AboAbonnieren

Konzert in Lanxess-ArenaLizzo überschüttet ihre Kölner Fans mit Liebe

Lesezeit 3 Minuten
Lizzo bei ihrem Auftritt in Köln

Lizzo bei ihrem Auftritt in Köln

In der Kölner Lanxess Arena überschüttet die US-amerikanische Sängerin, Rapperin und Songschreiberin ihre Fans mit Liebe, Leben und Wärme.

Melissa Viviane Jefferson hat einen Wunsch. Der zugleich Bitte, Botschaft und Auftrag ist: „Close your eyes and say: I Love you. You´re beautiful. And you can do anything. You’re special.” Schließ’ deine Augen und sag’: Ich liebe dich. Du bist schön. Und du kannst alles tun. Du bist besonders. Um das anschließend mit „Special“, dem Titelstück ihres vierten Albums, noch mal zu unterstreichen: „In case nobody told you today: You’re special.“ Das gelingt Lizzo so furios, mit so viel souligem Flow, so viel Wahrhaftigkeit und vokaler Wärme, dass die Kölner Arena hernach unter Applaus-Eruptionen förmlich erbebt.

„Special“ ist Programm

Um den Mund der 34-Jährigen zuckt es, ihre Augen füllen sich mit Tränen, kurz ringt sie um Beherrschung, dann lässt sie die salzigen Perlen einfach kullern. Hier wird eine von ihren Gefühlen überfraut. Weil sie, geballt und tausendfach, das zurückbekommen hat, was sie aussendet: Liebe.

Das Kölner Konzert ist eins von nur dreien, das die US-amerikanische Sängerin, Rapperin und Songschreiberin in Deutschland gibt. „Special“ verleiht der Tour ihren Namen. „Special“ ist Programm. Angefangen mit einer Protagonistin, die stolz auf Instagram verkündet: „Ich habe zugenommen. Ich sehe fantastisch aus“ über eine Bühnenbesetzung, die mit drei Backgroundsängerinnen, DJ Sophia, vier Musikerinnen und zehn (erfreulich sixpackfreien) Tänzerinnen komplett aus Frauen besteht bis hin zu Stücken und Statements, die Stellung gegen BMI-Diktatur, Rassismus, Homophobie und Mysogynie beziehen. Wer dick, schwarz, queer und weiblich ist, weiß nur zu gut, wogegen es da anzurappen, zu singen und zu tanzen gilt.

Alles zum Thema Lanxess Arena

Majestätisch, sexy, glamourös

Wenn Lizzo Punkt 21 Uhr wie eine dea ex machina mit wallenden dunklen Locken aus dem Bühnenboden auftaucht, in einem raffinierten bugattiblauen Glitzerflammen-Outfit, das dank eines hautfarbenen Bodysuits überall da Nacktheit vorgaukelt, wo tatsächlich keine ist, wirkt das zugleich unglaublich majestätisch, unglaublich sexy und unglaublich glamourös. Im Verlauf der nächsten fast zwei Stunden wird die Frau aus Detroit das Bild der glitzernden Göttin aus der Maschine dann lustvoll konterkarieren und demontieren.

Göttinnen sagen nicht Sätze wie „In Deutschland bin ich zu hundert Prozent eine Schlampe“ (wobei sie das deutsche Wort für Bitch vom Publikum übersetzen lässt). Göttinnen spielen nicht Querflöte (was sie studiert haben) und wackeln dabei exzessiv mit dem Popo. Sie blenden bei „Rumors“ (Gerüchte) nicht so lustige Fake-News wie „Did you see Adele and Lizzo at the Strip Club?“, „She partied with Beyoncé!” oder „She married herself because no man is good enough“ ein. Sie kennen keinen Dank: „Thank you for teaching me to love myself“. Und sie weinen auch nicht.