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Auftragskiller, Pauschenpferd-Typ, Turn-KöniginDiese Momente gingen bei Olympia 2024 viral

Lesezeit 6 Minuten
Die Königin des Turnsports, Simone Biles.

Die Königin des Turnsports hat es wieder geschafft: Simone Biles hat ihre dritte Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2024.

Die Olympischen Spiele laufen noch bis nächste Woche Sonntag. Schon jetzt gibt es im Internet einige unwahrscheinliche Helden der Spiele.

Tränen, Lachen, coole Typen, Verlobungen: Neben den sportlichen Ausnahmeleistungen bieten die Olympischen Spiele in Paris auch allerlei zusätzlichen Unterhaltungswert. Seit der Eröffnungsfeier letzte Woche Freitag haben es einige Momente und Menschen geschafft, im Internet besonders viral zu gehen. Nach neun von 17 Wettkampftagen ziehen wir eine erste Bilanz.

Die Eröffnungsfeier mit Céline Dion und Dragqueens

Mit einem Spektakel wurden die Olympischen Spiele 2024 in Frankreich eröffnet. Nicht allen hat die Show gefallen. Doch in einer Sache waren sich zumindest die allermeisten einig: Das Comeback der kanadischen Sängerin Céline Dion war phänomenal und emotional.

In strömendem Regen performte die an Stiff-Person-Syndrom erkrankte Dion voller Herzblut den Song „L'Hymne à l’amour“ der französischen Chansons-Ikone Édith Piaf. Nachdem die 56-jährige Sängerin 2022 ihre Diagnose öffentlich gemacht hatte, hatte sie alle 2023 und 2024 geplanten Auftritte abgesagt.

Viel diskutiert wurde auch der Auftritt des französischen Sängers Philippe Katerine. Sowohl die französische Bischofskonferenz als auch rechte und rechtsextreme Politiker kritisierten, dass die Eröffnungsfeier „die Gefühle von Christen verletzt“ haben könnte. Zuletzt verfassten katholische Bischöfe einen offenen Brief und fordern eine Entschuldigung.

Die Kritiker sahen in der Szene mit dem nackten Sänger umgeben von Dragqueens eine Anspielung auf das „Letzte Abendmahl“, ein berühmtes Gemälde von Leonardo da Vinci, das Jesus und seine Jünger an einer langen Tafel zeigt.

Der Regisseur der Eröffnungsfeier, Thomas Jolly, zeigte sich – mit Schalk in den Augen – überrascht von dieser Interpretation. „Das war nicht meine Inspiration“, sagte er dem Sender BFM. „Das ist Dionysos, der Gott des Festes und des Weins“, fügte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht hinzu.


Die Wasserqualität in der Seine

Es ist ein Hin-und-her: Aufgrund hoher Schadstoffwerte mussten Wettkämpfe und Trainings in der Seine verschoben werden. Lange Zeit war in Paris darüber diskutiert worden, ob die Qualität des Wassers in dem Fluss wirklich gut genug ist, damit dort Wettkämpfe stattfinden können. 1,4 Milliarden Euro waren im Großraum Paris in den vergangenen Jahren in Kläranlagen und das Abwassersystem investiert worden, um die Wasserqualität zu verbessern.

In den sozialen Netzen machte sich viele Nutzer lustig über den Fluss. „Der erste Schwimmer kam aus der Seine zurück und sagte, die Wasserqualität sei gar nicht so schlecht“, schrieb ein User, dabei postete er ein Bild des Herr der Ringe Charakters Gollum.


Yusuf Dikec und Kim Yeji: Sportschießen mit Style

Pistole in der rechten Hand im Anschlag, weißes T-Shirt, eckige Brille, die linke Hand in der Hosentasche. So nonchalant schoss der Sportschütze Yusuf Dikec die Türken im Mixed-Wettbewerb zur Silbermedaille. Normalerweise sind Sportschützen mit Hightech-Equipment ausgestattet. Er sei von Natur aus Schütze und brauche eben nicht viel Ausrüstung, sagte Dikec dem Sender Habertürk.

Auf den sozialen Medien wurde Dikec für sein cooles Auftreten gefeiert. Zahlreiche Nutzer auf X (vormals Twitter) fertigten Zeichnungen von ihm an. Andere scherzten, dass er sie an einen Auftragskiller, wie man ihn aus Hollywood-Filmen kennt, erinnere.

Doch nicht nur Dikecs Auftritt sorgte für Furore. Auch die Südkoreanerin Kim Yeji konnte das Internet begeistern – weil sie beim Schießen lässig aussieht. „Stars, von denen wir nicht wussten, dass wir sie brauchen“, nannte der offizielle X-Account der Olympischen Spiele die beiden. Auf Social Media wurde sie etwa „der James Bond der Olympischen Spiele“ genannt.


Spektakuläres Bild: Der fliegende Surfer Gabriel Medina

Der brasilianischen Surfer Gabriel Medina fliegt in der Luft, als stünde er auf Wolken. Dabei hat er den Zeigefinger ausgestreckt, die Geste für „Nummer eins“. Dem französischen Fotografen Jérôme Brouillet ist beim Surfwettkampf vor Tahiti in eine spektakuläre Aufnahme gelungen. Innerhalb weniger Tage erlangte das Bild auf dem Instagram-Account des Brasilianers mehr als acht Millionen Aufrufe.

