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TarifkonfliktWarnstreik beim WDR - Sender muss Programm ändern

Lesezeit 3 Minuten
Ein Logo des WDR (Westdeutscher Rundfunk) hängt am Funkhaus Wallrafplatz in Köln.

Ein Logo des WDR (Westdeutscher Rundfunk) hängt am Funkhaus Wallrafplatz in Köln.

Ein Streik beim Westdeutschen Rundfunk führt seit Donnerstag zu Veränderungen im Rundfunk- und TV-Programm des WDR.

Die Gewerkschaften DJV, Verdi und Unisono haben im laufenden Tarifkonflikt beim Westdeutschen Rundfunk alle Arbeitnehmer und freien Mitarbeiter des WDR zu einem fünftägigen Warnstreik bis Dienstag, 2 Uhr, aufgerufen. Wegen des Streiks gibt es derzeit Änderungen im Programm. Unter anderem entfallen auf WDR 2 und WDR 4 die regionalen Hörfunknachrichten der Lokalzeit.

„Auch für sonstige möglicherweise vom Streik betroffene Sendungen wird Ersatzprogramm vorgehalten“, erklärte der Sender auf Anfrage der Rundschau. „Die Kolleginnen und Kollegen, die nicht streiken, tun alles dafür, um gutes Programm im TV, Online und im Hörfunk herzustellen – mit möglichst wenig wahrnehmbaren Auswirkungen des Streiks für das Publikum“.

Streik beim WDR: Regionalnachrichten entfallen

Nach Rundschau-Informationen hat der WDR sogar eigens ein TV-Studio in Mülheim angemietet, um die „Aktuelle Stunde“ und andere aktuelle Sendungen unabhängig vom Streik produzieren zu können. Um Lücken im Programm zu schließen, werden so genannte „Havarie-Sendungen“ vorgehalten – Beiträge aus dem Archiv, die bei Streiks oder anderen Problemen ausgestrahlt werden können. Laut WDR werden diese von den Moderatoren oder durch Einblendungen als Ersatzprogramme gekennzeichnet.

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In den Tarifverhandlungen fordern die Gewerkschaften eine Erhöhung der Gehälter für Angestellte sowie der Honorare für freie Mitarbeiter um 10,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Der WDR hat nach eigenen Angaben eine Gehaltserhöhung von insgesamt sechs Prozent für 25 Monate und eine Einmalzahlung von bis zu 3000 Euro in diesem und bis zu 1000 Euro im nächsten Jahr angeboten (Vollzeit, Teilzeit anteilig). Darauf seien die Gewerkschaften nicht eingegangen, so der Sender. Sie hätten „vergangene Woche die Gespräche über einen Tarifabschluss verweigert“ und darauf bestanden, „dass der bestehende Honorarrahmen wieder eingesetzt wird – und das nach zwei Jahren Verhandlungen“.

Gegenüber der Rundschau weist Verdi-Gewerkschaftssekretär Sergio Perder die Kritik zurück: „Wir wollen einen Tarifabschluss für alle WDR-Mitarbeiter erreichen, festangestellte und freie. Der WDR versucht jedoch, Feste und Freie gegeneinander auszuspielen, die Belegschaft zu spalten und auf dem Rücken der freien Mitarbeiter zu sparen.“

Verdi: WDR will freie Mitarbeiter schlechter stellen

Der Sender fordere für Freie „einen vollkommen neuen Honorarrahmen, der für die Betroffenen eine Verschlechterung um bis zu 30 Prozent bedeutet“. Das könne man nicht akzeptieren, so Perder. Daher habe man vorgeschlagen, den Konflikt um den Honorarrahmen durch einen Schlichter lösen zu lassen. Das habe der WDR jedoch abgelehnt.

Der WDR bestätigte dies auf Anfrage. Bei Beobachtern sorgte der Schritt für Erstaunen. Dass ein öffentlich-rechtlicher Sender sich in einem festgefahrenen Tarifkonflikt einer Schlichtung verweigere, sei ein bemerkenswerter Vorgang. Insbesondere in der lokalen und regionalen Berichterstattung des WDR erstellen freie Mitarbeiter einen Großteil des Programms – und das oft zu schlechteren Konditionen als Festangestellte. Jetzt wolle der WDR die aktuellen Sparzwänge ausgerechnet auf Kosten derer umsetzen, die ohnehin schlechter gestellt seien, heißt es aus dem Sender.