Jena – Ein Gläschen zum Essen oder ein Bier nach der Arbeit – viele Menschen lassen den Feierabend mit Alkohol ausklingen. Auch bei Geburtstagspartys trinkt man gemeinsam, oder feiert die Adventszeit mit einem Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt.
Alkoholkonsum in Maßen gehört scheinbar zum geselligen Leben dazu. Bleibt es jedoch nicht bei einem Glas, kann der Genuss schnell zur Gewohnheit und im schlimmsten Fall zur Abhängigkeit führen.
Wer das meist zuerst bemerkt, ist der eigene Partner. Doch wie kann man seinem Partner am Besten sagen, dass er oder sie zu viel trinkt?
Übermäßigen Alkoholkonsum zeitnah ansprechen
„Das sollte man möglichst direkt ansprechen, sobald sich der Eindruck einstellt, dass ein problematisches Verhalten vorliegt“, rät Sabine Köhler, Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Nervenärzte in Deutschland (BVDN). Zum Beispiel ganz direkt: „Ich glaube, du trinkst ein bisschen viel.“ Der andere reagiere dann häufig abwehrend: „Nee, mache ich nicht. Oder: So viel ist es gar nicht”, so die Ärztin. „Die allermeisten Betroffenen bagatellisieren ihren Konsum erheblich.”
Was kann man tun, wenn der Partner das Problem herunterspielt? Am besten informiere man sich schon vorher darüber, wie viel Alkoholkonsum als kritisch gilt. Zum Beispiel jeden Tag zu trinken oder episodisch große Mengen zu konsumieren. Mit solchen Angaben lässt sich besser reagieren, etwa mit einem Satz wie: „Ich habe gelesen, dass jemand, der jeden Tag seinen halben Liter Wein trinkt, Gefahr läuft, eine Alkoholerkrankung zu entwickeln."
Beide Seiten müssen für das Thema offen sein
Der Partner antworte dann womöglich, gar nicht so viel zu trinken, sich super zu fühlen und das zum Entspannen zu brauchen. Darauf lässt sich beispielsweise kontern: „Ja, genau das ist ja ein Problem, dass du dich mit dem Alkohol entspannt fühlst und ohne nicht. Das ist ein Kriterium, das für einen schädlichen Gebrauch spricht."
Ob schon das erste Gespräch zur Einsicht führe, hänge vom Einzelfall ab. „Manch einer macht vielleicht auch komplett zu. Dann sollte man besser einen neuen Anlass suchen", rät Köhler. Es gelte aber: Hartnäckig bleiben. Man kann sich entweder gezielt zu einem Gespräch verabreden: „Lass uns heute mal zusammensetzen, ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen." Oder man spricht das Thema ganz beiläufig und entspannt auf dem Sofa an. Solche Gespräche gelängen aber nur, wenn beide Seiten offen dafür seien und es wirklich wollen. „Wenn einer das nicht will, dann läuft jeder Rat ins Leere", so Sabine Köhler.
Die Ärztin plädiert vor allem dafür, seine Bedenken möglichst früh zu äußern, wenn die Trinkgewohnheiten des Partners Anlass zur Sorge geben. Denn der Weg vom riskanten und schädlichen Gebrauch bis hin zur Alkoholabhängigkeit gehe nicht über Stufen: „Sondern er führt durch Grauzonen. Man schlittert, ohne dass man es selbst oder das Umfeld sofort merken muss, in eine Abhängigkeit."
Alkoholische Getränke durch alkoholfreie Alternativen ersetzen
Reagiert das Gegenüber im Gespräch aber eher offen, vielleicht auch erleichtert, lassen sich weitere Vorgehensweisen besser besprechen. Man könne im ersten Schritt anbieten, gemeinsam eine gewisse Zeit lang ohne Alkohol auszukommen und anschließend über die gemachten Erfahrungen zu reden. Außerdem sollten sich beide am besten alkoholfreie Alternativen für liebgewonnene Getränke suchen, etwa heißen Apfelsaft mit Gewürzen anstelle des Glühweins auf dem Weihnachtsmarkt.
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Zum anderen sollten beide gemeinsam die gesellschaftlichen Rituale überdenken; Das Feierabendbier, der Rotwein am Wochenende oder der Prosecco beim Friseur. Ist das Problem bereits größer, sei auf jeden Fall ärztliche Hilfe zurate zu ziehen. (dpa/tmn)