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Auf KollisionskursSeit einem Jahr rollen E-Scooter in Köln – eine Bilanz

Lesezeit 4 Minuten
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Seit einem Jahr rollen die Scooter durch Köln.

  1. Seit einem Jahr rollen E-Scooter nun schon durch Köln.
  2. Für die einen ein hilfreiches Fortbewegungsmittel, ist er für andere nur ein nerviger weiterer Verkehrsteilnehmer.
  3. Wir ziehen Bilanz.

Köln – Seit dem 15. Juni vergangenen Jahres sind E-Scooter durch die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung auf der Straße zugelassen. Am 21. Juni rollten in Köln die ersten Leih-Scooter über die Straßen. Die Rundschau zieht nach einem Jahr Bilanz.

Wie sieht der Markt der Verleih-Firmen aus?

Am 21. Juni brachte des Unternehmen Lime seine limettengrünen E-Scooter als erster Anbieter auf die Kölner Straßen. Mittlerweile rollen auch die E-Scooter der Firmen Tier, Bird, Dott und Spin durch die Stadt. Die fünf Anbieter betreiben laut Stadt gemeinsam rund 7000 E-Scooter. Roller im Privatbesitz erfasst die Stadt nicht.

Wie fällt das Fazit der Anbieter aus?

Die ohnehin hohen Erwartungen seien übertroffen worden, sagt Alexander Graf von Pfeil, General Manager bei Lime in Deutschland. Das Unternehmen zählte nach 180 Tagen in Köln über eine Million Fahrten, deutschlandweit hat Lime zwei Millionen aktive Nutzer. „Das erste Jahr E-Scooter in Deutschland hat uns bei Tier Mobility klar darin bestätigt, dass die Menschen offen für einen Wandel in Sachen Mobilität sind“, sagt Jan Halberstadt, Regional-Manager von Tier. „Wir merken, dass es starke Anstiege in der Nutzerzahl gibt“, sagt Jimmy Cliff, General Manager von Dott.

Verändern die E-Scooter das Mobilitätsverhalten?

Das ist nach einem Jahr schwer zu sagen. Gerade zu Beginn nutzten die Kölner das Angebot „rege“, wie die Stadt mitteilt. In den Wintermonaten und in den ersten Wochen der Pandemie sei die Nachfrage erwartungsgemäß zurückgegangen. Einige Anbieter hatten ihr Angebot stark eingeschränkt oder komplett eingestellt. Um Verlagerungseffekte im Verkehr zu ermitteln, sei mehr Zeit nötig.

Welches Image haben E-Scooter in der Bevölkerung?

Die Ergebnisse einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey sprechen eine andere Sprache als die positiven Bilanzen der Anbieter nach einem Jahr. 47,7 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass E-Scootern die Zulassung für den Straßenverkehr wieder entzogen werden sollte. Nur 4,7 Prozent der Befragten glauben, dass E-Scooter den Verkehr in den Innenstädten entlasten. Civey befragte über 2500 Menschen. Das schlechte Image von E-Scootern resultiere vermutlich aus zwei Punkten, sagt ein Sprecher des TÜV Rheinland. Die Touristen, die nur wenig Erfahrung mit den Rollern haben oder sich im Straßenverkehr nicht daran halten sowie die Nutzer, die die Scooter „kreuz und quer“ auf dem Gehweg abstellen. Das seien Mutmaßungen. Gesicherte Daten seien dazu noch nicht erhoben.

Wie läuft die Kommunikation zwischen Leih-Anbietern und der Stadt?

In den ersten Wochen und Monaten erkannten Stadt und Polizei viele Probleme durch die neuen Verkehrsmittel. Fahrten unter Alkoholeinfluss, Unfälle mit teils schweren Verletzungen, zwei Fahrer auf einem Roller, das Abstellen auf Radwegen oder das Parken in zweiter Reihe. Ein runder Tisch mit Vertretern von Stadt, Polizei und Anbietern sollte schon Ende Juli Lösungen schaffen. Einige der Ergebnisse: Broschüren, die für die richtige Nutzung werben oder eine Aktion der Polizei, bei der Vertreter der Anbieter einen Einblick in die Polizeikontrollen auf den Ringen bekamen. Um Konflikte zu reduzieren, hat die Stadt eine Qualitäts-Vereinbarung aufgestellt. Eine schriftliche Zusage ist für die Leihanbieter Pflicht. Die Vorgaben seien laut Stadt konstant weiterentwickelt worden. Die Treffen soll es auch in Zukunft weiterhin regelmäßig geben.

Unfallzahlen

168 Verkehrsunfälle mit E-Scootern erfasste die Kölner Polizei von Juni 2019 bis April 2020. 144 Mal war der Nutzer des E-Scooters der Unfallverursacher, fast ein Drittel der E-Scooter-Fahrer war bei den Verkehrsunfällen alkoholisiert. Bei den Unfällen gab es 180 Verletzte, davon 32 Schwerverletzte.

Mehr als 300 Anzeigen gab es in der Zeit gegen die Nutzer von E-Scootern wegen Fahrens unter Einfluss von Alkohol, 17 Anzeigen gab es wegen des Verdachts der Fahrt unter Drogeneinfluss. Die Polizei ahndete 134 Verstöße wegen unzulässiger Beförderung einer weiteren Person auf dem Scooter.

Im Zusammenhang mit privaten E-Scootern, die nicht unter die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung fallen, nahmen Beamte 81 Anzeigen wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis sowie 136 Anzeigen wegen Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz auf.

Was sagt die Polizei zu den E-Scootern?

Polizeipräsident Uwe Jacob sagt auf Anfrage der Rundschau: „Stichprobenartige Kontrollen zeigen immer wieder, dass die Menschen in der Region die E-Scooter nicht als umweltschonendes Verkehrsmittel für die ,letzte Meile’ nutzen, sondern als gefährliches Spielzeug missbrauchen.“ Die hohe Zahl an weiteren Verkehrsverstößen könne die Polizei Köln nicht tolerieren. Die Dunkelziffer der Unfälle sei deutlich höher. „Wir werden die Fahrer der E-Scooter weiterhin an den innerstädtischen Hotspots – insbesondere in den Abend- und Nachtstunden – kontrollieren“, sagt Jacob. Die regelmäßigen und laut eigener Aussage konstruktiven Gespräche mit der Stadt Köln, der KVB und den Verleihfirmen wolle die Polizei auch in Zukunft fortsetzen.

Wie groß ist das Problem der abgestellten Roller?

Das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung der Stadt hat seit dem 25. September 191 verkehrsbehindernd abgestellter E-Scooter erfasst, für die die Nutzer eine Geldbuße zahlen mussten. 2020 verzeichnete das Amt einen Rückgang falsch abgestellter Roller. Auch in diesem Fall beeinflusste die Corona-Pandemie die Zahlen. Immerhin: Die Auslieferer der Roller lernen dazu. Die Zahl der morgens platzierten Roller sei mittlerweile deutlich geringer als zu Beginn, erklärt die Stadt.

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Wie wird sich das Angebot entwickeln?

Die wichtigsten Entwicklungen der Verleiher beziehen sich auf die Bereiche Sicherheit und Nachhaltigkeit. Lime testet beispielsweise Produktinnovationen, die die Roller „sicherer, robuster, langlebiger und komfortabler“ machen sollen. Tier testet in einigen Märkten eine patentierte und selbst entwickelte Helmbox für E-Scooter. Roller ohne austauschbaren Akku bekommen bei Endkunden ein zweites Leben.