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Stadt Köln will PrämiensystemWas der zehnjährige Schüler Gustav bewirkt hat

Lesezeit 4 Minuten
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Für mehr nachhaltige Mobilität in Köln hat Schüler Gustav ein Prämiensystem angeregt.

  1. Schüler Gustav aus Nippes hat sich mit einem Vorschlag für mehr Klimaschutz an Oberbürgermeisterin Henriette Reker gewandt.
  2. Im Mai hatte er persönlich im Rathaus vorgestellt, wie er den Autoverkehr in Köln reduzieren würde.
  3. Was nun daraus geworden ist, stellen wir in unserer Reihe Auf Wiedervorlage"“ vor.

Köln – Die Idee ist so einfach wie überzeugend: Wer das Auto stehen lässt und sich auf nachhaltige Weise zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit Bus und Bahn fortbewegt, der wird dafür belohnt – mit einem leckeren Eis, Kinogutscheinen, Freibier, Rabatten und anderen Vergünstigungen. Ein solches Prämiensystem hat in der italienischen Stadt Bologna Zehntausende Menschen zum Autoverzicht motiviert. Als der zehnjährige Schüler Gustav aus Nippes von dem Projekt erfuhr, stellte er kurzerhand einen Antrag an den Stadtrat: Um mehr für den Klimaschutz zu tun, solle auch in Köln so ein Belohnungssystem eingeführt werden. Dabei sammeln die Nutzer per Smartphone-App Punkte, die sie in Prämien eintauschen können.

Am 14. Mai wurde Gustavs Vorschlag im Ausschuss für Anregungen und Beschwerden einstimmig angenommen (wir berichteten). Zeitungen, Radio- und TV-Sender interviewten den Grundschüler. Oberbürgermeisterin Henriette Reker lud ihn in ihr Büro ein. „Ein Erstklässler fragte Gustav, warum er überhaupt noch zur Schule gehe – wo er doch jetzt berühmt sei“, erzählt seine Mutter Annick lachend.

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Wie lange es wohl dauert, bis sein Vorschlag umgesetzt wird? „Einen Monat?“, mutmaßte Gustav seinerzeit – was ein sehr sportlicher Zeitplan gewesen wäre. Tatsächlich erhielt er nach einem Monat immerhin einen Brief von der Stadtverwaltung mit der Nachricht, dass man erste Schritte unternommen habe. Die werden nun konkreter.

Bestehende App soll erweitert werden

Wie eine Stadtsprecherin auf Anfrage der Rundschau bestätigte, hat die Koordinierungsstelle Klimaschutz Gespräche mit dem Verkehrsclub Deutschland (VCD), dem städtischen Fahrradbeauftragten, Vertretern der Klimaschutz-Community und dem Kölner Start-up „Radbonus“ geführt. Diese Firma habe bislang hauptsächlich Gutscheine für Bio- oder Fahrradläden unter Vielfahrern verlost. Nun gebe es ein erstes Grobkonzept, wie die bereits existierende App um Belohnungssysteme für Eis oder Kinokarten erweitert werden könne.

Vorige Woche nahm die Kölner Verwaltung Kontakt mit der Stadt Bologna auf, erkundigte sich nach den Rahmenbedingungen der Aktion dort. Mehr als 20 000 Bürger der italienischen Metropole hatten 2018 die App mit dem Namen „Bella Mossa“ („Schöne Bewegung“) genutzt, sie legten über 3,7 Millionen Kilometer ohne Auto zurück, mehr als 100 Partner stellten Prämien bereit. Trotz dieses Erfolgs wurde das von der EU geförderte, befristete Projekt dieses Jahr nicht fortgesetzt. „Um so wichtiger ist es, dass es jetzt in Köln dauerhaft eingeführt wird“, meint Gustav.

Vorbild ist Bologna

Dabei setzt man wie in Bologna auf eine App, die per GPS-Tracking die Bewegungen der Nutzer registriert. Die Firma „Radbonus“ habe ein vorläufiges Konzept in Anlehnung an die „Bella Mossa“-App entwickelt, so die Stadtsprecherin. Hierfür könnten Firmen akquiriert werden, die Eis, Kinokarten und andere Prämien anbieten. „Ziel ist es, bis Mitte September ein erstes Belohnungskonzept zu starten.“

Gymnasiasten fordern: KVB-Preise runter

Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums haben einen Antrag an die Stadt gestellt, die Ticketpreise der Kölner-Verkehrs-Betriebe (KVB) zu senken und das Angebot auszubauen, damit mehr Menschen Bus und Bahn nutzen. Der Vorschlag wurde am Dienstag im Ausschuss für Anregungen und Beschwerden behandelt. Die Verwaltung riet dazu, den Antrag abzulehnen. Begründung: die Haushaltslage der Stadt und das hohe Defizit der KVB (90,5 Millionen Euro in 2018). Im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) stiegen die Ticketpreise Anfang 2019 im Schnitt um 3,5 Prozent, das 1b-Ticket der KVB verteuerte sich um 10 Cent auf 3,00 Euro. Birgitt Killersreiter (Grüne) regte an, die Verwaltung solle einen öffentlichen Workshop zum Thema ÖPNV-Finanzierung veranstalten. (fu)

Die App könne zunächst nur von Radfahrern genutzt werden. „Die Erfassung von Fußgängern oder Nutzern öffentlicher Verkehrsmittel gestaltet sich schwierig und benötigt deutlich mehr Planungszeit.“ Auch gelte es, Lösungen zu finden, wie sich die Anmeldung minderjähriger Schüler und die Erfassung der von ihnen zurückgelegten Strecken mit den Datenschutz-Vorschriften vereinbaren lasse.

„Ich freue mich sehr, dass es voran geht und die App im September starten soll“, sagte Gustav der Rundschau. „Wichtig ist mir, dass nicht nur Fahrten mit dem Fahrrad belohnt würden, sondern auch Wege, die zu Fuß, mit dem Roller oder mit Bus und Bahn zurückgelegt werden.“ Ganz besonders wünsche er sich, dass sich viele Firmen mit Prämien an dem Projekt beteiligen, damit es viele Anreize fürs Mitmachen gebe. Vorschläge hat er auch. „Gutscheine fürs Schwimmbad wären toll. Oder für den Zoo. Und es wäre super, wenn man für die Punkte auch Getränke bekommen könnte. Zum Beispiel Apfelschorle oder für Erwachsene Kaffee.“