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Ungelöster Mord an JugendlicherKölner „Cold-Case“-Ermittler beginnen mit Massen-Speicheltest

Lesezeit 3 Minuten
Einem Mann wird mit einem Stäbchen Speichel entnommen.

Am Samstag beginn in Köln-Poll der Massengentest. (Symbolbild)

Die Kölner „Cold Cases“-Ermittler wollen den Täter finden, der vor 32 Jahren die 16-jährige Seckin Caglar ermordet hat. Am Samstag startet eine DNA-Reihenuntersuchung.

Der Mord an einer Jugendlichen in Köln im Jahr 1991 ist bis heute nicht aufgeklärt. Bei der Suche nach dem Täter setzen die Ermittler nun Hoffnungen in einen Massen-Speicheltest.

Die Polizei hat rund 350 Männer aufgefordert, eine DNA-Probe abzugeben. Dafür sollen sie an diesem Samstag oder eine Woche später in eine Grundschule im rechtsrheinischen Ortsteil Poll kommen, in dem die Tat sich damals ereignete. „Die Teilnahme ist freiwillig und richtet sich an Zeugen“, betont Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Zunächst gehe es darum, Personen als Täter auszuschließen.

„Wer sich weigert, wird nicht automatisch als Verdächtiger eingestuft.“ Allerdings sagt Bremer auch: „Wenn jemand nicht mitmacht, werden wir uns diese Person natürlich genauer anschauen.“ Am Tatort waren damals DNA-Spuren des Mörders gesichert worden. Die Männer, die sich an der Reihenuntersuchung beteiligen sollen, hatten laut Polizei zur Tatzeit einen Bezug nach Poll. Neben Einwohnern seien das etwa auch Kleingartenbesitzer und Bauarbeiter, die damals dort tätig waren.

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Auf dem Heimweg verschwunden

Wer zu diesem Kreis gehört und nicht in die Schule kommen kann, etwa wegen Krankheit oder weil er zu weit entfernt wohnt, kann über die Polizei einen separaten Termin für eine Speichelprobe vereinbaren. „Mit Hilfe neuer wissenschaftlicher Methoden wird die DNA heutzutage so gut analysiert, dass neben dem Spurenverursacher auch mit ihm verwandte Personen erkannt werden können“, erläuterte der Chef der Mordkommission, Markus Weber. Auf diese Weise könne man möglicherweise auch auf einen bereits gestorbenen Täter stoßen.

Die 16-jährige Seckin Caglar war am 16. Oktober 1991 auf dem Heimweg von der Arbeit verschwunden. Nach Rekonstruktion der Ermittler war die Auszubildende wie immer zwei Stationen mit der Straßenbahn gefahren und an der Haltestelle „Poll-Autobahn“ ausgestiegen, wo sie normalerweise von einem Familienmitglied abgeholt wurde. An diesem Abend jedoch verspätete sich ihr Vater um wenige Minuten und wartete dann vergebens auf seine Tochter. Als sie nicht kam, informierte er die Polizei. Sofort begann eine großangelegte Suche.

Am nächsten Morgen wurde Seckins Leiche in der Nähe der Haltestelle hinter einem Gebüsch gefunden. Das Mädchen war sexuell missbraucht und erwürgt worden. Gut 32 Jahre später haben Ermittler den „Cold Case“ nun wieder aufgerollt und eine großangelegte Öffentlichkeitskampagne mit Plakaten, Flyern und einer eigenen Internetseite gestartet, damit sich mögliche Zeugen melden. Die Staatsanwaltschaft hat eine Belohnung von 5000 Euro für Hinweise ausgelobt, die zum Täter führen.

„Wir wollen ihm klarmachen, dass wir ihm auf den Fersen sind“, sagte Weber. Zuletzt hatte die „Cold Cases“-Ermittlungsgruppe der Kölner Polizei gleich mehrere Erfolge zu verzeichnen. So wurde im März der mutmaßliche Mörder einer Frau festgenommen, die vor 35 Jahren getötet worden war. Und erst am Dienstag begann der Prozess gegen einen Angeklagten, der 1987 einen Mann erschlagen haben soll. (dpa)