Inspiriert durch den Umzug in ein Loft auf dem Gelände der Wachsfabrik hat sich die Arbeit des Fotografen Ruprecht Stempell verändert.
„Ich sah das tolle Licht“Kölner Fotograf lebt in einem Loft der Sürther Wachsfabrik
Zuerst sah Ruprecht Stempell nur ein Künstleratelier, das einer dringenden Überholung bedurfte. Doch bei der ersten Besichtigung auf dem Gelände der Wachsfabrik, das Kunst, Arbeiten und Wohnen eint, wollte der Fotograf auch das Schöne sehen. „Ich sah die tolle Raumaufteilung und das tolle Licht.“ Im Januar 2020 bewarb er sich bei der Ateliergemeinschaft Kunstzentrum Wachsfabrik für das 130 Quadratmeter große Loft, das gerade frei geworden war.
Leben und arbeiten im Kunstzentrum Wachsfabrik in Köln-Sürth
„Eigentlich war ich auf der Suche nach einem Büro.“ Zu der Zeit wohnte der zweifache Familienvater mit seinem heute 23-jährigen Sohn in Rodenkirchen. Davor war der gebürtige Göttinger bis 2015 in Bedburg zu Hause, bis seine Frau viel zu früh verstarb. Als er das Atelier sah, wusste er dann aber sofort: Das ist kein Büro. Hier wollte der Fotograf leben und arbeiten. Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht. „Ich arbeite hier natürlich auch. Die Fotografie läuft meist woanders.“
Ausgebildet hat ihn der Kölner Fotograf Hermann Schulte, spezialisiert hat sich Stempell auf die Werbung und Porträts von Prominenten, insbesondere von Musikern. Viele Berühmtheiten wie Tina Turner, Freddy Mercury, Marius Müller Westernhagen, Udo Lindenberg oder Herbert Grönemeyer hatte er vor der Linse. Jahrelang begleitete er die Klitschko-Brüder mit der Kamera. Für Pur entwarf er ein Cover und bekam auch einen Bezug zur Kölner Musikszene.
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Wachsfabrik in Köln-Sürth: Leben und arbeiten im Atelier
Nach dem Tod seines Mentors und Ausbilders trat Stempell in seine Fußstapfen, seit 30 Jahren ist er selbständig. Doch Corona hat auch seine Branche verändert. „Es ist nicht mehr so einfach“. Aber Corona bot ihm auch die Chance, ins Atelier umzuziehen. Der Zuschlag lief über Künstler und Wachsfabrik-Nachbar Attila Kormos, dieser wies ihn auf das Atelier hin. Kormos kennt Stempell aus der Zeit, als beide für Jürgen Klauke arbeiteten. Dass er den heute 80-jährigen, exzentrischen Klauke, der lange Jahre Professor an der Kunsthochschule für Medien war, unterstützen durfte, empfindet Stempell heute noch als große Ehre.
In das 130 Quadratmeter große Loft steckte der Fotograf nicht nur eine Menge Geld, sondern auch Energie. Der Großteil der Elektrik wurde neu verlegt, zwei neue Räume hat er erschlossen. „Der Boden war schwarz, fettig und voller Farbe. Wir haben alleine 14 Tage den Boden bearbeitet, immer wieder geschliffen, versiegelt und verkittet.“
Ein großer Baum im Innenhof wurde eingekürzt, weil er alles verdunkelte. Drei große Container mit altem Efeu wurden entfernt, die gegenüberliegende Wand im Innenhof weiß gestrichen, um für mehr Licht zu sorgen. Zu Beginn hat sein Sohn noch da gewohnt, heute wohnt er hier alleine. Den idyllischen Hof kann er alleine nutzen. Besonders gut gefällt Stempell das Individuelle. „Obwohl ich in einer Gemeinschaft lebe, habe ich hier meine Privatsphäre.“
Ruprecht Stempell wendet sich der experimentellen Fotografie zu
Für ihn hat sich mit dem Umzug in die Wachsfabrik vieles geändert, das kreative Umfeld hat ihm einen Schub gegeben. Die Fotografie im Loft sind seine eigenen Arbeiten. Es ist eine Entwicklung, die erst in der Künstlergemeinschaft entstand. „Man inspiriert sich“, sagt er. Die Fotografie, die für ihn immer nur Werbung oder Porträts war, ist seitdem auch eine Form der Kunst. Derzeit arbeitet er mit Mehrfachbelichtungen. Es ist reine Fotografie, die Bilder werden nicht am Computer bearbeitet.
„Ich versuche zu zeigen, dass sich Fotografie und Malerei begegnen. Die meisten denken, es sei gemalt“. Deshalb hat die experimentelle Fotografie als eigenständiges Genre in der bildenden Kunst für ihn seine Berechtigung. Über sein Netzwerk und über Künstlerfreunde aus seinem Umfeld bietet Stempell über die Plattform „Pool of Arts“ (weil es eben viele Dozenten sind) auch Fotografie-Workshops auf dem Wachsfabrikgelände an.
Im Januar soll die analoge Fotografie dazu kommen. „Ich mache das total gerne, weil ich festgestellt habe, dass ich das kann. Ich kann gut vermitteln, das war mir so nicht klar.“ Eine weitere Erkenntnis, die erst mit dem Umzug ins kreative Umfeld kam.
Am Sonntag, 3. September, von 14 bis 18 Uhr ist Kunstsonntag in der Wachsfabrik, Industriestraße 170. Auch Ruprecht Stempell ist in Loft 18 dabei. An jedem ersten Sonntag im Monat laden die Künstler des Kunstzentrums in ihre Räume ein.