AboAbonnieren

„Maischberger“„Erstklassige Arbeit“ – Lauterbach bekennt sich zu Wieler

Lesezeit 3 Minuten
Lauterbach Maischberger 170222

Karl Lauterbach (l.) und Sandra Maischberger 

Am Mittwochabend war Karl Lauterbach in der ARD-Sendung „maischberger.die woche“ zu Gast. Im Einzelgespräch äußerte sich der Bundesgesundheitsminister zu den am selben Tag von der Bund-Länder-Runde beschlossenen Lockerungen der Corona-Regeln. Bei aller Freude über die jetzt langsam zurückgehenden Inzidenzen und der eher geringen Anzahl von schweren Krankheitsverläufen bei Omikron: Von einem „Freedom Day“ am 20. März könne aber keine Rede sein, so Lauterbach. „Ich benutze diesen Begriff überhaupt nicht und finde auch nicht, dass er angemessen ist“, sagte der Minister.

Auch nach dem 20. März gebe es noch immer Personen, die das Coronavirus gefährde - etwa ältere Menschen, bei denen die Impfungen nicht so gut wirke. „Für diese Menschen wird es nie eine wirklich volle Freiheit geben“, betonte Lauterbach. „Ich finde es daher nicht richtig, so zu tun, als wenn es für jeden komplett Normalität gäbe.“ Die Welt werde auch nach dem 20. März nicht so sein wie vor Beginn der Pandemie. „Wir haben eine zusätzliche Krankheit die nicht mehr weg geht, die ansteckender ist als die Grippe und tödlicher ist als die Grippe“, so der SPD-Politiker.

Lauterbach prangert fehlende Solidarität Ungeimpfter an und bekennt Misserfolg

Der Gesundheitsminister setzte sich mit Blick auf den Herbst für eine allgemeine Impfpflicht ein. Noch immer seien zehn bis zwölf Prozent der älteren Bevölkerung ungeimpft, daher würden dann vermutlich wieder Maßnahmen verschärft werden, um diese Menschen zu schützen. „Die Debatte, die jetzt keiner mehr hören will, kommt dann erneut, und nur deshalb, weil es hier eine kleine Gruppe in der Bevölkerung gibt, die nicht bereit ist, sich solidarisch einzubringen in die Bekämpfung der Pandemie“, fand Lauterbach klare Worte.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bezüglich der Impfkampagne räumte der Gesundheitsminister einen Misserfolg ein. Die Appelle hätten wenig geholfen. „Wir kommen an diejenigen, die nicht impfwillig sind, sehr schlecht heran“, bekannte er. Das sei nicht nur ein Problem der jetzigen Regierung, sondern bestehe bereits seit eineinhalb Jahren. Bei den Menschen, die sich jetzt erstmals impfen ließen, handele es sich in erster Linie um jüngere Menschen. Kinder und Jugendliche seien offenbar „vernünftiger als die Erwachsenen“.

Lauterbach bekennt sich zu Lothar Wieler

Sandra Maischberger fragte nach dem Verhältnis Lauterbachs zum Chef des Robert Koch-Instituts (RKI) Lothar Wieler. Wegen der Verkürzung des Genesenenstatus auf drei Monate Mitte Januar hatte es Spannungen mit dem Gesundheitsminister gegeben. Dieser bekannte sich in der Sendung eindeutig zu Wieler, fand aber auch offene Worte. Jeder habe seine Stärken und seine Schwächen, aber „Herr Wieler macht eine erstklassige wissenschaftliche Arbeit“, sagte Lauterbach. Das vom RKI errechnete Modell habe beispielsweise auf den Tag genau den Scheitelpunkt der Omikron-Welle vorhergesagt. Er gehe fest davon aus, antwortete er auf die konkrete Frage der Moderatorin, dass Wieler auch im Sommer noch im Amt sein werde.

Lauterbach kritisiert „Bild“-Zeitung

Dann äußerte sich Lauterbach zu den angeblich widersprüchlichen Entscheidungen rund um die Veränderungen beim Genesenenstatus. Zuletzt war berichtet worden, das RKI würde die Gültigkeit wieder auf sechs Monate anheben. Dies sei schlicht nicht wahr, es würden weiterhin die im Januar beschlossenen drei Monate gelten. Das RKI habe seitdem gar nichts verändert. Man müsse vorsichtig sein, was Medien berichteten: „Ich will es noch mal ganz klar sagen: Es ist nicht alles wahr, was in der 'Bild'-Zeitung steht!“, prangerte Lauterbach an.

Zu dem Vorwurf, er sei ein Panikmacher und würde der Bevölkerung Angst machen, sagte der Kölner: „Ich versuche, die Dinge so zu beschreiben, wie sich sich aus meiner Sicht realistisch entwickeln“. Er versuche aber auch, Übertreibungen zu vermeiden, und habe beispielsweise die Lockerungsbeschlüsse vom Mittwoch mit erarbeitet. Er habe auch nichts dagegen, wenn Medien eine politische Position vertreten, so Lauterbach, prangerte aber erneut die Springerpresse an: „„Ich werde insbesondere von der 'Bild'-Zeitung als Panikmacher oder Panikminister beschrieben, und das ist aus meiner Sicht Kampagnenjournalismus.“ (cme, mit dpa)