Historische StraßenbahnAls die Linie 14 in den Süden fuhr
Lesezeit 3 Minuten
Rodenkirchen – Trotz ihrer Größe sind die schmucklosen Betonsäulen eher unauffällig und werden selten beachtet. Sie ragen am nördlichen Ortseingang nahe der Autobahnbrücke und noch ein Stück weiter, am Heinrich-Lübke-Ufer, in die Höhe. Straßenlampen sind heute daran befestigt, aber das ist nicht der ursprüngliche Sinn und Zweck.
Pfosten an der Rodenkirchener Autobahnbrücke sind Überbleibsel der Linie 14
Vielmehr sind die Pfosten Überbleibsel der früheren Straßenbahn, die Anfang des 20. Jahrhunderts Köln mit Rodenkirchen verband. An den Masten waren Drahtseile gespannt, die wiederum die Strom führenden Kabel hielten. Die damalige Linie 14 fuhr ab dem Jahr 1902 von der Bonner Straße nach Rodenkirchen, entlang der Hauptstraße bis zur Siegfriedstraße. Die elektrische Bahn hatte zu der Zeit die Pferdeschienenbahn abgelöst, die dort seit 1876 mit einem PS unterwegs gewesen war und bis zu 30 Fahrgäste transportieren konnte.
In den 90er-Jahren des 19.Jahrhunderts wurde Rodenkirchen das Gemeindezentrum mit eigenem Rathaus, das schräg gegenüber der Kirche St. Maternus errichtet wurde – heute ist nur noch ein Teil des historischen Gebäudes erhalten. Somit wurde es nötig, den „öffentlichen Nahverkehr“ zu verbessern – auch wegen der zahlreichen Besucherinnen und Besucher aus Köln und Umgebung.
„Rodenkirchen mit dem schönen Uferpanorama war schon damals ein beliebtes Ausflugsziel“, sagte Cornelius Steckner. Der Kulturwissenschaftler lädt regelmäßig interessierte Bürgerinnen und Bürger zu
Entdeckungstouren durch den Stadtteil Rodenkirchen ein – im Rahmen der Geschichtswerkstatt „Rodenkirchen erinnert sich“. Diesmal suchte Steckner mit einer kleinen Gruppe nach Spuren der damaligen Straßenbahn, die bis 1976 an der Hauptstraße verkehrte. Schienen gibt es freilich schon lange nicht mehr. Sie wurden zusammen mit dem früheren Pflasterbelag entfernt. Aber die Betonpfeiler sind geblieben, sowie zahlreiche andere Halterungen für die Drahtseile.
„Nur wer gezielt danach Ausschau hält, entdeckt die kleinen Vorrichtungen an den Häuserfronten“, sagte Steckner. An der Kirche St. Maternus, dem Haus gegenüber an der Ecke Frankstraße oder an der Bäckerei an der Ecke Maternusstraße, wo schon 1850 Brot gebacken und verkauft wurde, sind sie noch vorhanden. Cornelius Steckner machte darauf aufmerksam und erzählte auch weitere spannende geschichtliche Details rund um die frühere Linie 14.
Endstation der Pferdebahn am Brauhaus Steeps
Am heutigen Wohn- und Geschäftshaus Sommershof und gegenüber an der Hausnummer 110 befanden sich große Straßenbahn-Haltestellen. Im Gebäude mit der Nummer 110 und der Papeterie im Erdgeschoss waren früher die Reichspost und anschließend, bis 1960, die Postzentrale untergebracht. „Das Haus ist noch älter als die Jugendstil-Bauten daneben“, sagte Steckner, diese wurden um 1905 errichtet. Am heutigen Brauhaus Steeps war die Endstation der früheren Pferdebahn und schon damals befand sich dort ein Lokal, die Gartenwirtschaft Conrad Schrage. An der Siegfriedstraße kehrte die Linie 14 über eine Wendeschleife um.
Ab 1978 fuhr Bus auf der alten Straßenbahn-Strecke
Nach der Einstellung des Betriebs fuhr ab 1978 auf der einstigen Straßenbahn-Strecke ein Bus. Bereits seit 1906 verkehrte auch schon die Rheinuferbahn von Köln über Rodenkirchen, Sürth, Godorf bis nach Bonn. Heute bedienen dort die KVB-Linien 16 und 17 den Öffentlichen Personennahverkehr.