Anika van Aaken leitet ein Forschungszentrum der Lanxess AG in China. Wir haben mit ihr über ihr Leben in China und die Arbeit dort gesprochen.
Lanxess-Teamleiterin„Shanghai ist unfassbar modern und ständig im Wandel“

Anika van Aaken, Lanxess-Managerin und Leiterin des Lanxess Forschungs- und Entwicklungszentrums (AADC) in Shanghai (China)
Copyright: Lanxess
Seit Mitte 2021 leitet Anika van Aaken das APAC Application Development Center (AADC) in Shanghai. Die Niederrheinerin absolvierte ihr Maschinenbau- Studium an der RWTH Aachen und ist seit 2017 bei Lanxess. Über ihre Arbeit und ihr Leben in China sprach Dierk Himstedt mit ihr.
Was war Ihr erster Eindruck von Shanghai?
Das erste Mal war ich 2018 anlässlich einer Dienstreise in Shanghai, und ich war einfach total geflasht. Man sieht die Stadt und ist sofort in ihren Bann gezogen. Sie ist unfassbar modern. Und jedes Mal, wenn man hinfährt, hat sich die Stadt verändert. Vieles passiert in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit.
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Wenn Sie das Leben in Deutschland mit dem in China vergleichen, was fällt Ihnen als Allererstes ein?
In China habe ich im Grunde genommen mein ganzes Leben im Handy – unter anderem zahle ich sämtliche Einkäufe damit. Das führt dazu, dass ich in Deutschland öfter Mal mein Portemonnaie vergesse, weil ich gar nicht mehr gewohnt bin, bar zu zahlen.
Was ist noch anders?
Es gibt schon selbstfahrende Autos und die Züge sind pünktlich. Wenn Sie in Shanghai zum Bahnhof gehen, dann hat man eher das Gefühl, an einem Flughafen zu sein, auch wegen der Sicherheitschecks. Erst, wenn der Zug – in der Regel auf die Minute – einfährt, wird man aufs Gleis gelassen. Und mit Hilfe der Markierungen auf dem Boden weiß man genau, wo sich der reservierte Sitzplatz befindet. Einer meiner Favoriten-Services: Am Sitzplatz sind QR-Codes platziert, die man per Handy einscannen kann, und für die nächste Haltestelle werden dann drei Burger von McDonald“s pünktlich in den Zug geliefert.
Wie reagieren die Menschen in Deutschland, wenn Sie von China erzählen?
Sehr unterschiedlich: Ich glaube, dass es noch viele Vorurteile gibt in Deutschland. Ich persönlich mag die Chinesen, ich mag deren Spirit und den Arbeitswillen, den man dort erlebt. Und auch die Geschwindigkeit, wie sich das Leben dort verändert. Wenn ich dann in der Heimat mal ein paar Dinge erzähle, wie modern Shanghai ist, dann kommt oft ein positiver Unglaube zurück – so nach dem Motto: „Das kann man sich ja hier gar nicht vorstellen.“
Was macht die chinesische Gesellschaft so effizient?
Wenn ich mich recht entsinne, entstand unsere Anlage auf rund 3600 Quadratmetern, auf zwei Stockwerken, in weniger als einem Jahr. Aber was ich faszinierend finde, dass sie trotz dieser Geschwindigkeit zum Beispiel was die Umweltauflagen angeht, sehr streng sind. Für meinen Forschungsstandort waren das vor allem Kontrollen für Abwasser oder Müll. Aber die Effizienz, mit dem die Chinesen das alles gleichzeitig machen, ist schon verblüffend.
Wie sind die Deutschen in China angesehen?
Wir werden schon sehr positiv gesehen. Und die etwas klischeehaften Tugenden wie Pünktlichkeit, Disziplin oder Fleiß werden den Deutschen immer noch nachgesagt, obwohl das ja nicht mehr so ganz zutrifft. Und durch die Sozialen Medien sind die Chinesen inzwischen auch gut über andere Kulturkreise informiert.
Und wie erleben Sie die Shanghai-Chinesen?
In einer Metropole wie Shanghai ticken die Menschen natürlich anders als auf dem Land. Das ist dort nicht anders als bei uns. Die Chinesen in der Großstadt sind sehr modern und wirtschaftsorientiert. Das ist auch kein Wunder, weil Shanghai als wichtigstes wirtschaftliches Zentrum in China gilt. Aber auch was die Mode angeht, sind die Shanghai-Chinesen weit vorne.
