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Lisa Stansfield„Starallüren? Nur mit gutem Grund!“

Lesezeit 4 Minuten

Während des Rundschau-Interviews lässt Lisa Stansfield immer wieder ihr ansteckendes Lachen hören. (Foto: Schmülgen)

Oh, Mann diese Stimme! Dass die Singstimme von Lisa Stansfield großartig ist und jede Menge Soul hat, weiß man seit ihrem Welthit "All around the world". Aber ihre Sprechstimme ist noch mal ein anderes Kaliber: tief, rau, man möchte fast zum Wörtchen "versoffen" greifen, dazu ein kehliges, erdiges Lachen. Und das, obwohl sie vor drei Jahren mit dem Rauchen aufgehört hat. "Mein Mann Ian und ich haben jeder drei Päckchen pro Tag geraucht - es hat bei uns einfach nur gestunken!" Sagt's und lässt dazu ihre - man möchte fast sagen: dreckige - Lache ertönen. Derbe Wortwahl inklusive.

Aber der Geruch im Hause Stansfield war nicht der einzige Grund. "Ich merkte plötzlich, dass ich die höheren Töne nicht mehr ganz gut hinbekam. Aber jetzt: Alles wieder frei - die Töne kommen, ohne dass ich mich anstrengen oder drüber nachdenken muss!" erzählt sie im Gespräch mit der Rundschau. Das kann man auf ihrem neuen Album "Seven", das heute erscheint, wunderbar hören - und dann noch einmal live überprüfen, wenn sie am 19. Mai im Theater im Tanzbrunnen auftritt.

Vor zehn Jahren erschien ihre letzte CD "The Moment" - alles andere als ein Verkaufsschlager wie die Vorgängeralben. War sie danach frustriert? "Ehrlich gesagt nicht sonderlich, denn es ist das Album, das ich am wenigsten mag!" Wie kommt's? "Trevor Horn, der Produzent, wollte unbedingt mit mir zusammenarbeiten. Und für einen flüchtigen Moment gefiel mir das Resultat. Aber heute im Rückblick habe ich dadurch für mich bestätigt bekommen, dass ich keine wirkliche Popkünstlerin bin - sondern ein Soulgirl."

Die zehn neuen Songs - ein properer Mix aus Tanzbarem und Balladen - hat wieder Ehemann Ian Devaney produziert. Die beiden kennen sich seit der Schule, seit den 80ern machen sie gemeinsam Musik. Die Liebe gestanden sie sich aber erst sehr viel später ein. "Wir waren wohl immer schon ineinander verliebt. Aber wir haben nie drüber gesprochen, weil wir ja zusammen gearbeitet haben. Man hätte ja alles aufs Spiel gesetzt, wenn man Sex miteinander gehabt hätte und das wäre schief gegangen. Aber irgendwie war es dann doch unvermeidlich..." Und die beiden passen in jeder Hinsicht gut zusammen - auch dass sie beide regelmäßig ihren Hochzeitstag vergessen.

Nur Spaß gehabt, Zeit genommen

In den vergangenen zehn Jahren hat Lisa ein wenig geschauspielert, mit Ian an neuen Songs gearbeitet - und "mal nur Spaß gehabt, einfach Zeit genommen, gekocht, gebacken". Die Branche hat sich extrem verändert in dieser Zeit, das weiß auch Lisa Stansfield. "Aber diese neue Technologie sollte als extrem positiv betrachtet werden. Das Netz eröffnet jemandem, der mit der Musik anfängt, die ganze Welt. Früher gab es doch zwischen dir und deiner Musik und dem Publikum einen riesigen Haufen Mist, durch den du dich mit einem kleinen Löffel durchgraben musstest! Auch wenn es damals vielleicht so aussah, mein Erfolg kam nicht über Nacht!"

Denn als die heute 47-Jährige ihren Durchbruch 1989 mit "People hold on", "This is the right time" und "All around the world" hatte, war sie schon lange Jahre im Geschäft. Und trotzdem: "Wenn so etwas passiert, ist das völlig verrückt, denn es passiert so schnell, wie ein Schnellball, der größer und größer wird. Zunächst denkst du noch, du kannst es kontrollieren. Aber dann kannst du dich nur noch treiben lassen."

Momente mit Starallüren

Stieg das zu Kopf? Gab es Momente mit Starallüren, die ihr heute peinlich sind? "Nicht viele, und meist gab es auch einen Grund. So flog ich einmal aus den USA nach Paris für eine Fernsehshow, durfte danach für zwei Tage nach Hause, um dann wieder in die USA zu fliegen. Die Aufzeichnung dieser Show in Paris dauerte endlos, und so habe ich gebeten, dass man mich meine zwei Songs singen lässt, damit ich mein Flugzeug nicht verpasse. Und als sie das nicht gemacht haben, sagte ich Ihnen ,F... off' und bin gegangen." Die Strafe folgte aber auf dem Fuße: "Ich musste am Flughafen zwei Stunden auf meinen verspäteten Flieger warten!" Sprach's und lacht noch einmal so wunderbar dreckig.

Die neue CD "Seven" erscheint am 31. Januar bei edel.

Am 19. Mai tritt Lisa Stansfield im Kölner Tanzbrunnen auf, Karten bei KölnTicket, Tel. 0221 / 2801.