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Kriminelle CliqueJugendliche drangsalieren Schüler im Kölner Süden

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Symbolfoto: Jugendliche drangsalieren und berauben Gleichaltrige im Bezirk Rodenkirchen.

Rodenkirchen – „Abziehen“ nennen es Jugendliche, wenn sie Gleichaltrige bedrängen, drangsalieren, ihnen das Handy, das Tablet, iPad oder die AirPods wegnehmen. Die kabellosen Bluetooth-Kopfhörer sind laut Polizei derzeit besonders begehrte „Trophäen“. Was harmlos klingen mag, ist Raub – und damit eine schwere Straftat. Im Kölner Süden hat sich seit ungefähr einem Jahr eine Gruppe von Jugendlichen formiert, die ihr Unwesen treibt und damit für Verunsicherung, zumindest für Unruhe an den sechs weiterführenden Schulen im Bezirk Rodenkirchen sorgt.

Anpöbeln, verbale Drohungen, Prügeleien und eben „Abziehen“ gehören zu dem Repertoire der 20 bis 25 männlichen Jugendlichen. Den Schulen reicht es jetzt. Gemeinsam mit der Polizei gingen deren Lehrkräfte in die Offensive und warnten in Elternbriefen vor der kriminellen Clique. Mit den Vorkommnissen im Kölner Süden ist unter anderem Bernd Reuther befasst. Er ist Leiter des Kriminalkommissariats 43 im Kölner Haus des Jugendrechts.

Insgesamt 20 bis 25 männliche Jugendliche im Alter zwischen 15 und 18 Jahren würden der Clique angehören, berichtet er, nicht alle seien Straftäter. „Die Gruppe ist sehr wechselhaft“, sagt Reuther und meint damit deren wechselnde Tatbeteiligungen. Sie nennt sich „968“, „999“ oder „996“ – je nach Postleitzahl des Stadtteils, in dem sie gerade schwerpunktmäßig aktiv ist.

Zwei Gruppenmitglieder sitzen in Haft

Ganz bewusst spricht der Kriminalkommissar nicht von einer „Jugendbande“ oder einer „Gang“. Die Bezeichnung sei strafrechtlich gesehen falsch, denn es gebe in diesem Fall weder einen Gruppen-Codex noch einen Banden-Chef – was Voraussetzung dafür sei, eine solche Gruppe als „Bande“ zu bezeichnen. Der Polizei sind laut Reuther beinahe alle Mitglieder namentlich bekannt – die meisten sind Schüler der weiterführenden Schulen im Bezirk.

Unter ihnen befinden sich aber auch vier außerschulische Intensivtäter, von denen sich zwei seit Kurzem auch aufgrund früherer Delikte – wie Brandstiftung oder Körperverletzung – in Haft befinden. Gegen zwei weitere laufen Ermittlungen, heißt es bei der Polizei.

Tatort Kölsche Riviera oder KAP-Skaterpark

Die Straftaten geschehen auf dem Schulweg, an Plätzen nahe den Schulen oder an Treffpunkten – wie etwa dem KAP-Skaterpark am Rheinauhafen, am Rheinufer der kölschen Riviera in Rodenkirchen oder dem Seniorenweg in Sürth. Meist verabreden sich fünf bis sechs Mitglieder und ziehen in krimineller Absicht los. In den zurückliegenden zwei Monaten wurden nach Polizeiangaben sechs Raubdelikte und zehn Körperverletzungen gemeldet, die eindeutig dieser Jugendgruppe zuzuordnen sind.

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Sexuelle Belästigungen kamen nicht vor. Opfer sind männliche Jugendliche gleichen Alters. „Jüngere und ältere Jungs sowie Mädchen wurden fast nie behelligt“, sagt Reuther. Auch selbstbewusste Jugendliche würden seltener bedroht. Kölnweit wurden knapp 90 vergleichbare Straftaten angezeigt. Reuther verweist jedoch auf die hohe Dunkelziffer. Vor allem im Kölner Süden würden Eltern im Vergleich zu anderen Stadtteilen weniger Anzeigen erstatten – „vielleicht aus Angst vor weiteren Bedrohungen“, vermutet der Kommissar. Dabei sei es äußerst wichtig, selbst kleinere Vergehen anzuzeigen. „Ich rate dringend dazu, denn nur mit entsprechenden Hinweisen können wir gezielt und konsequent handeln.“

Über Problematik per Elternbrief informiert

Die Schulleitungen im Kölner Süden seien laut Reuther sehr offen. Im Unterricht und bei Schulpflegschaftssitzungen wurden Schüler und Eltern mit Unterstützung der Polizei für das Thema sensibilisiert. „Dieses Bewusstsein gab es vorher nicht“, bestätigt Till Sattler von der Klassenpflegschaft eines siebten Jahrgangs am Irmgardis-Gymnasium. In dieser Altersstufe indes seien ihm keine Vorkommnisse bekannt. Auch andere Väter und Mütter erfuhren erst durch Elternbriefe von der Problematik.

Die Schulleitungen, -pflegschaften und die Polizei haben sich in der vergangenen Woche an einen Tisch gesetzt, um eine gemeinsame Strategie zu entwickeln. Wichtig sei die Zusammenarbeit zu intensivieren, vermehrt auch die Eltern der Täter einzubeziehen und das Jugendamt rechtzeitig einzuschalten.

Lage hat sich etwas beruhigt

Die Polizei zeigt verstärkt Präsenz auf den Straßen – auch um Jugendgruppen zu kontrollieren. „Das bekommen wir in den Griff“, ist sich Reuther sicher. Seit der Offensive und der Verhaftung der Intensivtäter habe sich die Lage bereits ein wenig beruhigt.