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Das Wort zum SonntagWarum an einem überkommenen Kirchenbild nicht festhalten sollte

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Kirche

Symbolbild

Vorbehalte gegen Deutschland kennen heute zwei Begriffe: politisch sind sie mit dem Namen „Auschwitz“ verbunden, kirchlich mit dem Namen „Luther“.

An einen dritten Vorbehalt erinnerte jüngst die Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Dieser ist verbunden mit dem Namen Rapallo. Mit jenem Vertrag, der 1922 zur großen Verärgerung der Siegermächte des Ersten Weltkriegs die Annäherung Deutschlands an Russland besiegelte. „Der Geist von damals lebt noch immer fort“, schreibt die NZZ. Noch heute könne sich der Westen „nicht auf Deutschlands politische Zugehörigkeit verlassen“. Luther und Putin in einem Atemzug genannt? Nicht von der Hand zu weisen, wenn man hört, wie zurückhaltend Berlin auf den Ukrainekrieg reagiert und wie zur gleichen Zeit weltweit die „Katechismustreue“ der deutschen Katholiken bezweifelt wird.

Kritik am Änderungswillen der Kirche

Zielscheibe der Kritik ist der Synodale Weg: der erklärte Wille, die durch die Aufdeckung sexueller Missbräuche hervorgerufene Gefahr eines Abgleitens der Kirche in die Bedeutungslosigkeit aufzuhalten. Kritiker befürchten eine „Protestantisierung“ der Kirche und beschwören sogar die Gefahr eines möglichen Schismas, also einer Kirchenspaltung. Denn dieser „Weg“, so der Vorwurf, beschädige die kirchliche Autorität. Hier liegt offenbar das eigentliche Problem: ein überkommenes Kirchenbild muss unter allen Umständen gewahrt werden, selbst wenn es die Kirche ausbluten lässt.

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In Deutschland hat die bis vor einem Jahr noch bestehende Mehrheit der Christen erstmals die 50-Prozent-Marke unterschritten. Tendenz weiter sinkend. Und so wird die Auseinandersetzung über die Zukunft der Kirche mit zwei unterschiedlichen Konzepten geführt: das der umfassenden Teilhabe aller Glaubenden am kirchlichen Leben gegen ein Festhalten an einem monarchisch-autokratischen Kirchenbild, das immer noch viele Anhänger hat – wie alle jene politischen Systeme, die versuchen, ihre Bürger arm und dumm zu halten, weil man sie so besser manipulieren kann.