Die Eröffnungsfeier in Paris sorgt für Begeisterung – Kritik gibt es am „queeren Abendmahl“. Auch Russland und Ungarn ätzen gegen die Zeremonie.
Häme aus Russland und von Orban„Christentum verspottet“ – Katholische Kirche kritisiert Olympia-Eröffnungsfeier
Während die Eröffnungszeremonie bei den Sportlern, Organisatoren und beim TV-Publikum ein Erfolg war, wird am Tag danach auch scharfe Kritik an der pompösen Show in Paris laut, insbesondere aus der katholischen Kirche. In einer Szene sei das Christentum verspottet und verhöhnt worden, hieß es in einem am Samstag veröffentlichten Schreiben französischer Bischöfe.
Olympia-Eröffnungsfeier: Kritik an „queerem Abendmahl“
Kritik kam auch aus Deutschland. „Das queere Abendmahl war allerdings ein Tiefpunkt und in der Inszenierung völlig überflüssig“, postete der Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Stefan Oster, im sozialen Netzwerk X.
Bei der umstrittenen Szene hatten Dragqueens gemeinsam mit Tänzern und Performern auf einer Brücke über die Seine offenbar das letzte Abendmahl Christi mit seinen Jüngern in der Version von Leonardo da Vinci nachgestellt – und zwar parodierend als Transgender-Party und Modeschau.
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Bischöfe: Christen durch Provokation und Übertreibung verletzt
Prominenteste Darstellerin war Nicky Doll, bekannt für die Moderation des Drag Race France, die bereits im Vorfeld der Spiele die olympische Fackel ein Stück getragen hatte.
Laut Einschätzung der französischen Bischöfe wurden Christen auf allen Kontinenten durch die Provokation und Übertreibung verletzt. Abgesehen davon lobten die Bischöfe den Auftakt und schrieben, es habe wunderbare Momente der Schönheit, der Freude und des Glücks gegeben.
Die Wortmeldung der Bischöfe stieß in den sozialen Netzwerken am Samstag unterdessen schnell auf Kritik. Das „Letzte Abendmahl“ sei in der Vergangenheit bereits auf diverse Arten nachgestellt worden, ausgerechnet die „queere“ Darstellung zu kritisieren, sei homophob, hieß es von den Kritikerinnen und Kritikern.
Hohn und Spott aus Russland: „Kultureller Selbstmord“
Scharfe Kritik und viel Hohn und Spott für die pompöse Eröffnungsfeier in Paris kam unterdessen am Samstag auch aus Russland. Außenamtsprecherin Maria Sacharowa machte sich in ihrem Telegram-Kanal über die Feier auf der Seine lustig, die im russischen Fernsehen nicht live übertragen wurde, und führte dabei eine lange Mängelliste auf.
„Ich hatte nicht vor, mir die Eröffnung anzusehen. Aber nachdem ich die Fotos gesehen hatte, konnte ich nicht glauben, dass es sich nicht um ein Deepfake oder Photoshop handelte“, schrieb Sacharowa. Die „lächerliche Eröffnungszeremonie unter freiem Himmel“ habe die Gäste gezwungen, „stundenlang im strömenden Regen zu sitzen“, spottete die russische Diplomatin, die sich seit Kriegsbeginn immer wieder mit schrillen, anti-westlichen Statements zu Wort meldet.
Putin-Verbündeter Viktor Orbán wettert gegen Eröffnungszeremonie
Sacharowa verhöhnte zudem den „Verkehrszusammenbruch“, den Anschlag auf das französische Schienennetz, und echauffierte sich wortreich über die Auftritte verschiedener queerer Künstler. Ein Sprecher der russisch-orthodoxen Kirche schrieb in diesem Zusammenhang, dass es sich um „kulturellen und historischen Selbstmord“ handele. Sacharowa hingegen sprach von einer „Gay-Pride-Parade“ in Paris, bei der Christen verspottet worden seien.
Ähnlich äußerte sich auch Ungarns Regierungschef Viktor Orbán, der als engster Verbündeter von Kremlchef Wladimir Putin innerhalb der EU gilt. Die Eröffnungsfeier habe „den moralischen Verfall des Westens“ veranschaulicht, befand der Ungar und prangerte am Samstag in einer Rede in Rumänien eine „Entledigung“ der „metaphysischen Bindungen an Gott, das Vaterland und die Familie“ in westlichen Ländern an.
Olympia-Macher weisen Kritik zurück
Dies habe zu „einem Mangel an öffentlicher Moral geführt, wie Sie sehen konnten, wenn Sie gestern die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele gesehen haben“, erklärte Orban in Aile Tusnad vor der dort lebenden großen ungarischen Gemeinde. „Westliche Werte, die lange Zeit als universell galten, werden von vielen Ländern auf der Welt zunehmend als inakzeptabel angesehen und abgelehnt“, sagte Orban, womit er sich auf Staaten wie China, Russland, Indien oder die Türkei bezog.
Die Olympia-Macher verwiesen auf die Kunst- und Meinungsfreiheit und wiesen die Kritik zurück. Organisationschef Tony Estanguet betonte, die Show habe zum Nachdenken anregen sollen und sei mit dem IOC abgestimmt worden. „Unsere Absicht war es nie, unverschämt zu sein“, sagte der Regisseur der Eröffnungszeremonie, Thomas Jolly. (das/dpa/kna)