Rund eine Dreiviertelmilliarde Euro sollen Neubau und Sanierung von drei Kölner Schulen nach ersten Schätzungen kosten. Das wären 180.000 Euro pro Schulplatz.
Gewaltige SanierungskostenStadt Köln will 760 Millionen Euro in drei Schulen investieren
Mit einem beispiellosen finanziellen Kraftakt will die Stadt bis 2030 in Köln 4200 bestehende Schulplätze sichern. Sage und schreibe 691 Millionen Euro plus zehn Prozent Risikozuschlag, zusammen also 760 Millionen Euro sollen die Baumaßnahmen an drei Schulen kosten. Es geht um die Gesamtschule Holweide, das Gymnasium Kaiserin-Theophanu-Schule in Kalk und die Heinrich-Böll-Gesamtschule in Chorweiler.
Am Donnerstag befasste sich der Stadtrat mit dem Plan, an diesen drei Standorten die erforderliche Generalinstandsetzung respektive den Neubau der Schulgebäude durch Total- oder Generalunternehmen durchführen zu lassen. Das soll die Projekte beschleunigen, bis 2030 soll alles fertig sein.
Totalunternehmen planen und bauen aus einer Hand
Würde die Stadt Köln selbst als Bauherrin auftreten, müsste sie jedes Gewerk einzeln ausschreiben, was per se länger dauert. Zudem kommt es bei Bauprojekten der Stadt regelmäßig zu Verzögerungen, manche Schulen warten zehn Jahre und länger, bis eklatante Mängel endlich beseitigt werden.
Alles zum Thema Wohnen Köln
- Ein Jahr Wünsche gesammelt Ideen für ein lebenswertes Wohngebiet in Porz-Wahn werden vorgestellt
- Gewerbeflächen sollen erhalten bleiben Wie das Liebigquartier die Stadtteile Nippes und Ehrenfeld verbinden soll
- „Kein Spielraum“ Was Kölns Kämmerin zur höheren Grundsteuer in Köln sagt
- Stadt erwartet 23 Millionen Euro mehr Höhere Grundsteuern machen Wohnen in Köln ab 2025 teurer
- Sürther Feld Entwurf für Bebauung der Brache wird Bürgern vorgestellt
- Wohnen in Köln Verband fordert Mäßigung bei der Grundsteuer
- Teures Wohnen Mieten in Köln klettern auf über 13 Euro pro Quadratmeter
Dagegen übernehmen Totalunternehmen (TU) sowohl die Planung als auch die schlüsselfertige Errichtung der Gebäude. Generalunternehmen (GU) kümmern sich anhand vorhandener Pläne, die eine andere Firma erstellt hat, um die gesamte Bauabwicklung. Vorteil beider Modelle: Die Unternehmen tragen einen Großteil der Risiken, die städtische Gebäudewirtschaft wird entlastet, und meist halten die Firmen auch den Zeitplan ein. So dauerte der Bau des neuen Gymnasiums Zusestraße in Lövenich als TU-Projekt von der Grundsteinlegung bis zur Fertigstellung nur rund zwei Jahre.
Doch der Schulbau-Turbo hat seinen Preis. 760 Millionen Euro für den Erhalt von 4200 Schulplätzen an drei Schulen - davon 1900 in Holweide, 1700 in Chorweiler und anteilig rund 600 in Kalk - bedeutet, dass die Stadt im Schnitt rund 180.000 Euro pro Schulplatz ausgibt. Beim 2022 eröffneten Gymnasium Zusestraße, das laut Stadt 69 Millionen Euro gekostet und 780 Schulplätze neu geschaffen hat, betrugen die Kosten noch durchschnittlich 88.000 Euro pro Schüler.
Bei den drei Projekten in Holweide, Chorweiler und Kalk kalkuliert die Gebäudewirtschaft nun mit mehr als doppelt so hohen Kosten. Warum das so ist? Auf Anfrage der Rundschau teilt die Stadt mit: „Bei der zitierten Summe handelt es sich um einen sehr groben Kostenorientierungswert (nicht um einen Kostenrahmen), der zu einem späteren Zeitpunkt mit genaueren Erkenntnissen und daraus resultierenden Entscheidungen auch nach unten abweichen kann. Dieser Kostenorientierungswert basiert auf den Mischkalkulationen für verschiedene Schultypen der jüngsten Projekte, die mit General- und Totalunternehmen realisiert wurden.“
Stadt hat weiter steigende Baupreise einkalkuliert
Die entsprechenden Summen habe man mit Blick auf die bis zum Jahr 2030 zu erwartenden Baupreissteigerungen hochgerechnet, so die Stadt. Das Verfahren sei gewählt worden, weil für die drei Schulstandorte „noch nicht alle Machbarkeitsstudien und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen abgeschlossen sind“. Seit Corona seien die Preise am Bau um „mehr als 35 Prozent“ gestiegen. In den kalkulierten 760 Millionen Euro seien auch Kosten für Abbruch, Schadstoffsanierungen und Interimsgebäude enthalten.
Tatsächlich handelt es sich bei den drei Schulen um anspruchsvolle Projekte. Die Heinrich-Böll-Gesamtschule und ihre seit 2022 wegen Statikmängeln gesperrte Sporthalle, beide aus dem Jahr 1974, sind laut Stadt so marode und mit Schadstoffen belastet, dass bei beiden nur ein Abriss und Neubau in Frage komme. Eine Generalinstandsetzung scheide auch deshalb aus, weil man dann die in der Schule vorhandenen Klassenzimmer ohne Tageslicht umbauen müsse. Doch das gebe die Statik des Bestandsgebäudes nicht her, zumal es in der Erdbebenzone 1 liege.
Bei der Gesamtschule Holweide prüft die Stadt noch, ob eine Generalinstandsetzung oder ein Neubau „die wirtschaftlichere Lösung darstellt“. Ob und in welchem Umfang Interimsbauten benötigt werden, hänge von der gewählten Variante ab.
Die Kaiserin-Theophanu-Schule hat 2020 bereits zwei neue Gebäude erhalten. Doch nun müssen noch die denkmalgeschützten Altbautrakte von 1955 und 1957 instandgesetzt werden. Auch ist zu klären, ob es sinnvoller ist, den Altbautrakt von 1928 zu sanieren oder durch einen Neubau zu ersetzen. Während der Bauzeit werden die Schüler in temporäre Systembauten ausgelagert.