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Nach Ausscheiden der ChefinWo geht die Reise der KVB hin?

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Blick in die U-Bahnstation Appelhofplatz

Blick in die U-Bahnstation Appelhofplatz

Nachdem auch KVB-Chefin Stefanie Haaks den Vorstand verlässt, wird ein Neustart für den Betrieb gefordert.

Es kann nicht gut um einen Betrieb stehen, wenn der Weggang von Führungskräften als Chance gesehen wird. Stefanie Haaks hat am Donnerstag bekanntgegeben, ihren Vertrag als Vorstandsvorsitzende der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) vorzeitig aufzukündigen. Bis 2029 sollte sie noch fest im Chefsessel der KVB sitzen. Doch am 31. März 2026 geht sie bereits. Finanzvorstand Thomas Schaffer ist schon im Streit ausgeschieden. Technikvorstand Jörn Schwarze geht im Herbst in den Ruhestand. Allein Personalvorstand Peter Densborn bleibt zurück. Kahlschlag also auf der KVB-Teppichetage. Und nicht wenige der verkehrspolitischen Experten im Kölner Stadtrat sehen damit die Zeit gekommen, dem Betrieb einen dringend nötigen Neustart zu verordnen.

FDP: Zeit für grundlegende Reform

„Jetzt ist die Zeit gekommen, um die KVB grundlegend zu reformieren und neu aufzustellen“, so Volker Görzel, Vorsitzender der FDP im Stadtrat. Sein Ansatz für die Neuaufstellung dockt an einem Vorschlag an, den Unternehmensberater im Auftrag des KVB-Aufsichtsrates bereits unterbreitet haben: Demnach kämen die KVB auch mit drei statt vier Vorständen aus. So sei es in den meisten Städten üblich, und so sollte es auch für die Kölner Verkehrs-Betriebe sein, nach der Meinung des Liberalen: „Köln kann und muss sich keine teure Sonderbehandlung leisten. Statt ineffizienter Strukturen und aufgeblähter Leitungsebenen brauchen wir eine schlanke, zielgerichtete und zukunftsfähige Führung der KVB.“ Dabei will Görzel nicht nur eine neue Struktur, er will auch neue Köpfe, „ein komplett neues Vorstandsteam“. Für Görzel bedeutet das ausdrücklich, auch Peter Densborn soll den Vorstand verlassen. Denn: „Die Kölnerinnen und Kölner einen verdienen einen Nahverkehr, der sie zuverlässig, pünktlich und sicher ans Ziel bringt. Dazu braucht es eine starke Führung, die bereit ist, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen, und die gewillt ist, klare Prioritäten zu setzen.“ Qualifikationen, die der Liberale wohl bei keinem der jetzigen Vorstandsmitglieder ausmachen kann.

Auch wenn sich die verkehrspolitische Sprecherin der CDU, Teresa De Bellis, nicht explizit zu der Personalie Densborn äußert, im Grunde ist sie einer Meinung mit der FDP: „Die Neuaufstellung des Vorstands sollte jetzt zügig auf die Schiene gesetzt werden. Denn die Herausforderungen – von maroden Fahrzeugen bis hin zu einem ausgedünnten Fahrplan – dulden keinen Aufschub. Die KVB braucht dringend neue Impulse auf den Weg hin zu einem modernen Mobilitätsdienstleister.“ Die Christdemokratin will dafür eine Führungsstruktur, „die klar, effizient und zukunftsorientiert ist“. Und wie bei Görzel, so auch bei ihr: Was sie sich von einem neuen Führungsteam wünscht, sagt viel über das bisherige aus: „Es braucht eine Führungsriege, die sich durch fachliche Exzellenz, eine Kultur des Miteinanders und durch Mut zur Innovation auszeichnet.“

Kritik an den KVB auch von der SPD

Der Grundton ist bei der SPD ein wenig anders, was auch darin begründet sein dürfte, dass die scheidende Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks Genossin ist. Als SPD-Mitglied saß sie einst im Stadtrat von Hagenbach (im Landkreis Germersheim, Rheinland-Pfalz). „Wir haben großen Respekt für Stefanie Haaks persönliche Entscheidung und ihre Leistung als Vorstandsvorsitzende der KVB. Sie hat das Unternehmen in schwierigen Zeiten mit viel persönlichem Engagement am Laufen gehalten“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Joisten. Doch auch bei hm gibt es Kritik: Mehr Unterstützung von allen Vertreterinnen und Vertretern im Aufsichtsrat und von der Stadtspitze wären wünschenswert gewesen. Er verlagert die Fehleranalyse allerdings mehr in den Stadtrat, in dem er vom Ratsbündnis aus Grüne, CDU und Volt eine „auskömmliche Finanzierung“ der KVB einfordert. Denn der Betrieb würde zusätzlicher Millionen bedürfen, soll er die Ziele der Verkehrswende erreichen.

Für die Grünen will der verkehrspolitische Sprecher Lars Wahlen vor allem die noch laufende Strukturanalyse der Unternehmensberater abwarten. Daraus sei dann abzuleiten, „wie es mit dem Vorstand weiter geht“. „Wir werden uns jetzt im Aufsichtsrat mit dem Thema beschäftigen und ein Personalfindungsverfahren starten“, sagt er.