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Überraschende PersonalieVorstandsvorsitzende Stefanie Haaks verlässt die KVB in Köln

Lesezeit 4 Minuten

Stefanie Haaks scheidet als Chefin bei der KVB aus

Es seien persönliche Gründe, die sie nicht kommentieren werden: Die Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks verlässt die KVB

Mit dem Timing ist es bekanntlich so eine Sache bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB). Und so kam auch diese Nachricht am Donnerstagmittag gemessen an der Gesamtlage des Betriebs zur Unzeit: Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks wird den Verkehrsbetrieb verlassen. Am 31. März 2026 soll ihr letzter Arbeitstag sein. Dabei wurde ihr Vertrag 2023 vorzeitig bis zum Februar 2029 verlängert. „Meine Entscheidung hat rein persönliche Gründe, die ich öffentlich nicht näher erläutern werde“, sagt Haaks zu ihrem überraschendem Schritt. Doch auch wenn ihr Ausscheiden erst im kommenden Jahr liegt, sie verlässt den Betrieb in schwierigen Zeiten. Mit der Betriebsqualität der KVB geht es seit rund anderthalb Jahren stetig bergab. Nachdem nun auch Haaks ihren Abschied angekündigt hat, steht der einstmals vierköpfigen Vorstand vor einem epochalen Umbruch.

In welchem Zustand befindet sich der Betrieb?

Im Sommer 2022 wurde immer offensichtlicher, dass bei den KVB etwas in Schieflage gerät. Verspätungen und Ausfälle nahmen ein Ausmaß an, bei dem der Fahrplan zum Glücksspiel wurde. Der Betrieb war von der Corona-Pandemie noch angeschlagen und kam von einem hohen Krankenstand nicht runter. Neues Personal war nur schwer zu kriegen. Jahr für Jahr musste Stefanie Haaks einen gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätsbericht vorlegen, in dem sie sich bei den Kunden entschuldigen musste .

Hat die KVB selbst Schuld an der schlechten Leistung?

Der Betrieb ist nicht verantwortlich für alle Umstände. Um dem Personalmangel zu begegnen wurde das Recruiting hochgefahren. Das gelang im ersten Schritt ganz gut. Doch am Ende blieben rund ein Drittel der Angeworbenen auf der Strecke, brachen die Ausbildung ab, oder warfen später im nicht immer einfachen Arbeitsalltag eines KVB-Fahrers das Handtuch. Zudem lässt der Stadtbahnhersteller Alstom   die KVB aktuell am langen Arm verhungern. Bei einem Auftrag über 92 neue Fahrzeuge gibt es mittlerweile 33 Monate Verzug. Der Betrieb muss alte Modelle, die längst aussortiert gehörten, wieder flott machen. Doch neben diesen äußeren Umständen scheint der Betrieb sich auch selbst in den Füßen zu stehen.

Wie steht es um den KVB-Vorstand?

Auf der vierköpfigen Leitungsebene der KVB stimmte die Chemie schon nicht, als Haaks 2019 als neue Chefin dazustieß . Der damalige Finanzvorstand Peter Hofmann bekam den Vertrag nicht verlängert. Im Kräftemessen mit der überaus starken Personalvertretung der KVB unterlag er. Auf ihn folgte Thomas Schaffer. Nicht wenige der politischen Vertreter im Aufsichtsrat erhofften sich von dem DB-Mann eine frische Brise für die muffig wirkende KVB, die so gerne Dienstleistungsbetrieb wäre, aber oftmals wie eine Behörde agiert. Doch mit Schaffer spitzen sich die Konflikte auf der Chefetage eher noch mehr zu. Und er lieferte seinen hausinternen Gegnern mit einer Dienstwagenaffäre noch Munition. Das seine Premium-Limousine auf Kosten der Steuerzahler und KVB-Kunden überwiegend von seiner Ehefrau genutzt wurde, war zwar kein Vertragsbruch, aber eine moralische Verfehlung. Es kam zu Trennung.

Wie geht es nun weiter im Vorstand?

Auch wenn nicht alle Vakanzen zeitgleich eintreten sollten, der Vorstand steht verwaist da. Nach Schaffers Weggang wurde die Position des Finanzvorstandes noch nicht neu besetzt. Im Herbst 2025 geht der Technikvorstand Jörn Schwarze in den Ruhestand. Nun hat die Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks ihren frühzeitigen Abschied angekündigt . Zurück bleibt allein Personalvorstand Peter Densborn. Im vergangenen Frühjahr wurde eine Unternehmensberatung mit der Analyse beauftragt, wie Aufgaben in dem Betrieb für mehr Effektivität neu zugeschnitten werden können. Nach Informationen der Rundschau wäre es laut der Experten möglich, dass die KVB künftig von nur drei Vorständen geleitet wird. Doch darüber gibt es unterschiedliche Meinungen im Aufsichtsrat. Die Neubesetzung von KVB-Vorständen war und ist ein Politikum.

Wer könnte auf Haaks folgen?

Die offizielle Antwort: „Der Aufsichtsrat wird schnellstmöglich das Verfahren zur Suche einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers in die Wege leiten“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Richter (Grüne). Doch Köln wäre nicht Köln, würden nicht schon längst Hinterzimmer-Gespräche über Neuzugänge für den KVB-Vorstand geführt. Ein Name, der dabei fällt: Ascan Egerer, amtierender Mobilitätsdezernent der Stadt Köln. Er war vor seinem Karriereschritt nach Köln technischer Vorstand beim Karlsruher Verkehrsbetrieb. Nach Köln kam er auf Ruf der Grünen, damit er das Radwegenetz ausbaut. Seine Kritiker werfen ihn vor, allein darauf fokussiert zu sein. Je nach Zusammensetzung des Stadtrates nach der Kommunalwahl im kommenden Herbst könnte für Egerer der Verbleib im Amt schwer werden. Er wäre nicht der erste Dezernent, der Zuflucht in einen Stadtbetrieb nimmt.