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Lanxess ist 20 Jahre altVon der "Resterampe" zum Spezialchemiekonzern

Lesezeit 3 Minuten
Seit September 2013 steuert Lanxess seine weltweiten Geschäfte von Köln-Deutz aus.

Seit September 2013 steuert Lanxess seine weltweiten Geschäfte von Köln-Deutz aus. 

Der Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess ist jetzt 20 Jahre alt. Zeit zurück und nach vorne zu blicken.

„Wir können Wandel“, sagte Lanxess-Chef Matthias Zachert beim Rückblick auf 20 Jahre Unternehmensgeschichte am Dienstag in Köln. Damals hätten 17.000 Menschen das Mutterschiff Bayer verlassen und seien von einem Giganten zu einer noch unbekannten Firma gewechselt. Heute hätten sie ihren Platz gefunden und könnten stolz auf das Geleistete sein.

Am 31. Januar 2005 erfolgte die Erstnotiz der Lanxess-Aktie an der Frankfurter Börse. Die Ausgliederung aus Bayer wurde sichtbar. Intern an den Start gegangen war Lanxess Monate vorher. Am 1. Juli 2004 schon war Lanxess intern gestartet und operierte weitestgehend eigenständig. In die Unabhängigkeit führte den Ableger, der sich auf das Chemie- und große Teile des bisherigen Bayer-Kunststoffgeschäfts konzentrierte, als Vorstandsvorsitzender Axel C. Heitmann.

Zum Start gab es auch Zweifel am Erfolg

Im Zuge des Börsenganges hatten die Bayer-Aktionäre für je zehn Aktien ein Lanxess-Papier erhalten. Experten fanden die Aufspaltung richtig. Dass Lanxess eine glückliche Zukunft haben würde, galt aber einigen noch lange nicht als ausgemacht. Sie verwiesen etwa darauf, dass sich Lanxess im konjunkturabhängigen Massegeschäft mit Chemie und Kunststoff bewegen müsse. Es war sogar von „Resterampe“ die Rede, wie auch Zachert, der damals Finanzvorstand war, ins Gedächtnis rief. Das habe angespornt und Energien freigesetzt.

Im Portfolio musste aufgeräumt werden. Lanxess trennte sich von der Geschäftseinheit Papier, den hochelastischen Dorlastan-Fasern und dem Geschäft mit Chemikalien für die Textilverarbeitung. Andererseits konzentrierte Lanxess das Geschäft mit der Feinchemie in Saltigo und kaufte im Bereich Kautschuk zu sowie bei weiteren Produkten für die Reifenherstellung. Lanxess wurde Mitglied im Dax 30, dem exklusiven Club der größten deutschen börsennotierten Unternehmen, als führender Gummihersteller aber auch abhängig von der Autoindustrie mit ihren Konjunkturschwankungen.

Zachert, der nach einer Station als Mitglied der Geschäftsleitung und Chief Financial Officer bei Merck am 1. April 2014 Vorstandschef von Lanxess wurde, setzte auf die Spezialchemie. Das Kautschuk-Geschäft wurde zunächst in das Gemeinschaftsunternehmen Arlanxeo, das mit Saudi Aramco betrieben wurde, eingebracht. Damit begann der Ausstieg aus dem Polymergeschäft.

Statt dessen investierte Lanxess in das Geschäft mit Desinfektionsmitteln, Mittel für den Materialschutz, Flamm- und Schmierstoffadditiven oder Produkten für Aroma- und Duftstoffe. Im April 2023 schließlich gründeten Lanxess und Advent ein Joint Venture, das das Engineering Materials-Geschäft von DSM mit dem bisherigen Lanxess-Bereich für Hochleistungskunststoffe bündelte.

Wir können Wandel und wir können uns wandeln.
Matthias Zachert, Lanxesss-Chef

Lanxess habe Umbrüche erlebt, die Lehman-Pleite, die nachfolgende Finanzmarktkrise sowie die aktuellen Kriege und Krisen, die die Weltwirtschaft dämpften und stelle sich den Herausforderungen der Digitalisierung. Das Unternehmen, das inzwischen im MDax notiert ist, nehme in seinen Geschäftsbereichen Top 3 Positionen ein, so Zachert. Es sei bereit, wenn die Wirtschaft wieder anziehe. Im abgelaufenen Jahr war Lanxess bei deinem Umsatz von 6,37 Milliarden in die roten Zahlen gerutscht. Gleichzeitig legte Zachert ein Bekenntnis zum Standort Köln ab, wo seit 2013 die Konzernzentrale steht.

NRW-Ministerpräsident Wüst gratulierte

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst nannte in einem Grußwort die Entscheidung zur Aufspaltung des Bayer-Konzerns weitsichtig. Sie sei erfolgreich, Lanxess sei ein innovativer Chemiekonzern, der langfristig Arbeitsplätze sichere. Für Wüst ist aber eine neue Energiepolitik nötig, weil die Industrie wegen hoher Kosten nicht mehr in Deutschland investiere. Dabei sei der Standort NRW so gut, dass dank sicherer Energieversorgung, Datenleitungen und den nötigen Fachkräften Microsoft im Rheinischen Revier ein neues Rechenzentrum errichte.

Wichtig sei grundlegende Bildung, um für künftige Herausforderungen gewappnet zu sein. 100.000 Kinder verstünden nicht ausreichend Deutsch, denen Zugang zur Bildung ermöglicht werden müsse. Deshalb investiere NRW hier kräftig.