Sie sind Rheinländerin. Gibt es Parallelen in den Mentalitäten?
Die Chinesen sind ein herzliches Volk, das kann ich zumindest von den Freunden und Bekannten sagen, die ich dort habe. Man sagt zwar, dass es ein bisschen dauert, bis man in die privaten Kreise der Chinesen reinkommt. Aber wenn man dann mal aufgenommen ist, gehört man quasi zur „Familie“. Ich bin aber auch ein offener Mensch und gehe gerne auf andere zu und habe damit nur gute Erfahrungen gemacht.
Zu Ihrer Arbeit: Wie ist das Team, mit dem Sie arbeiten, aufgestellt?
Ich habe rund 50 Mitarbeitende. Der Frauen- und Männer-Anteil ist – anders als das zum Beispiel in Deutschland oft der Fall ist – ungefähr pari, und ich habe ausschließlich Chinesinnen und Chinesen im Team. In Shanghai haben wir zudem das erste Lanxess-Entwicklungszentrum, das mehrere Forschungsbereiche in einem Haus hat.
Gibt es besondere Aufgaben bei der Leitung des Teams?
Das Team zu leiten, beinhaltet grundsätzlich dieselben Herausforderungen wie an jedem anderen Ort der Welt. Kulturell sind die Unterschiede im Arbeitsalltag nicht wirklich spürbar. Mag sein, dass es auch daran liegt, dass wir alle Wissenschaftler sind. Businesssprache ist Englisch. Und wir sprechen uns mit Vornamen an. Im chinesischen wäre das etwas komplizierter, da sagt man stets Nachname und Vorname zusammen, also in meinem Fall wäre das „van Aaken, Anika“.
Ist in China ein Thema, dass der Boss eine Frau ist?
Ich werde immer mal darauf angesprochen, aber das ist für mich kein Thema. Ich finde auch nicht, dass es als Frau schwierig ist, in China ein solches Team zu leiten. Im Gegenteil, ich bin von Geschäftspartnern immer mit sehr viel Respekt behandelt worden.
Was ist das Forschungsziel Ihrer Abteilung?
Wir decken eine große Spannweite ab: Wir forschen an Zusatzstoffen für Kunststoffe und Schmiermittel. Dann arbeiten wir mit material-schützenden Stoffen (sogenannten „Material Protections“) wie zum Beispiel Desinfektionsmittel, Anti-Schimmel- oder Anti-Fäulnis-Mittel. Und dazu haben wir 2022 ein Bio-Labor eröffnet, das mit Bakterienstämmen forscht.
Über wie viel Budget im Jahr verfügen Sie?
Die Forschungsbudgets geben wir öffentlich nicht bekannt.
Was ist der Grund, dass Lanxess in China eine solche Forschungsabteilung betreibt?
Zum einen sind die Produktvoraussetzungen des chinesischen Marktes anders – sprich, andere Kundenbedürfnisse oder andere Normen, andere rechtliche Vorgaben. Und wenn man im chinesischen Markt Chemie-Produkte verkaufen möchte, dann muss man vor Ort sein. Es geht auch darum, sich schnell an den Markt anzupassen und auf Kundenbedürfnisse einzustellen. Wenn das immer erst nach Deutschland wandern würde, wäre der gesamte Ablauf viel zu langsam. Der wichtigste Treiber ist der riesige chinesische Markt, den wir nutzen wollen.
Um das zu erreichen, müssen Sie viel Zeit in China verbringen. Sie leben daher in einer Fernbeziehung mit Ihrem Mann. Wie funktioniert das?
Wir versuchen, uns möglichst oft zu sehen. Mein Mann versucht auch, mich in China zu besuchen. Er liebt Shanghai sehr. Ich kann auch zeitweise von Deutschland aus arbeiten, was auch Vorteile im Beruf mit sich bringt, weil ich dann auch persönlich in der Konzernzentrale mit den Chefs über unsere Ergebnisse in China sprechen kann. Und glücklicherweise habe ich einen verständnisvollen Ehemann, der mich bei der Entscheidung unterstützt hat, den Job in Shanghai zu übernehmen.
Was machen Sie in Shanghai in Ihrer Freizeit?
Am Wochenende, wenn ich mein Islandpony in Deutschland vermisse, dann reite ich bei einer Freundin, die Pferde dort hat. Und seit zwei Jahren habe ich noch ein aufwendiges Hobby begonnen. Und aktuell mache ich noch meinen Flugschein.