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Karin Slaughter-Thriller„Die Vergessene“ ist der zweite Einsatz für Andrea Oliver

Lesezeit 2 Minuten

Karin Slaughter 

Köln – Ein Mädchen, ungewollt schwanger, wird zusammengeschlagen in einer Gasse gefunden. Im Koma bringt sie das Kind zur Welt, um danach zu sterben. Der Täter wird niemals gefunden, der Vater bleibt unbekannt. Mit dieser schaurigen Ausgangssituation startet Karin Slaughter ihren neuen Thriller „Die Vergessene“, in dem zum zweiten Mal Andrea Oliver im Einsatz ist.

Seit „Ein Teil von ihr“ hat sie eine Marshall-Ausbildung absolviert, ihren Dienst tritt sie in Longbill Beach an, dem Ort, wo vor 40 Jahren Emily Vaughan grausam ums Leben kam – und in der Andreas eigener Vater Clayton als junger Mann nicht nur wohnte, sondern auch zu Emilys Freundeskreis gehörte.

Der erste Band wurde von Netflix verfilmt

Im – von Netflix verfilmten – erste Band musste Andrea erfahren, dass ihre Mutter Laura ihr jahrzehntelang verschwiegen hatte, dass sie sich im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms vor Clayton verstecken: Diesen „zum Massenmord entschlossenen psychopathischen Sektenführer“ hatte Laura an die Polizei verraten und ins Gefängnis gebracht.

Im Rahmen ihres neuen Jobs soll Andrea nun eine erzkonservative Bundesrichterin schützen, die Todesdrohungen erhalten hat – und ihres Zeichens Mutter der toten Emily ist. Und um die Verwicklungsschraube noch ein wenig mehr anzudrehen, lässt Slaughter Andrea vermuten, dass ihr Vater Clayton auch Emilys Baby gezeugt haben und diese Tochter Judith ihre Halbschwester sein könnte.

Doch in dem kleinen Städtchen lungern 40 Jahre nach der Tat noch die anderen Mitglieder von Emilys Clique: Ihre ehemals beste Freundin Ricky betreibt unfreiwillig den Familien-Diner. Ihr mittlerweile Ex-Mann Nardo, dem Ricky schon als Teenie verfallen war, hält junge Frauen auf einer Farm mehr oder minder gefangen. Unterstützt wird er dabei von Dean Wexler, der ihrer aller Lehrer an der High School und nicht nur verbal übergriffig war. Kurzum: Die Bösen von damals haben alles andere als eine moralische Läuterung durchlaufen.

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Gewohnt geschickt lässt Erfolgsautorin Slaughter die Handlung Haken schlagen, schickt Leserschaft und Ermittler gleichermaßen durch ein Labyrinth der Vermutungen und Anschuldigungen – und legt schließlich eine plausible Lösung vor.

Als deutscher Leser ist man allerdings extrem irritiert über den vermeintlichen Kodex einer amerikanischen Kleinstadt: In Null-Komma-Nichts wird die beliebte Musterschülerin Emily als Schulschlampe gebrandmarkt, bis auf ein Mädchen und einen Jungen hält niemand mehr zu ihr. Diese Form der sozialen Isolierung ist für den Plot notwenig und effektvoll – aber ist sie wirklich plausibel? Man mag es sich nicht vorstellen.

Karin Slaughter: Die Vergessene. Aus dem amerikanischen Englisch von Fred Kinzel. HarperCollins, 525 S., 24 Euro.