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Diskussion um provokante ZeilenAntilopen Gang prangern Antisemitismus nach 7. Oktober an

Lesezeit 3 Minuten
Die Rapper der Antilopen Gang: Danger Dan, Panik Panzer und Koljah (Archivbild)

Die Rapper der Antilopen Gang: Danger Dan, Panik Panzer und Koljah (Archivbild)

Der neue Song der Antilopen Gang thematisiert Antisemitismus nach dem 7. Oktober. Manche Zeile gilt Greta Thunberg oder Olaf Scholz – und sorgt für Diskussionen.

Die deutsche Hip-Hop-Band Antilopen Gang hat sechs Monate nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel ein Lied über die gesellschaftliche Lage und judenfeindliche Stimmung seitdem verfasst. „Oktober in Europa“ sei „wie von selbst“ entstanden – „aus einer Notwendigkeit heraus“, schrieben die Musiker als Kommentar zu dem Lied, etwa bei YouTube.

Als sie sich als Band im November zum Liederschreiben zusammensetzten, habe der 7. Oktober alle Gedanken und Gespräche überschattet. „Jeder Versuch eines Liedes, das dieses Thema umschifft, kam uns falsch und belanglos vor – nicht zuletzt angesichts des vielsagenden Schweigens der meisten anderen Musiker.“

Antilopen Gang: „Ein Lied, das dieses Thema umschifft, kam uns falsch vor“

In dem Song heißt es etwa im Part von Danger Dan (Daniel Pongratz): „Ist auch kompliziert, muss man einfach beide Seiten seh’n. Wenn Terroristen Frau’n in Leichenhaufen vergewaltigen.“ Oder: „Davidsterne werden an die Haustüren gesprüht – Ist das jetzt diese sogenannte Israel-Kritik?“

Im Teil von Rapper Panik Panzer (Tobias Pongratz) kommen folgende Zeilen vor: „Mein Taxifahrer redet wie ein Nazi. Führe lieber keine Diskussionen auf der Party. Freunde und Freundinnen mit starken Überzeugungen. Hamas-Propaganda an Kreuzberger Häuserwänden.“ Kolja (Kolja Podkowik) rappt: „Die Zeiten sind rau und ich weiß nicht genau. Ob ich mich trau’, morgen nochmal in die Zeitung zu schau’n.“

„Oktober in Europa“ von Antilopen Gang sorgt für Diskussionen im Netz

Im Netz sorgen die Liedzeilen derweil für Kontroversen. Während der Song einerseits als „unfassbar wichtig“ und dringend benötigte „innerlinke Kritik“ gelobt wird, gibt es derweil auch Kritik daran, dass die 35.000 Toten im Gazastreifen in dem Songtext nicht zur Sprache gebracht wurden. Mitunter wird über einzelne Formulierung hitzig diskutiert.

Auch aus der Politik gibt es Reaktionen auf den Song. Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt lobte im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) „Oktober in Europa“ als „großartiges Lied der Antilopen Gang zum 7. Oktober und der Stimmung in Deutschland“.

Es sei „sehr bemerkenswert“, dass auch der Kanzleramtschef das Lied „großartig“ findet, schrieb wiederum der CDU-Politiker Matthias Hauer. Schließlich sei in dem Song „Kritik an seinem Chef Olaf Scholz“ enthalten. An einer Stelle des Songs heißt es: „Und der Kanzler hört sich so bestürzt an. Danach trinkt er Tee mit den Mördern.“

Antilopen Gang kritisieren Kanzler Scholz und Greta Thunberg

Die Rapper, die in ihren Liedzeilen auch Greta Thunberg mit der Zeile „Überraschung: Auch Greta hasst Juden“ kritisieren, haben die Kommentarfunktion unter dem Instagram- und YouTube-Beitrag, der den Song enthält, unterdessen deaktiviert.

Der Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober und die kriegerische Reaktion Israels im Gazastreifen haben in Deutschland und weltweit antisemitische Reaktionen ausgelöst. Es ist der längste und blutigste Krieg Israels seit dem Unabhängigkeitskrieg 1948 – und ein Ende ist nicht in Sicht. (das/dpa)