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„Mit blauem Auge davongekommen“So hat Köln den Starkregen am Mittwoch erlebt

Lesezeit 3 Minuten
Wetterbild mit Autos

Am Mittwoch wollte der Regen kein Ende nehmen.

Köln – Überflutete Unterführungen, umgestürzte Bäume, lange Staus auf den Straßen, vollgelaufene Keller und ein Autofahrer, der mit seinem Wagen in einer „Riesenpfütze“ stecken blieb, wie es ein Polizist formulierte. Der stundenlange Regen war am Mittwoch auch in Köln das Gesprächsthema. Denn praktisch jeder, der vor die Tür musste, hatte seine Geschichte zu erzählen.

Da gibt es beispielsweise den Fahrer eines Müllautos, der an der Teichstraße in Ehrenfeld unterwegs war, die überflutete Straße filmte und seine Aufnahme im Netz mit einem ungläubigen „Krass“ kommentierte. Nur wenige Meter weiter eilten Anwohner in Badelatschen aus ihren Wohnungen und verrammelten mit Holzplatten und Säcken die Keller- und Wohnungseingänge. An der Teichstraße gibt es auch einen Kiosk. Das Wasser drückte die Tür ein und drang in den Laden ein.

Busfahrer rief um Hilfe

Auch ein Busfahrer an der Dellbrücker Hauptstraße in hatte sein Regen-Erlebnis. Plötzlich stand der Fahrer mit seinem Gefährt tief im Wasser. „Er hat unsere Aufsicht angerufen und um Hilfe gebeten“, sagte ein KVB-Sprecher. Die Aufsicht eilte herbei, schaute nach und konnte Entwarnung geben. „Der Bus passte durch“, ergänzte der Sprecher. Einen größeren Einsatz gab es am Mittwochvormittag an einer Indoorsport-Anlage in Lövenich. „Die Entwässerung hatte versagt und das Regenwasser ist in das Gebäude eingedrungen“, sagte Feuerwehrsprecher Christian Heinisch.

Unwetter Köln ann mit Schirm

Regen und kein Ende: Ein Mann spaziert mit Schirm durch Köln.

Viele solcher Geschichten ereigneten sich am Mittwoch. Doch in der Regel handelte es sich um kleinere Vorfälle. Hauptsächlich mussten Kellerräume leer gepumpt oder Straßen von den Wassermassen befreit werden – wenn das denn ging. Am Bahnhof Longerich gelang dies nicht. Die Polizei sperrte die Unterführung.

Lange Staus Starkregen Köln

Auf der Autobahn kam es zu langen Staus.

Ähnlich war es am Maarweg, wo ein Autofahrer in der „Riesenpfütze“ nicht mehr weiterkonnte. Auch für die Autofahrer auf der A555 ging es am Nachmittag nicht mehr weiter. Im Autobahnkreuz Köln-Süd musste wegen der Regenmassen die Zufahrt von der A555 aus Bonn kommend auf die A4 nach Aachen gesperrt werden. Auch auf der A 1 gab es Probleme. Zwischen Lövenich und Bocklemünd rutschte eine Böschung ab. Doch damit nicht genug: In der Innenstadt lief an der Neven-Du-Mont-Straße das Wasser von einer Dachterrasse in ein Antiquitätengeschäft, in Pesch und Brück lagen Bäume auf der Fahrbahn und am Forstbotanischen Garten musste die Polizei einem Autofahrer helfen – der Wagen wollte angesichts der Wassermassen nicht mehr.

longerich

In Köln-Longerich ist die Unterführung der Bahnstation vollgelaufen.

Die Feuerwehr hatte sich intensiv auf das bevorstehende Unwetter und den Starkregen vorbereitet. Der Blick in der Leitstelle ging am Mittwoch immer wieder auf den Bilderschirm mit den Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes und Verfärbungen. „Köln ist noch rot“, sagte Heinisch am Mittwochmittag. Dies heißt: „Nur“ Starkregen und kein extremes Wetter, wie etwa am Vormittag in Düren. Dort färbte sich der Bildschirm lila. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, bilanzierte Heinisch vorsichtig am frühen Mittwochabend mit Blick auf das Wetter-Chaos und die Schäden in Städten wie Hagen.

baum

Ein Baum ist in Folge des Starkregens auf der Volkhovener Straße umgefallen.

In Köln eilten die Kräfte bis gegen 18 Uhr zu rund 450 Einsätzen. Wegen der Vielzahl der Notrufe hatte die Feuerwehr am Vormittag von einem Normalbetrieb auf einen Sonderalarmbetrieb umgestellt. In diesem Fall wird die Leitstelle auf die volle Besetzung hochgefahren. Die Freiwilligen Feuerwehren wurden komplett in Alarmbereitschaft gesetzt. Sichtungstrupp fuhren Stellen an, an denen Notrufe ausgelöst wurden, und entschieden dann wie viele Feuerwehrkräfte ausrücken sollten.

Einen außergewöhnlichen Wetter-Vorfall gab es am Kölner Stadtrand. Der randvolle Randkanal entwässerte sich in den Pulheimer Bach. „Das haben wir noch nie beobachtet“, sagte Verbandsingenieur Michael Hillebrandt vom Pulheimer Dachverband. Technisch sei dies genau umgekehrt gedacht. Im Hochwasserfall, zum Schutz von Pulheim, kann der Bach in den Randkanal fließen.