Morsbacher liebt BergläufeMarkus Mey ist gleich sechs Mal Deutscher Meister
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Schleiden-Morsbach – Er läuft und läuft und läuft. 140 Kilometer pro Woche sind für Markus Mey keine Seltenheit. Und auch die Titelsammlung des 51-Jährige ist alles andere als alltäglich. Sechs deutsche Meistertitel in sechs verschiedenen Disziplinen holte er in diesem Jahr. „Das macht kein Mensch. Das ist schon irgendwie verrückt“, sagt der Morsbacher und schmunzelt. Er ist nicht nur ein wenig verrückt, sondern auch als Läufer unheimlich vielseitig.
War er Anfang April in Hannover im Marathon in der Altersklasse M50 nicht zu schlagen, war er nur eine Woche später noch acht Kilometer länger unterwegs. Beim Ultramarathon über 50 Kilometer in Wolfenbüttel gewann Mey in seiner Altersklasse ebenfalls. „Die Form stimmte. Und ob ich jetzt 42 oder 50 Kilometer laufe, ist auch egal“, so Mey.
Zehn Kilometer auf der Tartanbahn
Und nur sechs Tage später ging es für den Eifeler auf eine ganz andere Strecke: 10.000 Meter auf der Tartanbahn in Pliezhausen standen auf dem Programm. Es sei ein taktisches Rennen gewesen, was ihm ein wenig zugutegekommen sei. Trotz der viel kürzeren Strecke und dem eher ungewohnten Untergrund, war das Ergebnis dasselbe: Mey war nicht zu schlagen und sicherte sich den Titel.
Dass Markus Mey sportverrückt ist, stellte der Morsbacher bereits im vergangenen Jahr unter Beweis. „Solang der Erfolg da ist, passt das mit dem Stress“, sagte Mey nach dem Sieg beim Halbmarathon in Hamburg.
Nur wenige Tage später folgte ein Sieg bei den deutschen Berglaufmeisterschaften in Garmisch-Partenkirchen, der für Außenstehende fast unglaublich erscheint.
Mey machte sich freitags um 20 Uhr spontan auf den Weg nach Bayern. Kam um 2 Uhr an und schlief, weil er kein Hotel gebucht hatte, einfach im Auto. Am nächsten Tag gewann er den Berglauf und weil die Siegerehrung erst zwei Stunden nach dem Überqueren der Ziellinie anstand, lief er noch zehn Kilometer durch die Gegend.
Nach der Siegerehrung machte er sich dann sofort auf den Heimweg in die Eifel. Der Schlafmangel am Wettkampftag sei eigentlich kein Problem. „Es kommt häufiger vor, dass man die Nacht vor dem Lauf nicht gut schläft. Hat man die Tage davor gut geschlafen, ist das dann völlig okay“, erklärte der Morsbacher. (tom)
Dann folgte eine unfreiwillige Zwangspause, die sich im Nachhinein aber als wertvoll herausstellen sollte. Im Sommer infizierte sich Mey mit dem Coronavirus. Die Folge: zwei Wochen kein Training, komplette Regeneration war angesagt. Bevor der 51-Jährige wieder die Laufschuhe anzog, ließ er sich in der Bonner Uni-Klinik durchchecken. „Die Ärzte waren von den Werten begeistert. Trotz meiner Zwangspause“, erinnert sich der Eifeler, der anschließend ins Trainingslager an den Gardasee fuhr.
Dort habe er zwei Mal am Tag trainiert, praktisch sei er immer gelaufen oder mit dem Rad gefahren. 160 Kilometer spulte Mey nach eigenem Bekunden pro Woche ab und holte sich so die Grundfitness für die Meisterschaften im Herbst. Dass er die Weltmeisterschaft in Finnland wegen seiner Corona-Erkrankung absagen musste, wog da schon nicht mehr schwer.
Mitte September wurde Mey in Saarbrücken deutscher Meister im Straßenlauf über zehn Kilometer – der vierte Titel in diesem Jahr. Genug? Nein! Nur zwei Wochen später stand Mey wieder ganz oben auf dem Treppchen.
Mey ließ in Ulm der Konkurrenz keine Chance
Diesmal ließ der 51-Jährige bei den deutschen Meisterschaften im Halbmarathon in Ulm der Konkurrenz keine Chance. Das halbe Dutzend an Titel machte der Morsbacher dann bei den deutschen Titelkämpfen im Berglaufen in Berchtesgarden perfekt. Was Mey aber noch mehr als den Sieg in der Altersklasse freute: der 17. Rang im Gesamtklassement.
„Dass ich Profis und weitaus jüngere Läufer hinter mir gelassen haben, ist schon richtig gut“, sagt er. Und so ganz nebenbei sicherte sich Mey bei den World Masters Mountain Running Championship in Irland den Titel in der Altersklasse M50 – praktisch im Vorbeilaufen.
Mey fokussiert sich auf Bergläufe
Im kommenden Jahr will sich der Morsbacher auf die Bergläufe konzentrieren. „Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich da keine Chance habe. Aber ich komme aus der Eifel, da kann ich auch gut trainieren, auch wenn ich manche Berge eben zwei-, dreimal in einer Einheit einbaue“, so Mey, der immer ohne Musik auf den Ohren läuft oder Rennrad fährt.
Er wolle die Natur genießen. Dafür sei er ja schließlich draußen. Und beim Radfahren, so Mey, sei es auch ein Sicherheitsaspekt. „Ohne Musik höre ich einen Lkw oder ein Auto und kann möglichst rechts fahren“, erklärt er.
Von seinem Schien- und Wadenbeinbruch im Jahr 2013 spüre er nichts mehr. Lediglich beim Bergablaufen sei er etwas vorsichtiger, weil er nicht umknicken wolle.