Köln – Köln ist die einzige deutsche Millionenstadt mit einer über 2000-jährigen Geschichte und seit dieser Woche um eine besondere Auszeichnung reicher. Mit der Aufnahme des „Niedergermanischen Limes“ in die Liste der Unesco-Welterbe-Stätten hat Köln neben dem Dom nun ein zweites Weltkulturerbe. Wie berichtet, hat das Unesco-Komitee den 400 Kilometer langen Abschnitt der römischen Außengrenze entlang des Rheins zwischen Bad Hönningen-Rheinbrohl und der Nordsee zum Welterbe erklärt.
Der Grenzwall, der wegen seiner Lage am Fluss auch „nasser Limes“ genannt wird, umfasst auf Kölner Stadtgebiet drei römische Bodendenkmäler von herausragender Bedeutung – drei einzigartige Zeugnisse der fast 500-jährigen römischen Geschichte im Rheinland.
Praetorium
Unter dem Rathaus liegen die Überreste des antiken Statthalterpalastes. Er war Amtssitz des römischen Statthalters in der Provinz Niedergermanien, deren Hauptstadt Köln war. In der 50 nach Christus gegründeten Claudia Colonia Ara Agrippinensium (CCAA) residierte der militärische Oberbefehlshaber am Rhein.
Das Praetorium ist einer der am besten erhaltenen römischen Paläste. Generationen von Kölnern haben die Ausgrabungen als Schüler besichtigt, doch seit April 2019 ist die unterirdische Anlage wegen Bauarbeiten geschlossen.
Hier entsteht das Museum im Quartier (MiQua), welches Archäologische Zone und jüdisches Museum unter einem Dach vereint. Mit einer Eröffnung ist angesichts der Verzögerungen beim Bau nicht vor 2025 zu rechnen. Doch dann soll nicht nur das Praetorium in neuem Glanz erstrahlen, auch der besonderen Bedeutung Kölns im Rahmen des Welterbes wird Rechnung getragen. „Das MiQua wird die zentrale Vermittlungsstelle für den gesamten niedergermanischen Limes“, betont Dr. Alfred Schäfer vom Römisch-Germanischen Museum (RGM).
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Im neuen Museum, das der Landschaftsverband Rheinland (LVR) betreibt, soll das römische Köln anhand der originalen antiken Bausubstanz sowie moderner digitaler Rekonstruktionen lebendig werden.
Kastell Divitia
„Die von 308 bis 315 errichtete Festung ist die einzige römische Militäranlage im Rechtsrheinischen. Bei ihrer Einweihung war Kaiser Konstantin persönlich anwesend“, erläutert Thomas-Georg Tremblau (69), Vorsitzender des „Fördervereins Historischer Park Deutz“, der sich seit zehn Jahren für den Erhalt und die Sichtbarmachung des römischen Erbes einsetzt. Das Kastell diente als Brückenkopf ins Germanengebiet rechts des Rheins, schützte die hölzerne Brücke der Römer.
Der Name Divitia geht auf die 22. Legion der Divitenses zurück, daraus entstand der Name Deutz. Das Kastell, auf dessen Resten heute die Kirche Alt St. Heribert und ein Seniorenstift stehen, war der Nukleus für die Entwicklung des rechtsrheinischen Kölns. Seine Ausmaße lassen sich anhand verschiedenfarbiger Pflasterungen erahnen, gut zu erkennen sind die Reste des Osttores neben dem Lanxess-Tower.
Der Förderverein hat aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen Infotafeln, Beleuchtung und ein Bronzemodell des Kastells finanziert, widmet sich mit viel Engagement der Pflege der Anlage. Die Stadt will voraussichtlich 2022 eine professionelle Beschilderung samt Digitalangeboten aufstellen lassen. Kurios: Mitten auf dem Kastellgelände betreibt der LVR, der bei der Welterbe-Bewerbung federführend war, einen gammeligen Parkplatz.
Flottenlager Alteburg
Die dritte Kölner Welterbe-Stätte des römischen Limes liegt im Villenviertel Marienburg, westlich der Straße An der Alteburger Mühle. Hier befand sich das Hauptquartier der Römerflotte am gesamten Niederrhein. Heute steht auf dem Gelände unter anderem das polnische Generalkonsulat, in dem noch Überreste der Alteburger Mühle aus dem 18. Jahrhundert stecken.
Römische Spuren sind im Stadtbild dort nicht zu finden, doch zeugen etwa Grabsteine römischer Flottenkommandanten von der Existenz des Stützpunkts. Laut Schäfer soll der Standort eine Beschilderung erhalten. „Wichtige zentrale Standorte wie das Nordtor des Flottenlagers oder die rheinseitige Front auf Höhe Alteburger Mühle bedürfen einer entsprechenden Erläuterung.“ Kastell Deutz und Flottenlager sollen nach der Generalsanierung des RGM im Museum neue Präsentationen bekommen. Der LVR plant einen Radwanderweg, der alle Limes-Stätten verbindet.