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Prozess wegen KindesmissbrauchPraktikant fand schockierende Bilder in Umzugskartons

Lesezeit 3 Minuten

Der angeklagte Fotograf neben seiner Verteidigerin.

Köln – Ende 2013 soll der heute 29-Jährige Umzugskartons aus dem Keller holen und im Auto zum neuen Fotostudio fahren. Einer der Kartons ist jedoch offen und der damalige Praktikant eines Kölner Kinderfotografen schaut hinein. Was er entdeckt, schockiert ihn. Nach seinem Eindruck befinden sich in dem Karton mehrere kinderpornografische Aufnahmen, auf denen Kinder auch „penetriert“ wurden, wie der 29-Jährige am Montag im Prozess wegen mehrfachen sexuellen Kindesmissbrauchs gegen den Kinderfotografen (53) vor dem Landgericht sagte.Nach seinem Abitur habe er im Januar 2013 ein Praktikum bei dem 53-Jährigen begonnen. „Von Kaffee kochen bis Bildbearbeitung — typische Prakti-Arbeiten“, sagte der Zeuge. Das Praktikum bei dem Kinderfotografen sei „sehr spannend“ und „beeindruckend“ gewesen. Auch die „teuren Autos“ — zu seiner Praktikumszeit habe der Angeklagte Porsche gefahren, später habe er gehört, dass der 53-Jährige auch einen Lamborghini gefahren habe — die vielen Reisen, aber auch, dass er mal Profi-Fotoequipment habe ausleihen dürfen, habe er toll gefunden.

Ende 2013 habe er mit dem ersten Assistenten des Fotografen beim Umzug ins neue Studio geholfen. Dabei habe er auch Kartons aus dem Keller des alten Studios ins neue transportieren sollen. „Die Boxen waren ganz schön schwer“, sagte der 29-Jährige. Einen der Kartons habe er geöffnet und hineingeschaut: „Was ich da gesehen habe war für mich augenscheinlich Kinderpornografie.“ Und weiter: „Ich habe dann ganz schnell ein paar Fotos gemacht mit dem Handy.“

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Als er schließlich am neuen Studio angekommen sei. habe sich der Angeklagte schon sehr ungeduldig gewartet und „zielgerichtet“ die Kiste gegriffen, in der die mutmaßlichen kinderpornografischen Fotos gewesen seien. Er sei von seiner Entdeckung so geschockt gewesen, dass er am nächsten Tag zur Polizei gegangen sei und den 53-Jährigen angezeigt habe. Die Handyaufnahmen habe die Polizei gelöscht. Der Grund: Besitz von Kinderpornografie ist immer strafbar, egal zu welchem Zweck. Was aus der Anzeige geworden sei, habe er nie erfahren. Zum Praktikum sei er dann auch nie mehr zurückgekehrt. Er habe sich krank gemeldet. „Mit 19 im Keller vom Chef Kinderpornografie zu finden, fand ich stressvoll“, sagte der 29-Jährige. Die Ermittlungen aufgrund der Anzeige des Praktikanten sind von der Staatsanwaltschaft eingestellt worden.

Die Verteidigung stellte fest, dass es sich bei den von den Zeugen entdeckten Fotografien um Abzüge von Bildern aus einem Aufklärungsbuch aus den 1970er Jahren gehandelt habe. Weiter vermutete Verteidiger Prof. Ulrich Sommer, dass der 29-Jährige damals als „Spion“ von irgendwelchen „Strippenziehern im Hintergrund“ bei seinem Mandanten eingeschleust worden sei. „Das ist jemand, der ganz offensichtlich einen persönlich motivierten Kreuzzug“ gegen den Angeklagten gestartet habe.

Die Staatsanwaltschaft legt dem 53-Jährigen zur Last zwischen 1999 und 2017 oder 2018 sechs Jungs im Alter zwischen sieben und 13 Jahren zum Teil schwer sexuell missbraucht zu haben. Alle mutmaßlichen Opfer waren als Kinderfotomodells tätig gewesen.Der Prozess wird fortgesetzt.