Womöglich war Aachens Sieg im Südstadion auch noch ein Erweckungs-Erlebnis für die Alemannia.
Pleite vor RekordkulisseFortuna Köln verpasst das große Zeichen an die Konkurrenz
Die Fans des SC Fortuna Köln versuchten ihr Bestes, um ihre Mannschaft wieder aufzumuntern. Stehende Ovationen, Gesänge, eine Ansprache durchs Megafon – doch die Spieler ließen sich nur langsam aus ihrem tiefen Tal der Enttäuschung herausholen. „Es ist schwer in Worte zu fassen, wie sehr es gerade wehtut“, sagte Fortuna-Verteidiger Angelo Langer am Freitagabend.
Regionalliga-Rekordkulisse für Fortuna Köln
Kurz zuvor hatten die Kölner das Traditionsduell gegen Alemannia Aachen vor Fortunas Regionalliga-Rekordkulisse von 7672 Zuschauern im Südstadion mit 0:1 verloren – obwohl die Mannschaft von Trainer Markus von Ahlen über eine Stunde in Überzahl agiert hatte. „Es gibt kaum etwas Schwereres hier in der Liga, als sich gegen einen Gegner durchzuspielen, der mit allen man hinten drin steht und die Bälle rauskloppt“, sagte Langer. „Aber letztlich muss man sagen: Wir waren eine Stunde ein Mann mehr. Wir müssen einfach die Qualität haben, ein Tor zu machen. Wenn nicht sogar zwei. Zeit hatten wir jedenfalls genug.“
Dank der Ergebnisse am Samstag – Düren und Wuppertal kassierten ebenfalls Niederlagen – bleibt die Fortuna auch nach dem 10. Spieltag Tabellenführer. Doch die Chance, ein großes Zeichen in Richtung der schwächelnden Konkurrenz zu setzen, wurde vergeben. Gleichzeitig könnte Alemannia genau dieses Spiel mit diesem Spielverlauf gebraucht haben, um nach einem katastrophalen Saisonstart endgültig zurück in die Spur zu finden.
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Minutenlanges Feuerwerk im Block von Alemannia Aachen
Die Partie hatte mit Verspätung begonnen, einerseits wegen des großen Fan-Andrangs in Zollstock. Andererseits, weil in der Aachener Kurve minutenlang Feuerwerks-Batterien gezündet wurden, die Fans hatten offenbar kistenweise Silvesterraketen und Leuchtfackeln mit auf ihren Rang geschleust – was kein besonders gutes Licht auf die Sicherheitskontrollen im Südstadion wirft.
Deutlich konsequenter als der Einlass am Stadion war in der Folge die Abwehr der Alemannia, die nach Lukas Scepaniks Führungstreffer (21.) und der Gelb-Roten Karte gegen Julian Schwermann (28.) quasi alle Angriffswellen der Kölner mit vollem Körpereinsatz zum Erliegen brachte. Während Aachen-Coach Heiner Backhaus rückblickend den Platzverweis sogar begrüßte, sagte Fortunas Sportchef Matthias Mink: „In diesem Moment wusste ich, dass es nicht einfacher wird.“
Fortuna Kölns Spiel der 100 Flanken
In Fortunas Spiel der gefühlt 100 schlechten Flanken wurde fast jeder Schussversuch geblockt. Einzig der in der Schlussphase ins Sturmzentrum beorderte Abwehrchef Dominik Lanius drückte den Ball über die Linie – stand dabei aber im Abseits. Arnold Budimbu und Leon Demaj, Kölns auffälligste Offensive, vergaben die aussichtsreichsten Möglichkeiten.
„Abgesehen vom Ergebnis hat dieses Spiel unglaublich viel Spaß gemacht“, sagte Kölns Trainer von Ahlen. Es sei ärgerlich, dass „der einzige Zweikampf, den wir auf der letzten Linie nicht gewinnen, direkt zum Gegentor führt“. Nach dem Platzverweis habe seine Mannschaft zunächst zu ungeduldig agiert, „wir wollten zu schnell die Entscheidung“.
Am Freitag ist Rot-Weiss Ahlen zu Gast im Südstadion
In der zweiten Hälfte sei dies besser gelungen – doch Aachen habe leidenschaftlich verteidigt und sich den Sieg verdient. „Das haben wir in den letzten Wochen auch gezeigt und wollen es auch weiter tun“, kündigte von Ahlen an. „Dann bin ich sehr zuversichtlich, dass wir uns für die Leistung, die wir auch gegen Aachen gezeigt haben, wieder belohnen werden.“
Am kommenden Freitag hat der SC Fortuna in einem weiteren Flutlichtspiel die Chance auf Wiedergutmachung, wenn Tabellenschlusslicht Rot-Weiss Ahlen zu Gast im Südstadion ist (19.30 Uhr).