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Uniklinik KölnWenn der Patient im Bett raucht

Lesezeit 5 Minuten

Nur eine Übung: Mitglieder der Werkfeuerwehr retten einen „Patienten“ aus seinem verrauchten Zimmer.

Köln – „Rauchen ist ein riesiges Risiko.“ Zwar kommt es vergleichsweise selten vor, dass ein Patient im Bett, im Flur oder auf der Toilette raucht – aber doch immer wieder. Und deshalb wird Franz-Josef Alshut nicht müde zu betonen, wie problematisch das Rauchen ist – weil es großes Gefahrenpotenzial birgt.

Der 54-Jährige ist Chef der 43-köpfigen, hauptamtlichen Werkfeuerwehr (siehe Info-Text „Zahlen und Fakten“), die die Uniklinik Köln wie andere Hochschulkliniken auf Anordnung der Bezirksregierung vorhalten muss. In seiner Amtszeit hat er schon „zig Brände“ gesehen – vom klassischen, durch eine achtlos weggeworfene Kippe ausgelösten Papierkorbbrand im Arztzimmer bis hin zum Zimmerbrand im 20-stöckigen Bettenhaus. Notfalls müsste sogar eine ganze Etage evakuiert werden. Zu diesem Szenario für Patienten und Belegschaft ist es zwar noch nicht gekommen, doch üben die Wehrleute immer wieder solche Katastrophenfälle, um im Ernstfall gewappnet zu sein.

Werkfeuerwehr ist gut gerüstet

Seit dem verheerenden Feuer in der Bochumer Uniklinik Bergmannsheil mit Toten und Verletzten sind der Brandschutz beziehungsweise baurechtliche Konsequenzen für öffentliche Gebäude aktuelle Themen nicht nur im Düsseldorfer Landtag. Auch in Kliniken und Krankenhäusern wird über den Fall diskutiert. Zum jetzigen Zeitpunkt will sich die Kölner Uniklinik aber nicht dazu äußern, ob die Bochumer Katastrophe möglicherweise landesweit zu zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen führen könnte. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, begründet Kliniksprecher Timo Mügge noch einmal die Haltung seines Hauses.

Dessen ungeachtet sieht sich die Werkfeuerwehr gut gerüstet für die breite Aufgabenpalette, mit der sie tagtäglich konfrontiert wird. Vieles davon ist unspektakulär. „Wir haben 5000 bis 6000 Einsätze im Jahr, davon sind 4000 bis 4500 Arbeiten auf Baustellen“, erklärt Alshut. Von denen hat das Klinikum eine ganze Menge – die größte ist das neue Ambulanzgebäude zur Versorgung von Krebspatienten (Centrum für Integrierte Onkologie), das derzeit an der Joseph-Stelzmann-Straße hochgezogen wird. Vor Ort müssen Rauchmelder abgeschaltet werden, damit kein Fehlalarm ausgelöst wird, so Alshut, Kontrollgänge fallen an, etwa bei Schweißarbeiten. Im Bettenhaus mit seinen 509 Betten ist ein Brandsicherheitswachdienst sogar stationär eingerichtet. Rund um die Uhr fänden Kontrollgänge statt, sagt der Feuerwehrchef, für den diensttuenden Beamten gibt es einen eigenen Ruheraum.

Das ganze Jahr über proben die Wehrleute – wie hier im Studierendenhaus auf dem Campus –, damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt. Denn sollte im Bettenhaus ein Feuer ausbrechen, muss schnell gehandelt werden.

Neben Menschenrettung und Brandbekämpfung gehört auch die Brandschutzunterweisung des Personals zu den Aufgaben der Wehr. Der Brandoberamtsrat: „Das Pflegepersonal spielt eine sehr wichtige Rolle. Im Ernstfall ist es etwa enorm wichtig, Türen zu schließen.“ Ungefähr 160 Mal im Jahr, schätzt Alshut, müssten Menschen aus stecken gebliebenen Aufzügen gerettet werden. Hinzu kommen das Warten der Atemschutzgeräte und der 3000 klinikeigenen Feuerlöscher, das Sichern des Hubschrauberlandeplatzes bei circa 230 Einsätzen im Jahr oder der Transport von Kinderärzten und Anästhesisten zu Notfällen.

12 000 Sprinklerköpfe allein im Bettenhaus

Auf dem gesamten Klinikgelände sind laut Alshut 20 000 Sprinklerköpfe montiert, davon allein 12 000 im Bettenhaus. Dazu kommen 44 000 Rauchmelder. Etwa 180 Mal pro Jahr schlage einer an. Etwa ein Drittel seien Fehlalarme, so Alshut, der Rest „ist sachgemäß ausgelöst worden“. Allerdings handele es sich meist um Bagatellen – ein angebrannter Toast, das auf dem Herd vergessene Essen. In solchen Fällen löscht die Werkfeuerwehr alleine. Lösen aber zwei Rauchmelder aus, wird zusätzlich die Berufsfeuerwehr der Stadt Köln alarmiert.

