Landauf, landab tun sich Theater, Opern- und Konzerthäuser schwer. Der Start in die Spielzeit 2022/23 lief in Köln nicht berauschend, aber seit Dezember kommen die Zuschauerinnen und Zuschauer langsam wieder zurück.
Die Zuschauer kommen zurückKölner Bühnen und Gürzenich-Orchester legen wieder zu
Nein, zufrieden sei er natürlich nicht, gibt Intendant Stefan Bachmann unumwunden zu. Denn von September bis November konnte das Schauspiel Köln nur eine Auslastung von 65 Prozent verzeichnen. Damit sieht es im Depot aber ähnlich aus wie bei anderen städtischen Institutionen: Bei Konzerten des Gürzenich-Orchesters waren im Schnitt 69 Prozent der Plätze belegt, in der Oper sogar nur 62 Prozent.
Die Zahlen seien „absehbar gewesen, keine Überraschung“. Denn in den letzten Monaten waren die Klagen über mangelnden Zuschauerzuspruch nicht abgerissen. Bachmann hingegen hatte nie „Bedenken, dass sich der Trend ändern“ werde.
Rabatte im Dezember
Und das tat er im Dezember und Januar. Vor Weihnachten lockte das Schauspiel mit Rabattaktionen, was die Auslastung auf 81 Prozent ansteigen ließ. Seit Jahresbeginn läge man mittlerweile sogar bei 92 Prozent, sagt Bachmann – und die leichte Verwunderung darüber klingt in seiner Stimme mit. Ob es so bis zum Ende der Spielzeit weitergeht, weiß er natürlich nicht. Aber „die Kurve zeigt, dass es sich normalisiert“.
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Rückschlüsse auf die künftige Programmgestaltung könne man aus den Zahlen nicht ziehen. Die 91 Prozent bei „König Lear“ oder 83 Prozent beim „Eingebildeten Kranken“ ließen vielleicht die Vermutung zu, „dass die Menschen auf bekanntere Titel setzen.“ Aber ,Love me more’ läuft auch gut – trotz des englischen Titels und der Bezeichnung „Crossover-Projekt“ liegt es mit 82 Prozent gut über dem Durchschnitt.
Schwund der Abonnenten
69 Prozent Auslastung machen auch das Gürzenich-Orchester nicht rundherum glücklich. Im Vergleich: In der letzten Saison vor der Pandemie lag man bei 87, davor auch mal bei 91 Prozent. „Eine gewisse Entwöhnung“ attestiert Geschäftsführer Stefan Englert dem Publikum. So habe es einen Schwund bei den Abonnenten gegeben, „und das im Einzelkartenverkauf aufzuholen ist komplett schwierig“, so Englert.
Doch auch die Abonnenten kämen langsam, aber sicher zurück, hier verzeichnet man ein Plus von 20 Prozent. Und während bereits im Dezember die Zuschauerzahlen stiegen, liege man im Januar schon bei rund 75 Prozent. „Und das nächste Konzert der Abo-Reihe am 12. Februar mit Lorenzo Viotti ist so gut wie ausverkauft!“ freut sich Englert.
Neu-Opernintendant Hein Mulders sieht sich mit der Tatsache konfrontiert, dass in den ersten drei Monaten seiner Debütspielzeit vor allem die Wiederaufnahmen die Zuschauerinnen und Zuschauer ins Staatenhaus lockten: „Turandot“ mit 83 und „Die Entführung aus dem Serail“ mit 73 Prozent lagen über dem Schnitt von gerade mal 62 Prozent. „Les Troyens“, die große Eröffnungsproduktion, kam nur auf 55 Prozent. „Es war ein ambitionierter Auftakt“, sagt Mulders. „Und wir haben immer noch zu kämpfen“, eine Tatsache, die er auch bei anderen Häusern beobachtet. „Doch das Publikum erholt sich Schritt für Schritt.“
So kam die Neu-Produktion „Cenerentola“ auf rund 80 Prozent, die Wiederaufnahme von Michael Hampes „Bohème“ wenig überraschend auf rund 90 Prozent. „Die großen Stücke ziehen immer mehr Publikum“ weiß Mulders und blickt deshalb zuversichtlich auf die nächsten Premieren wie „Der fliegende Holländer“ oder Verdis „Luisa Miller“.
Gute Zahlen beim Tanz
Kaum getrübt: der Enthusiasmus der Tanzfans. Die Gastspiele in Staatenhaus und Oper kamen auf 89 Prozent, Sharon Eyals „Chapter 3“ schoss mit 99 Prozent den Vogel ab. Die fünf Aufführungen von Richard Siegal verbuchten im Schnitt 78 Prozent.