Köln – Welche Größe seine Kunden brauchen, erkennt Ernst Lucca Richter auf den ersten Blick. „Das hat mir mein Opa beigebracht“, erzählt der Stylingberater. Dieser habe einen Stoffhandel in Israel gehabt. Eine Fähigkeit, die es ihm bei seinem Job leichter macht: Als „Graf von Reichenbach“ hilft der 43-Jährige anderen beim Einkaufen. Ganz egal ob bei der Suche nach sportlicher Straßenkleidung oder festlicher Abendgarderobe. „Das wichtigste ist, dass der Kunde sich beim Einkaufen wohlfühlt“, sagt Richter.
Am liebsten gehe er mit ihnen in den Kaufhof, „Kölns schönstes Kaufhaus“. Den in der „Galeria“ angestellten Verkäufern habe er allerdings eines voraus: Seine ungeteilte Aufmerksamkeit gilt dem Kunden. Eine Stunde, zwei Stunden, so lange der Kunde will. „Gerade ältere Herrschaften möchten eine kompetente Beratung“, weiß der Wahlkölner, der seine Meinung immer direkt, aber charmant mitteilt. „Das Wichtigste sind Ehrlichkeit und Vertrauen.“ Es gehe nicht ums Verkaufen, es gehe vor allem um den Spaß, den die Menschen beim Shoppen haben.
50 bis 120 Euro pro Beratung
Der „Verkäufer aus Leidenschaft“ arbeitet neben den Einsätzen als Shoppingberater beim Herrenausstatter „Fynch-Hatton“ und stattet dort auch Promis wie FC-Trainer Peter Stöger aus. Zu seinen Kunden gehören aber auch „Otto Normalverbraucher“, wie er sagt, vom Geschäftsmann über die zukünftige Braut bis hin zur älteren Dame. Oft könne er in seinen „Stammläden“ auch noch Prozente für die Kunden aushandeln.
Ein Einkaufsbummel mit Begleitung kostet bei Richter zwischen 50 und 120 Euro. Auf Wunsch kommt er auch zu seinen Kunden nach Hause, bringt Kleidung mit oder mistet den Kleiderschrank aus. Für das Geld gibt es natürlich zahlreiche Shoppingtipps: Zum Beispiel, dass man eine Hose, die es im Schlussverkauf nur noch eine Nummer zu groß gibt, trotzdem kaufen sollte. „Die lässt sich schnell beim Schneider für fünf Euro ändern lassen“, so Richter. Als „lebendige Schaufensterpuppe“ probiert er für seine männliche Kundschaft auch gerne selbst mal ein Sakko an – an anderen erkenne man manchen Schnitt nämlich viel besser.
Mode liegt dem „Grafen“ im Blut: Sein israelischer Vater und Großvater waren schon in der Textilbranche, die Mutter, eine Österreicherin, arbeitete im Einzelhandel. „Als jüngstes Geschwisterkind habe ich mir schon früh die Kleidung der Älteren umgenäht“, erzählt Richter, der seit 17 Jahren in Köln wohnt und kürzlich in die Innenstadt gezogen ist. Der Adelstitel sei ihm von einem Grafen in Österreich überschrieben worden. „Der Künstlername kommt gut an“, sagt der Einkaufsprofi. Sein Traum: eine eigene Umstyling-Sendung im Fernsehen.
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