Köln – Forscher der Uniklinik haben in Kooperation mit der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln und dem Gesundheitsamt herausgefunden, dass die Infektionszahlen im vergangenen Jahr deutlich höher gewesen sein könnten als von der Stadt erfasst.
Ergebnisse aus Proben und Befragungen hochgerechnet
Speichelproben und eine Befragung über Gesundheitsdaten von rund 2000 Probanden ergaben zunächst, dass die Infektionszahlen im Juni um rund 50 Prozent höher waren, als offiziell von der Stadt erfasst. Anhand weiterer Daten wie dem Alter oder dem Stadtteil, in dem der Proband wohnt, rechneten die Forscher das Ergebnis auf das gesamte Stadtgebiet hoch und konnten so einen Eindruck der Dunkelziffer gewinnen, also der Zahl der unbemerkt Infizierten.
„Die Hochrechnung ergab, dass die Zahlen bis zu fünf Mal so hoch wie die offiziellen Zahlen der Stadt gewesen sein könnten“, sagt Studienleiter Martin Hellmich, Modellierer an der Uniklinik. Das Fünffache sei die obere Grenze, von dem was mit den ermittelten Daten realistisch sei. „Durch die relativ kleine Stichprobe haben wir eine gewisse statistische Unschärfe. Ob die Zahlen nun tatsächlich zwei, drei oder vier Mal so hoch waren, wie von der Stadt erfasst, können wir nicht sicher sagen“, erklärt Hellmich. Dazu kommt, dass der Untersuchungszeitpunkt aufgrund des eher geringen Infektionsgeschehens nicht optimal gewesen sei. Im Juni lag die offizielle Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 10 und 40.
Dunkelziffer-Ermittlung findet aktuell nicht mehr statt
Für die aktuelle Omikron-Welle werden sich Hellmich und sein Team nicht mehr mit der Dunkelziffer beschäftigen. „Im vergangenen Jahr ging es um eine reine Beschreibung des Infektionsgeschehens. Jetzt wollen wir mehr.“ Auch wenn das Wissen über die aktuelle Dunkelziffer interessant sei, habe es eher einen geringeren Mehrwert. „Die Konsequenz einer erneuten Studie zur Dunkelziffer wäre vermutlich das, was wir auch so schon wissen: Möglichst viele sollten sich impfen“, vermutet Hellmich.
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Deswegen plant Hellmich für die nächste Runde seiner Studie, Einstellungen zu Themen der Pandemie abzufragen. In Kooperation mit dem Gesundheitsamt sollen 10 000 Bürger zufällig angeschrieben und zu einer Online-Befragung eingeladen werden. Neben dem aktuellen Gesundheitszustand soll es in der Untersuchung zum Beispiel darum gehen, wie die Menschen zur Impfung stehen oder wie sie die Maßnahmen der Stadt bewerten. „Unser Ziel ist es, eine Wächter-Kohorte aufzubauen“, erklärt Hellmich. Vorstellbar sei es, dass aus den Ergebnissen in Zukunft auch Maßnahmen der Stadt begründet werden könnten. Kurzfristig ist damit aber nicht zu rechnen, das Projekt ist langfristig ausgerichtet. Unklar ist bisher noch die Finanzierung. „Ich hoffe, dass wir mit den Ergebnissen etwas für mögliche zukünftige Pandemien ableiten können“, sagt Hellmich.