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Kultur statt KatarIm Fortuna-Vereinsheim werden keine Spiele gezeigt

Lesezeit 3 Minuten
Der Wirt des Fortuna-Vereinsheims steht in seinem Gastraum vor einem Fernseher, auf dem ein Fußballspiel läuft.

Alex Lackler betreibt das Vereinsheim des S.C. Fortuna Köln.

Im Vereinsheim des S. C. Fortuna Köln werden während der WM keine Fußballspiele zu sehen sein. Die Betreiber haben sich für ein Alternativprogramm „Kultur statt Katar“ entschieden.

Viel mehr Fußball als im Vereinsheim des S.C. Fortuna Köln geht eigentlich kaum. Zwei Flachbildfernseher, durch die Fenster Blick auf Sportplätze, die Wände voller Bilder, Wimpel und Pokale. Trotzdem: Die Fußball-WM findet hier nicht statt. Vom 20. November bis zum 18. Dezember bleiben die Bildschirme dunkel.

Marlies und Alex Lackler, die den Treff für Spieler und Spielerinnen, Eltern und Fans und Funktionäre des Südstadt-Klubs mit Hingabe betreiben, haben sich zum Boykott entschlossen. „Das haben wir schon vor längerer Zeit entschieden“, sagt Alex Lackler. Dicht gemacht wird der Fußballer-Treff am Klaus-Ulonska-Weg 1 jedoch keineswegs.

WM-Bokyott: Partys, Lesungen und mehr

Zum einen, weil in den Jugend- und Amateurligen der Spielbetrieb noch bis Dezember weitergeht und zum anderen, weil es im Vereinsheim ein abwechslungsreiches Alternativprogramm mit dem Titel „Kultur s(t)att Katar“ gibt. Kabarettist Wilfried Schmickler macht am Donnerstag, 24. November, 20 Uhr, den Auftakt zur Reihe. Tags drauf, Freitag, 25. November, 20 Uhr, folgt das Duo Zeltinger/Kleimann. Der Abend wird von der Karnevalsgesellschaft Fidele Fortuna präsentiert.

Am Donnerstag, 1. Dezember, 19.30 Uhr folgt eine Lesung inklusive Bilderschau aus der „Fußballfibel S.C. Fortuna Köln“. Verschiedene Partys und Konzerte, eine Lesung aus dem Roman „Kreideherz“ (16. Dezember) und spontane Aktionen runden das Programm ab. Details gibt es auf der Facebook-Seite des Vereinsheims Fortuna Köln. Das Vereinsheim bildet zusammen mit Geschäftsstelle und Leistungszentrum des Clubs das Entrée zum Jean-Löring-Sportpark.

Ihren Katar-Boykott haben die Betreiber jedoch unabhängig vom Verein getroffen. Dort stand bei der Jahreshauptversammlung im Mai das Thema WM-Boykott auf der Tagesordnung. Ein Antrag, dass Vorstand und Geschäftsführung des Vereins sich öffentlich für einen Katar-Boykott aussprechen mögen, wurde hitzig und kontrovers diskutiert. Gegner argumentierten, dass man sich als Mitgliedsverein im Deutschen Fußballbund (DFB) dies nicht erlauben könne.

Auf der Tribüne des Südstadions zeigen Fans Banner, die zum WM-Boykott auffordern.

Beim Spiel des S.C. Fortuna Köln gegen die U21 des 1. FC Köln zeigen Fans Banner mit Aufrufen zum WM-Boykott.

Eine hauchdünne Mehrheit lehnte den Antrag daher ab. Gleichwohl herrschte Einigkeit darüber, dass Vorstand und Geschäftsführung die Fans bei Aktionen rund um das Vereinsheim im Rahmen dessen bestmöglich unterstützen werden. Immerhin wurden bei Heimspielen zuletzt Banner-Aktionen auf der Stehplatz-Tribüne gegen die WM nicht unterbunden. Alex Lackler ist trotzdem nicht ganz zufrieden: „Ich hätte mir schon einen offiziellen Boykott gewünscht, alleine schon aufgrund des Leitbilds, das der Verein hat.“

Darin findet sich der Satz „Wir sprechen uns gegen jede Art von Rassismus, Diskriminierung und Gewalt aus.“ Hanns-Jörg Westendorf, Präsident des S.C. Fortuna Köln, sagt: „Ich sehe das nicht als originäre Aufgabe eines Sportvereins, zu einer Demo oder zu einem Boykott aufzurufen. Wir sind schließlich keine politische Partei.“ Rein privat habe er eine klare Meinung zur WM.

Alleine schon wegen der gigantischen Energieverschwendung, der Frage der Menschenrechte im Land und der Todesopfer beim Bau der Stadien, dürfte dort keine WM ausgetragen werden. Allerdings, so Westendorf, hätte man diese Fragen auch schon bei den Olympischen Spielen in China und in Russland stellen müssen.