienstag hatte der Verwaltungschef des Bistums, Generalvikar Markus Hofmann, in einer internen Mitteilung an alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mitgeteilt, dass Woelki am Mittwoch wieder die Leitung übernehmen werde. Dagegen gab und gibt es massive Proteste, zudem ist Woelkis Ansehen bei den Katholiken massiv gesunken.

Woelki sagt Messe im Kölner Dom ab

Ursprünglich wollte Woelki am Vormittag eine Messe im Kölner Dom zelebrieren, den traditionellen „Aschermittwoch der Künstler“. Dann aber sagte er den Termin ab. Er wolle nicht, dass dieses Ereignis «von den aktuellen kirchenpolitischen Spannungen überschattet» werde, teilte das Erzbistum mit. Allerdings hatten wohl auch die Künstler signalisiert, nicht mit Woelki auftreten zu wollen. Nunmehr sind vom Erzbistum lediglich eine Pressemitteilung und ein Hirtenbrief von Woelki angekündigt.

Papst Franziskus hatte Woelki im September in eine fünfmonatige Auszeit geschickt, nachdem er ihm „große Fehler“ vorgeworfen hatte. Was sich der Vatikan von dieser Auszeit versprochen hat, ist unklar. Woelki hatte 2020 eine Vertrauenskrise ausgelöst, als er sich entschied, ein Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs nicht zu veröffentlichen. Er führte rechtliche Gründe an.

Woelki lehnt Reformen für Katholische Kirche ab

Danach verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Woelki und den Gremien des Erzbistums immer weiter. Dies hatte nicht nur mit Woelkis sehr konservativer Grundeinstellung zu tun – den derzeitigen Reformprozess in der katholischen Kirche, den Synodalen Weg, lehnt er ab – sondern vor allem auch mit seiner schroffen und misstrauischen Art. Mit Alleingängen in wichtigen Fragen brachte Woelki nicht nur reformorientierte Bischöfe, Dechanten (Regionalchefs) und Pfarrer gegen sich auf, sondern auch eher konservativ eingestellte. Vielfach heißt es, dass mit ihm einfach keine Zusammenarbeit möglich sei. Alle Gremien des Erzbistums haben mehr oder weniger deutlich signalisiert, dass sie sich eine Zukunft mit Woelki nicht mehr vorstellen können.

Noch eindeutiger sieht das Bild bei den Gläubigen aus. Die Zahl der Kirchenaustritte in Köln ist in die Höhe geschnellt. Einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Kölner Stadt-Anzeigers zufolge wollen 92 Prozent der Katholiken im Erzbistum, dass Woelki zurücktritt. 82 Prozent meinen, dass der Papst ihn absetzen müsste.

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Auf die Frage der Deutschen Presse-Agentur, ob es nicht besser für das Erzbistum wäre, wenn er zurücktreten und so einen Neuanfang ermöglichen würde, hatte Woelki im vergangenen August geantwortet: „Davonzulaufen, ist doch keine Lösung. In einer Familie oder unter Freunden geht man nicht einfach auseinander, wenn es schwer wird. Man ringt und versucht, Lösungen zu finden. Die Herausforderungen würden auch bei einem anderen Erzbischof dieselben bleiben.“ (dpa/rn)