„Wenn die Konditionen stimmen – Wetter, Wellen, Licht, richtige Position – und man weiß, wie man eine Kamera benutzt, dann kann man gute Bilder der Surfer in Teahupo'o machen“, erläutert Brouillet im Gespräch mit dem „Time Magazine“.


Huang Yaqiong: Erst Olympia-Gold, dann Verlobung

Ausgerechnet in der Stadt der Liebe hat die chinesische Badminton-Spielerin Huang Yaqiong einen unvergesslichen Tag erlebt. Zunächst gewann sie am Freitag in Paris gemeinsam mit Zheng Siwei Olympia-Gold im Mixed-Doppel, ehe ihr Freund Liu Yuchen ihr noch in der Halle einen Heiratsantrag machte.

Der chinesische Badmintonspieler Liu Yuchen (r) macht der Goldmedaillengewinnerin Huang Ya Qiong nach dem Goldmedaillenspiel im gemischten Doppel (Zheng Siwei/Huang Yaqiong) einen Heiratsantrag.

Der chinesische Badmintonspieler Liu Yuchen (r) macht der Goldmedaillengewinnerin Huang Ya Qiong nach dem Goldmedaillenspiel im gemischten Doppel (Zheng Siwei/Huang Yaqiong) einen Heiratsantrag.

Nach der Medaillenzeremonie in der La Chapelle Arena stand Liu, ebenfalls Badminton-Spieler, plötzlich vor seiner Freundin. Aus seiner Hosentasche holte er einen Verlobungsring hervor, sank auf die Knie und stellte die Frage aller Fragen – die 30-Jährige sagte „Ja“.

Huang gab im Anschluss zu, der Antrag sei „sehr überraschend“ gekommen: „Heute bin ich Olympiasiegerin geworden und habe mich verlobt. Ich denke, der Ring passt sehr schön an meinen Finger.“


„Pommel horse guy“ Stephen Nedoroscik: Ein Elektrotechniker wird zum Nationalhelden

Ein studierter Elektrotechniker, der einen Zauberwürfel innerhalb von zehn Sekunden lösen kann – der gleichzeitig Olympia-Bronzemedaillengewinner ist. Eine ungewöhnliche Kombination aus Fähigkeiten und ein perfekter Aufritt verhalfen dem US-Amerikaner Stephen Nedoroscik zu großer Berühmtheit.

Der als „pommel horse guy“ (dt. Pauschenpferd Typ) bekannt gewordene 25-jährige Gymnast setzte seine dicke schwarze Brille ab, die er wegen einer Augenkrankheit trägt. Und lieferte dann auf dem Pauschenpferd die Performance seines Lebens ab.

Stephen Nedoroscik auf dem Pauschenpferd.

Stephen Nedoroscik auf dem Pauschenpferd.

Der einzig für diesen Einsatz ins US-Turnteam aufgenommene Athlet konnte durch seine Wertung den USA zu ihrer ersten Medaille in 16 Jahren verhelfen.

„Ich bin fasziniert von diesem Typen im US-Männerturnteam, dessen einziger Job das Pauschenpferd ist. Also sitzt er einfach da, bis er wie ein Schläferagent aktiviert wird, nimmt seine Brille ab wie Clark Kent und zeigt eine Pauschenpferdübung“, kommentierte eine X-Nutzerin, deren Tweet mittlerweile über 500.000 Likes hat.

Das Einzel-Finale im Pauschenpferd lief am Samstagabend, Nedoroscik wurde von vielen X-Nutzern angefeuert und gewann schließlich die Bronzemedaille.


Die Turnkönigin Simon Biles und ihre Goldmedaillensammlung

Die Königin des Turnsports hat es wieder geschafft: Simone Biles. Die gerade mal 1,42 Meter große Athletin wird unlängst als „GOAT“ („greatest of all time“, dt. „die größte aller Zeiten“) bezeichnet. Nach ihren vier Olympiasiegen in Rio 2016 ersprang die 27-Jährige am Samstag in ihrer Paradedisziplin der Flugshow 15,300 Punkte und schraubte ihre olympische Goldbilanz auf sieben. Zuvor hatte sie in Paris schon in beiden Mehrkampfwettbewerben (Mannschaft und Einzel) triumphiert.

Die amerikanische Nationalheldin könnte sich in den kommenden Tagen zur erfolgreichsten Sportlerin dieser Sommerspiele krönen. In den Einzel-Finals Schwebebalken und Boden winken ihr am Montag schließlich zwei weitere (Gold-)Medaillen. Mit fünfmal Gold in der französischen Hauptstadt würde Biles sogar ihre fabelhaften Sommerspiele von Rio übertrumpfen, 2016 hatte sie in Summe vier Olympiasiege erturnt.


Die Olympischen Sommerspiele laufen noch bis zum 11. August. Genug Zeit also für weitere unerwartete Helden, Netz-Sensationen und sportliche Höchstleistungen. (mit dpa/afp/sid)