Eine neue Studie der Uniklinik Köln will die Lebensqualität von Menschen mit Herzinsuffizienz verbessern. Dabei soll die Wirksamkeit von telefonischer Unterstützung erforscht werden.
Neue StudieUniklinik Köln sucht Teilnehmer mit Herzinsuffizienz

Herzkreislauferkrankungen sind hierzulande immer noch die häufigste Todesursache.
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Bei Herzkreislauferkrankungen ist das Zusammenspiel von Leib und Seele besonders groß. Menschen mit einer Herzleistungsschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt, etwa nach einem Herzinfarkt, sind nachweislich häufiger psychisch belastet. Und emotionaler Stress führt zu noch mehr Herzbeschwerden. „Ein Drittel empfindet das Leben als sehr anstrengend, ist oft bedrückt oder macht sich große Sorgen um seine Herzfunktion“, sagt Professor Christian Albus, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie an der Uniklinik Köln.

Prof. Dr. med. Christian Albus, Direktor, Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie an der Uniklink Köln, und Anne Greis, Behandlungsassistentin der Studie „Escape“
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Manchmal kommen noch andere Belastungen dazu, wie etwa der Tod des Partners. Dieser emotionale Stress erhöht das Risiko für die Herz-Patientinnen und -Patienten. „Psychischer Stress hat einen ungünstigen Effekt auf den Verlauf einer Herzinsuffizienz“, so Professor Albus. „Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Krankenhausbehandlung nötig ist oder sogar ein vorzeitiger Tod eintritt, ist um 50 Prozent erhöht.“
Genau dort setzt eine neue Studie der Uniklinik Köln an, die Christian Albus leitet. Denn eine Herzinsuffizienz lasse sich zwar gut behandeln, wenn eine Patientin oder ein Patient hochmotiviert sei. „Wer aber chronischen Stress hat, dem fällt es schwer, auf genug Sport, Ernährung und richtige Medikation zu achten“, sagt Professor Albus. Kardiologen oder Hausärzte können eine so engmaschige Betreuung jedoch zeitlich gar nicht bewerkstelligen. Das Projekt „Escape“ hat daher zum Ziel, Menschen ab 65 Jahren, die unter Herzinsuffizienz, weiteren Begleiterkrankungen und psychischen Belastungen leiden, regelmäßige psychologische Unterstützung anzubieten und dadurch ihre Lebensqualität zu verbessern.
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Wer chronischen Stress hat, dem fällt es schwer, auf genug Sport, Ernährung und richtige Medikation zu achten.
Hier kommt Anne Greis ins Spiel. Die Psychologin führt die Beratung in der Studie als so genannte „Care-Managerin“ telefonisch durch. Im Hintergrund steht ihr ein Spezialistenteam aus Ärzten und Psychologen zur Seite. Das Besondere: Sie steht auch mit den Hausärzten der Patienten in Rücksprache, um die Patienten bestmöglich zu unterstützen. „Nach einem gegenseitigen Kennenlernen sprechen wir über individuelle Probleme und setzen für jede Patientin und jeden Patienten spezifische Ziele fest. Das kann eine regelmäßige Bewegungsroutine sein oder eine Ernährungsumstellung“, erklärt Anne Greis. Wichtig sei es, Ansprechpartner bei Fragen und Problemen zu sein.
600 Menschen sollen an der europäischen Kernstudie teilnehmen, an der auch Dänemark, Litauen, Italien und Ungarn beteiligt sind. Es ist die erste ihrer Art in Europa. In Deutschland wird die Wirkung der psychologischen Unterstützung neben Köln auch in Hamburg, Göttingen und Leipzig erforscht. Die eine Hälfte der Patienten erhält neun Monate lang alle zwei bis drei Wochen Telefonanrufe des „Care-Managers“. „Es ist keine Psychotherapie. Wir unterstützen bei der Bewältigung der Herzerkrankung und von emotionalem Stress“, erklärt Greis. Die andere Hälfte der Teilnehmer fungiert als Kontrollgruppe und bekommt regelmäßige Untersuchungen. Angelegt ist die Studie auf anderthalb Jahre.
Hilfe bei der Diagnose von seelischen Erkrankungen
Professor Christian Albus und seine Mitarbeiter erhoffen sich weitere positive Nebeneffekte durch die Studie. „Wenn wir bei einer Teilnehmerin oder einem Teilnehmer eine seelische Erkrankung feststellen, die noch nicht behandelt wird, dann können wir eine direkte Hilfe vermitteln“, so Albus. Gespannt ist der Mediziner auf die Zusammenarbeit mit den Hausärzten. „Wie die ist, müssen wir im Rahmen der Studie natürlich erst mal herausfinden“, so Albus. In vergleichbaren Studien in den USA habe es zunächst Berührungsängste gegeben, die Allgemeinmediziner fürchteten Mehrarbeit. Das sei es nicht, so Albus: „Man muss es andersherum sehen. Nicht nur die Risikopatienten werden von uns unterstützt, sondern auch deren Hausärzte.“
Uniklinik sucht Studienteilnehmer
Für die „Escape“-Studie werden noch Teilnehmer gesucht. Voraussetzung für die Teilnahme ist ein Alter ab 65 Jahren, eine Herzinsuffizienz sowie weitere Begleiterkrankungen (zum Beispiel Diabetes). Gleichzeitig ist die emotionale Belastung hoch, es gibt Ängste oder Stress.
Erwartet wird eine Verbesserung der Lebensqualität, der Risikofaktoren oder der psychischen Belastung. Interessenten melden sich in der Uniklinik Köln bei Professor Christian Albus und Anne Greis (Foto), entweder telefonisch unter 0221/47839558 oder per E-Mail an Psychosomatik-escape@uk-koeln.de. (hes)