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Uniklinik KölnDas macht eine Familienlotsin im Krankenhaus

Lesezeit 3 Minuten

Familienlotsin Leonie Heithausen kümmert sich um Eltern mit erkrankten Kindern an der Uniklinik.

Wenn das eigene Kind auf die Intensivstation muss, ist das für Eltern meist ein Schock. Leonie Heithausen kümmert sich um die Familien.

In die Küche der Elternwohnung „Euli“ hat Leonie Heithausen eine leuchtend pinke Topfblume gestellt, daneben eine Schale Bonbons. An der Pinnwand hängen unzählige Flyer von Lieferdiensten - von Pizza bis Thailändisch. Denn die Menschen, die hier übernachten, haben anderes im Kopf als Einkaufen und Kochen. . Ihre Kinder liegen auf den Intensivstationen der Uniklinik. Manchmal ein paar Tage, manchmal wochen- oder monatelang.

Nicht immer ist das nächste Krankenhaus auch das richtige. Vor allem, wenn es um die Behandlung einer seltenen Krankheit geht. Die Familien, um die sich Leonie Heithausen an der Uniklinik kümmert, kommen oft von weit her. Wie etwa eine Familie aus dem Schwarzwald: Zur Behandlung der Glasknochenkrankheit ihrer Tochter fährt die Familie schon seit Jahren zu einem Spezialisten an der Kölner Uniklinik. Vater und Mutter konnten in dieser Zeit in der Elternwohnung übernachten. Oder die Familie aus Berlin, die über Weihnachten zu Besuch in Köln war. „Die Frau hat vorzeitige Wehen bekommen. Sie waren drei Monate hier in Köln mit einem Frühchen auf der Intensivstation gestrandet.“

Mehr als 100 Familien in zwei Jahren betreut

Als Familienlotsin an der Uniklinik kümmert sich Leonie Heithausen zunächst um einen Schlafplatz. Die Elternwohnung „Euli“, die ganz in der Nähe des Campus am Lindenthalgürtel liegt, hat vier Zimmer, die Küche und zwei Badezimmer werden geteilt. Weitere zwei Zimmer für Eltern gibt es im Personalwohnheim gegenüber der Frauenklinik, für die Kinder auf der Onkologie gibt es das Elternhaus, das der Förderverein für krebskranke Kinder betreut. Heithausen koordiniert die Unterbringung. Das ist nicht unbedingt immer leicht, der Bedarf ist hoch. Fast immer sind alle Zimmer belegt.

Die Stelle der Familienlotsin gibt es an der Uniklinik seit etwas mehr als zwei Jahren. Seitdem hat Leonie Heithausen mehr als 100 Familien betreut. Sie unterstützt vor allem den Sozialdienst der Kinderklinik, wird aber auch da eingesetzt, wo es keinen Sozialdienst gibt: etwa in der Pränataldiagnostik. „Wenn schon vor der Geburt eine Komplikation festgestellt wird, findet der erste Kontakt zu den Eltern noch in der Schwangerschaft statt“, so die 32-Jährige. Sie ist ausgebildete Kinderkrankenschwester, arbeitete zuvor auf einer Kinderstation der Uniklinik, bevor sie als Familienlotsin eingesetzt wurde.

Geschwisterkinder sind auch ein wichtiger Teil

„Lotsen ist meine Hauptaufgabe“, sagt die 32-Jährige. Also die Wege auf dem Klinikgelände erklären oder zur Apotheke, manchmal zeigt sie den Familien auch schon vorab die Intensivstationen. „Damit sie wissen, wo das Kind nach der OP hinkommt.“ Der erste Kontakt findet meist am Telefon statt, vor einer Operation bekommen die Eltern in der Kinderklinik bereits die Nummer der Familienlotsin. „Es heißt bei uns bewusst nicht Elternlotsin, weil die Geschwisterkinder auch ein ganz wichtiger Teil sind“, so die 32-Jährige.

Finanziert wird ihre Stelle, die eigentlich nur eine halbe Stelle ist, von der der Sports360 Stiftung. Wegzudenken sei sie längst nicht mehr, sagt Heithausen. „Wenn es diese Stelle nicht mehr gäbe, dann würde man das schnell merken“, ist sie sicher. „Vor allem die Eltern brauchen Ansprechpartner auch außerhalb der Klinik. Einfach mal jemanden, der fragt: Wie geht es Ihnen eigentlich? Haben Sie gut geschlafen? Gibt es irgendwas, was hier in der Wohnung noch fehlt?“ Wenn Eltern mit schlechten Neuigkeiten und Sorgen aus der Klinik kommen, hört sie zu und fühlt mit.

Für Kinder wird ausschließlich für die medizinische Behandlung bezahlt, so wie bei Erwachsenen auch. Aber Kinder haben ganz andere Bedürfnisse; Erwachsene sind mit Fernsehen und WLAN gut ausgelastet. Das ist bei Kindern im Krankenhaus komplett anders.
Leonie Heithausen

Die Unterbringung der Eltern zahlt die Krankenkasse, aktuell mit 60  Euro pro Tag für eine einzige Begleitperson für Unterbringung und Verpflegung. „Das ist in der Kinderheilkunde ein großes Problem, das System Familie wird nicht immer mitgedacht“, sagt die Familienlotsin. „Für Kinder wird ausschließlich für die medizinische Behandlung bezahlt, so wie bei Erwachsenen auch. Aber Kinder haben ganz andere Bedürfnisse, ebenso wie das gesamte Familiensystem um sie herum. Erwachsene sind mit Fernsehen, Zeitschriften und WLAN gut ausgelastet. Das ist bei Kindern im Krankenhaus komplett anders.“