Köln – Die Lebensmittel steigen im Preis, Strom und Gas werden immer teurer und viele Bürgerinnen und Bürger zittern angesichts der auf sie zukommenden Rechnungen. An allen Ecken und Enden soll gespart werden: Die Heizung nicht zu warm zu stellen und kürzer zu duschen sind nur wenige der viel diskutierten Strategien, um doch noch ein bisschen Geld zu sparen. Trotz der Herbstferien müsste die Kölner Innenstadt demnach also eigentlich leer gefegt sein. Doch am Samstag sind die Shoppingmeilen Kölns brechend voll.
Rabatte mit bis zu 20 Prozent
Wer sich nicht dem Gleichschritt der Shoppingwütigen anpasst, muss die Ellenbogen nutzen, um sich durch das Gedränge zu quetschen. Eng an eng und mit Tüten voller neu erstandener Habseligkeiten bepackt, flanieren viele Kölnerinnen und Kölner durch die Einkaufsmeile in der Innenstadt.
Angelockt werden sie dabei von den Werbestrategien der Geschäfte. Die meisten großen Ketten stellen gemütliche und herbstliche Mode aus. Auf den Scheiben der Läden prangen große Lettern, die das Herz der Käufer höherschlagen lassen sollen: bis zu 20 Prozent Rabatt bieten viele Geschäfte in der Innenstadt ihren Kundinnen und Kunden. Da lässt sich das Sparen vielleicht um ein paar Wochen verschieben?
Von Sparen scheint keine Rede zu sein
„Mein Kaufverhalten hat sich tatsächlich nicht verändert“, erzählt Christiane Bobbert der Rundschau. „Ich kriege wahrscheinlich das erste Mal einen Schreck, wenn die Stromnachzahlung kommt. Vielleicht ändere ich es dann, aber jetzt merke ich es einfach noch nicht“, ergänzt die 33-Jährige. Auch der 21-jährige Hamid Reza macht sich noch keine Gedanken um hohe Nachzahlungen: „Mir fällt natürlich auf, dass vieles teurer geworden ist, aber grade geht das bei mir noch. Ich gehe gern Shoppen und richtig angefangen zu sparen, habe ich noch nicht.“ Diesen Eindruck unterstreicht die Masse an mit Einkaufstüten vollbepackten Menschen in der Innenstadt. Von Sparen scheint hier keine Rede zu sein.
Marlon Bowlsen interessiert es zudem gar nicht, wie viel Geld er auf dem Konto hat. „Im Endeffekt habe ich Wasser, ich habe Essen und einen Schlafplatz“, sagt er. Das sei für ihn das Wichtigste, der Rest würde sich schon regeln. Das Wissen, dass die Preise steigen, hätten in ihm daher keine Veränderung losgetreten. „Ich gehe nicht häufig shoppen, aber ich gönne mir schon mal gerne etwas, was ich mir eigentlich nicht leisten kann“, so der 24-Jährige. Daher spiele für ihn die Qualität der Kleidung eine große Rolle: „Früher habe ich mehr gekauft für weniger Geld und jetzt kaufe ich weniger für mehr Geld.“
„Ich passe zurzeit auf jeden Fall mehr auf und kaufe weniger“
Nicht alle sehen dem Winter so sorglos entgegen. „Ich kaufe bewusst weniger und ich versuche nicht mehr so teure Sachen zu kaufen. Man kann das Geld ja nur einmal ausgeben und deswegen denke ich darüber nach, was ich kaufen möchte“, berichtet Elize Radema. Die 44-Jährige macht sich durchaus Gedanken darüber, wie teuer die nächsten Monate werden. „Ich habe schon das Gefühl, ich muss vorsichtig sein. Und das, was ich jetzt nicht ausgebe, spare ich, für wenn ich es brauche.“ Auch Pascal Chaussy beobachtet die Preissteigerungen mit Sorge. „Ich passe zurzeit auf jeden Fall mehr auf und kaufe weniger“, sagt der 53-Jährige. „Ich kaufe nur das, was ich mir wirklich leisten kann.“
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