An der Uniklinik Köln entsteht ein moderner Neubau für die Prosektur. Das neue Anatomie-Gebäude soll Ende 2024 fertig sein. Bund und Land übernehmen die Baukosten von 76 Millionen Euro.
Uniklinik KölnGrundstein für neues Anatomie-Gebäude gelegt
Auf dem Gelände der Uniklinik Köln wurde am Mittwoch der Grundstein für den Neubau der Prosektur gelegt. Das ist der Teil der medizinischen Fakultät, in dem Studierende vom Sezieren und Präparieren des menschlichen Körpers lernen. Der Neubau ersetzt das Anatomie-Gebäude aus den 1960er Jahren, das an die Baustelle angrenzt, was später abgerissen werden soll.
Professor Gereon Fink, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität, erinnert sich, wie er selbst als Student in den 80er Jahren Anatomie-Kurse im der alten Prosektur belegte. „Und sogar da war die Technik schon veraltet“, sagt Fink. Bisher konnten die so genannten „Präp-Kurse“ ausschließlich im Wintersemester stattfinden: Die Lüftungsanlage reicht im Sommer nicht aus, um mit den mit Formaldehyd präparierten Leichen zu arbeiten.
Die neue Prosektur soll zwei Präparationssäle mit je 15 Präparationstischen und einer modernen Lüftungsanlage bekommen, sowie einen Histologiesaal mit 150 Arbeitsplätzen, jeder mit Mikroskop und Computer ausgestattet. Ab Ende 2024 sollen im Neubau pro Semester über 250 Studierende der Humanmedizin, der Zahnmedizin und der Neurowissenschaften ausgebildet werden.
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Das Land Nordrhein-Westfalen und der Bund finanzieren die Kosten des fünfgeschossigen Neubaus von rund 76 Millionen Euro jeweils zur Hälfte. NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes steckte am Mittwoch als Zeitzeugnis eine FFP2-Maske in der Zeitkapsel, die anschließend mit Stethoskop und Präparierbesteck im Grundstein versenkt wurde. „Der Prosektur-Neubau ist ein Meilenstein für die Verbesserung der Lehre an der Uniklinik Köln“, sagte Brandes in ihrem Grußwort. Besonders hervorgehoben wurde von ihr die Anatomie als Grundlage für den späteren Arztberuf, wie die Rolle von Organ- und Gewebeveränderungen bei der Entstehung von Krankheiten. „Dieses anatomische Wissen kommt später allen Patientinnen und Patienten zu Gute“, so die Ministerin.
Mortui vivos docent. Die Toten lehren die Lebenden.
„In den Büchern sind Arterien schön rot und Venen blau. Erst an echten Menschen lernt man, wie es wirklich aussieht.“ Die 24-jährige Frederike Hofmann vertrat am Mittwoch die Studierenden als Vorsitzende der Fachschaft Medizin. Im ersten und zweiten Semester belegte sie die ersten Präp-Kurse. „Das ist schon eine besondere Atmosphäre. Überall Kacheln, der Geruch des Formaldehyd. Aber man gewöhnt sich daran“, so die Studentin. Sie sei zunächst überrascht gewesen, dass sich Menschen schon zu Lebzeiten für die Überlassung ihres Körpers für die Anatomie entscheiden, und bedankte sich für diese Form der Spende. „Mortui vivos docent. Die Toten lehren die Lebenden“, sagt Frederike Hofmann. Der historische Leitspruch der Anatomie gilt nach wie vor.