Die Stiftung Naturschutzgeschichte sucht noch nach historischen Landschaftsaufnahmen.
Wie beim GeocachingApp soll Schüler im Kreis Euskirchen für Heimatunterricht begeistern
Man sieht sie überall in der Eifel, auf Hügeln und in Wälder recken sie ihre langen weißen Hälse in den Himmel. Windräder. Sie prägen heute das Aussehen der Landschaft. Vor wenigen Jahren war das noch anders. Viele junge Menschen können sich vielleicht gar nicht vorstellen, wie das aussah. Und genau darauf fußt die Idee des Heimatcachings von Jürgen Rosebrock und Dr. Hans-Werner Frohn von der Stiftung Naturschutzgeschichte aus Königswinter.
„Da geht es darum, Schülerinnen und Schülern ihre Heimat näherzubringen, vor allem den Landschaftswandel“, erklärt Rosebrock. Mithilfe von historischen Fotos sollen Schulklassen die Veränderungen der Landschaft über die Jahrzehnte sehen und verstehen lernen. Aber nicht einfach trocken in einem Klassenzimmer, sondern draußen in der Natur und mithilfe einer App. „Damit das bei den Schülerinnen und Schülern ankommt“, so Rosebrock. Mit GPS-Daten sollen sie an bestimmte Punkte in der Landschaft geführt werden. „Da sollen sie sich dann erst mal umgucken“, sagt Frohn.
Im nächsten Schritt gehe es darum, die Aussicht mit historischen Fotos zu vergleichen, die an dieser Stelle aufgenommen wurden. Neben anschaulichen Informationen soll es in der App auch Videos von Zeitzeugen und Experten geben, die sich die Schüler vor Ort angucken können. Über die interaktive Gestaltung solle den jungen Menschen klar werden, dass die Veränderung der Landschaft auch etwas mit ihnen zu tun habe und sie anregen, diesen Wandel mitzugestalten. Man wolle den Blick weg vom Smartphone in die Landschaft lenken und zum Diskurs anregen, so Frohn.
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Konflikte durch Veränderung der Landschaft
In Rollenspielen solle die Perspektive von verschiedenen Charakteren wie beispielsweise den Landwirten, den Naturschützern oder den Windparkbetreibern eingenommen werden. „Dass sie einfach sehen: Die Veränderung der Landschaft ist immer mit Konflikt verbunden“, so Frohn. Dabei gehe es nicht nur um markante Punkte wie Windparks, auch kleinere Veränderungen wie Flurbereinigungen sollen zur Sprache kommen. Weil das Ganze an das Geocaching angelehnt sei, habe man das Projekt „Heimatcaching“ getauft. Es knüpfe an die Lernpläne an und habe Berührungspunkte mit verschiedenen Fächern, berichtet Frohn weiter.
Am besten lasse es sich mit einer Projektwoche in den Schulalltag integrieren. „Im Vorfeld haben wir schon bei einigen Schulen angefragt. Das prinzipielle Interesse ist da“, so Frohn. Jetzt muss das Ganze nur noch richtig fertig werden. Denn eine App gibt es noch nicht. Daran werde gearbeitet, sagt Rosebrock.
Tatsächlich haben sie ein anderes Problem. Sie hätten sich vorgestellt, dass sie schnell tolle Fotos finden würden und die Aufnahmeorte einfach auszumachen seien. „So einfach war es aber nicht“, berichtet Rosebrock. Es sei oft schwierig gewesen, die Orte wiederzufinden und dahin zu gelangen. Und dann stimmten häufig die Sichtachsen nicht mehr. So habe an einer Stelle ein Haus die Sicht versperrt, an einer anderen sei an der Stelle, wo das Foto geschossen wurde, inzwischen ein großer Baum gewachsen. Wieder andere Standorte befanden sich auf privaten Grundstücken oder in steilen Abhängen.
App soll bis Ende 2024 einsatzbereit sein
Inzwischen habe man drei Orte mit Geschichte und Zeitzeugen zusammen: Blankenheim mit Umgebung, Hellenthal und Schwerfen. Dabei soll es aber nicht bleiben. Deshalb freue man sich über jeden, der ihnen historische Bilder zur Verfügung stellen könne. Einzige Voraussetzung: Die abgebildeten Orte müssen in NRW liegen, denn das Projekt läuft über eine Förderung des Landesministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung. Bis Ende 2024 soll das Heimatcaching einsatzbereit sein. Einen ersten Testlauf gebe es im Sommer, da werde ein Didaktiker das Ganze mit Lehramtsstudierenden ausprobieren, berichtet Frohn.
Das Projekt sei zunächst für die Oberstufe konzipiert, aber im Idealfall gebe es später zwei Versionen, eine etwas kindgerechtere und eine für die Großen. Im Übrigen werde das Material, das sich die Schüler in der App an den jeweiligen Standorten angucken können, auch immer in analoger Form vorhanden sein, damit keine Ungleichheit entstehe, falls ein Jugendlicher kein Smartphone habe. Deponiert werden die Materialien wie beim echten Geocaching in einer Schatzkiste.
Historische Landschaftsaufnahmen gesucht
Historische Aufnahmen von Landschaften sind laut Jürgen Rosebrock und Dr. Hans-Werner Frohn gar nicht so leicht zu finden. Die beiden suchen deshalb nach wie vor nach guten Bildern aus dem vergangenen Jahrhundert, die dokumentieren, wie die Landschaft sich seitdem verändert hat. Vor allem Fotografien aus den 1950er-Jahren sind gefragt.
Wichtig sei, dass klar erkennbar sei, wo das Foto gemacht wurde. Auch an den Geschichten zu den Fotos sind die beiden interessiert. Wer für das Projekt Bilder zur Verfügung stellen möchte, kann sich per Mail oder telefonisch unter 0 22 23/70 05 76 an Rosebrock wenden. (jre)
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