Notrufe beziehungsweise Warnungen von Rauchmeldern gehen in der Einsatzleitstelle auf der Wache an der Gleueler Straße ein.

Und wie ist die Zuständigkeit vor Ort geregelt? „Wir haben die Einsatzleitung“, so Alshut, und er erklärt warum: „Wir kennen die Verfahrensabläufe in den Häusern und verfügen über die nötige Ortskunde. Die Berufsfeuerwehr weiß zum Beispiel gar nicht, wo Gefahrengut lagert.“ Sollte aber die Berufsfeuerwehr doch einmal die Einsatzleitung haben – etwa wenn die öffentliche Sicherheit gefährdet sei – stünde die Werkfeuerwehr eben gerade wegen der Ortskunde immer zur Seite.

Um die Zusammenarbeit zu verbessern, wollen Werkfeuerwehr und die Wache 3 der Berufsfeuerwehr auf der Gleueler Straße ab Januar jeden Monat jeweils einen Feuerwehrmann bei der anderen Einrichtung hospitieren lassen. Eine Idee von Alshut, die bei der Berufsfeuerwehr auf offene Ohren stieß.

Und damit sie auch in der Praxis nicht aus der Übung kommen, soll voraussichtlich noch Ende des Jahres eine Brandübung im Bettenhaus stattfinden – in einer der beiden Etagen, die derzeit saniert werden.

Zahlen und Fakten

Die Werkfeuerwehr der Uniklinik Köln kümmert sich nach Angaben ihres Leiters Franz-Josef Alshut (Foto) seit 1983 um den Brandschutz auf dem 240 000 Quadratmeter großen Klinikgelände in Lindenthal. 1989 wurde die Wache an der Gleueler Straße gebaut.

Zu der hauptamtlichen Mannschaft zählen derzeit 43 Feuerwehrbeamte. Davon sind drei Frauen und vier Brandmeisteranwärter, wie die Azubis heißen. Den Altersdurchschnitt gibt Alshut mit 42 Jahren an. Rund um die Uhr sind acht bis zehn Feuerwehrleute auf dem Klinikgelände verfügbar. Das Team soll auf 50 Mann aufgestockt werden.

Die Werkfeuerwehr verfügt über zwei Löschfahrzeuge, ein Einsatzleitfahrzeug und einen Kommandowagen. Im Ernstfall, so Alshut, müsse sie innerhalb von fünf Minuten an jedem Standort auf dem Campusgelände eingreifen können. Um fit zu bleiben, finden jede Woche Übungen statt, darunter viele kleinere wie Leiter-, Lösch- oder Atemschutzübungen. Geprobt wird auch der Umgang mit Chemikalien und Schutzanzügen, da sich auf dem Gelände viele Labors befinden, das Gefahrenpotenzial also höher ist als in „normalen“ Krankenhäusern.

An echten Einsätzen hatte die Werkfeuerwehr in den vergangenen Jahren mehrere Bombenfunde, ein Leck in einer undichten Gasleitung, weshalb 32 Orthopädiepatienten verlegt werden mussten, und einen Kompressorbrand in einem Kellergeschoss. In keinem dieser konkreten Fälle kamen Menschen zu Schaden. (kri)

Kliniken der Stadt

Die Kliniken der Stadt Köln mit ihren drei Standorten in Merheim (752 Betten), Holweide (465) und Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße (292 mit Kinder- und Jugendpsychiatrie Holweide) kooperieren sehr eng mit der Kölner Berufsfeuerwehr. Eine Werkfeuerwehr wie am Uniklinikum sei weder gefordert noch üblich, so Sigrid Krebs von der Unternehmenskommunikation.

Alle Patientenbereiche verfügten über bauliche und technische Brandschutzmaßnahmen wie Brandschutztüren oder automatische Brandmeldeanlagen. Im Ernstfall werde die Berufsfeuerwehr über die Melder direkt alarmiert. Sprinkler gebe es nicht, sie seien im Krankenhaus weder vorgeschrieben noch üblich. Alle Gebäude, so Krebs weiter, hätten eine Brandmeldezentrale, in der Generalschlüssel und Gebäudepläne für die Feuerwehr bereitlägen. Die Berufsfeuerwehr habe für alle Liegenschaften eigene Einsatzpläne.

Pro Jahr finden laut Krebs rund 80 Brandschutzübungen für alle 4500 Mitarbeiter an den drei Standorten statt, dazu Räumungsübungen für kritische Bereiche. Darüber hinaus gibt es bei den Kliniken Köln ein internes Netzwerk von mehr als 120 Brandschutzhelfern aller Arbeitsbereiche. Diese speziell und regelmäßig geschulten Helfer informierten die Kollegen am eigenen Arbeitsort zu Themen des Brandschutzes. (kri)