Eine breite Allianz aus Vertretern von Judentum, Christentum und Politik ruft am 8. Mai zu einer Demo am Dom gegen den Auftritt des „Pink Floyd“-Mitbegründers Roger Waters in der Lanxess-Arena auf.
„Ein geschichtsloser Antisemit“Wie Köln gegen den Auftritt von Roger Waters demonstriert
„Wish you were not here – Keine Bühne für Antisemitismus“ wird in Kürze auf Plakaten in Köln zu lesen sein. Es ist eine Anspielung auf ein legendäres Album der britischen Band Pink Floyd von 1975 und eine klare Ansage an deren Mitbegründer Roger Waters (79). Am Dienstag, 9. Mai, will der wegen seiner Israel-Kritik hochumstrittene Musiker mit seiner Band in der Lanxess-Arena auftreten. Dagegen wurde im Vorfeld vielfach Protest laut, doch die Forderung an das Arena-Management, das Konzert abzusagen, hatte keinen Erfolg. Allerdings läuft der Kartenverkauf nicht sonderlich gut, es sind noch viele Plätze frei.
Demo auf dem Roncalliplatz
Nun ruft ein breites Bündnis aus Vertretern von Judentum, Christentum und Politik alle Bürger dazu auf, bei einer Kundgebung am Montag, 8. Mai, um 17 Uhr auf dem Roncalliplatz gegen den Auftritt von Waters zu demonstrieren. „Ein solches Konzert in unserer Stadt ist inakzeptabel. Wir lassen nicht zu, dass antisemitische Parolen unter dem Deckmantel der Kunst Raum in Köln finden“, erklärte Bettina Levy vom Vorstand der Kölner Synagogen-Gemeinde am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.
Dort zitierte Kölns Stadtdechant Robert Kleine aktuelle Aussagen von Waters bei Instagram, die er als „krude, geschmacklos, subtil, geschichtsklitternd und antisemitisch“ bezeichnete. Waters habe sich mit der NS-Widerstandskämpferin Sophie Scholl verglichen und ein Foto ihres Grabsteins gepostet. Die ermordeten Juden, die 1938 in jener Festhalle in Frankfurt zusammengetrieben wurden, in denen Waters am 28. Mai auftreten will, habe er mit den Palästinensern gleich gesetzt.
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„Warum machen Sie das, Herr Waters?
Der evangelische Stadtsuperintendent Bernhard Seiger betonte, man dürfe nicht schweigen, sondern müsse „Worte und Taten eines antisemitisch denkenden Menschen als solche benennen“. Dazu gehöre die Frage an den Künstler: „Warum machen Sie das, Herr Waters? Warum säen Sie Hass und Verachtung?“ Seiger warnte vor einem „schleichenden Weg zur Salonfähigkeit des Antisemitismus“. 1933 und 1938 habe das Schweigen der breiten Mehrheit eine öffentliche Meinung salonfähig gemacht, die nur eines sei: „würdelos, unmenschlich und ganz und gar unchristlich“.
Von einer „wunderbaren großen Allianz“ sprach Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Er kritisierte Waters in scharfer Form, nannte ihn einen „geschichtslosen Antisemiten“. Wenn die von Waters unterstützte antiisraelische Bewegung „Boycott, Divestment and Sanctions“ (BDS) fordere „Kauft nicht bei Juden“, sei das „eine Originalkopie der Nazipropaganda“, so Wilhelm. „Da gibt es nichts zu interpretieren oder zu relativieren.“
Johannes Platz, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Köln, ergänzte: „Roger Waters ist ein Feind der Juden weltweit.“ Er dämonisiere Israel und schüchtere systematisch Künstler ein, die in Israel auftreten wollen. Waters selbst hat die Vorwürfe gegen ihn stets zurückgewiesen. Er betont, er sei kein Antisemit, sondern setze sich lediglich für die Rechte der Palästinenser ein.
Auch Vertreter von Grünen, CDU, SPD, FDP, Linken und Volt im Stadtrat schlossen sich dem Aufruf zur Demo gegen Waters an. Er hoffe sehr, sagte Bernd Petelkau (CDU), dass das Zeichen, das man hier gemeinsam setze, vom Betreiber der Lanxess-Arena verstanden werde, so „dass hier Wiederholungen definitiv ausgeschlossen sind“. Das Arena-Management wollte sich auf Anfrage nicht äußern, ob man bereit sei, künftig keine Verträge mehr für Auftritte von Roger Waters in Köln zu schließen.
Auf Aktionen am 9. Mai, dem Tag des Konzerts, will das Bündnis bewusst verzichten.