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So wohnt Köln in Niehl„Lieber ein kleines Haus, dafür aber mit Qualität bauen“

Lesezeit 4 Minuten
Die Küche des alten Fischerhauses.

Stein für Stein haben Architekt Till Robin Kurz und Tanzlehrerin Analena Schwarz das alte Fischerhaus wieder aufgebaut. Die Küchendecke ist über fünf Meter hoch.

In unserer Serie besuchen wir außergewöhnliche Wohnorte in Köln. Till Robin Kurz und Analena Schwarz leben in ihrem Architekten-Traumhaus in Niehl – dort stand mal ein Fischerhaus.

Weißbeton, Holz und Steine aus der Region. Hauptsächlich aus diesen drei Komponenten entstand das Haus von Analena Schwarz und ihrem Lebensgefährten Till Robin Kurz in der Katzengasse. 2019 kaufte das Paar hier ein heruntergekommenes Fischerhäuschen für 100.000 Euro, auf dem Nachbargrund von Analenas Mutter. Die 38-jährige Tanzpädagogin ist hier groß geworden. „Für mich war das am Anfang nie eine Idee, hierhin zurück zu ziehen.“ Es war ein Zufall wie so vieles.

So wohnt Köln: Das alte Haus Stein für Stein abgetragen

Denn zunächst standen Pläne im Raum, das alte Haus von 1840 zu sanieren. Die Straße, „meine Freundinnen sagten früher immer Katzengosse“, ist extrem schmal und winkelig. Der Eingang des ursprünglichen Hauses lag zur Gasse hin. Die beiden haben gedanklich die Eingänge gedreht, von der Straße weg. Und dann doch nicht saniert, sondern das alte Haus Stein für Stein abgetragen – und ganz neu aufgebaut, das Haus als Rohstoffspeicher genutzt. Die Steine zu behalten, war ein Gedanke, der die beiden die ganze Zeit beschäftigte. „Wir wollten die Steine nicht einfach wegwerfen“, sagt Till Kurz.

Das Haus in Niehl.

Das Haus in Niehl.

Für den selbstständigen Architekten sind die Steine eine Verbindung zur Geschichte des Ortes. „Der Ort hat uns die Entscheidung abgenommen“, sagt er jetzt. 45 Paletten Steine, abgetragen und einzeln abgebürstet, lagerten in Hinterhöfen bei „netten Nachbarn“, bis die Baugenehmigung vorlag. Der alte Dachstuhl wurde an anderer Stelle als Brennholz verschenkt. 1500 Stunden hat der Architekt in Eigenleistung eingebracht. „Man muss ausblenden, was man selber investiert.“ Das Haus ist sein erster Neubau.

Man muss ausblenden, was man selber investiert.
Till Kurz, zum Thema Eigenleistung beim Hausbau

Analena Schwarz hat zwei Tanzstudios in Nippes, die nach seinen Entwürfen umgebaut wurden. „Eigentlich ging das nur, weil ich im Lockdown von zu Hause arbeiten konnte und auf Henry aufpassen konnte“, sagte sie. Ihr Sohn ist dreieinhalb Jahre alt. Seit genau einem Jahr wohnen die drei jetzt in ihrem neuen Haus. Alles haben die beiden im Detail überlegt, ehe auf gleichem Grund das Haus wieder aufgebaut wurde. Die grundsätzliche Idee: „Lieber ein kleines Haus, dafür aber mit Qualität bauen.“

Paar investiert knapp eine halbe Millionen Euro in Niehler Wohnhaus

Mit Grundstück und allem insgesamt hat das Paar knapp eine halbe Million investiert. „Ich denke, wir haben im richtigen Moment gekauft und einfach angefangen“, sagt Analena. Das Haus hat zwei Öffnungen. Der Eingang liegt im Hof, die andere Öffnung geht zur 20 Quadratmeter großen Terrasse heraus. Der Hof bildet quasi den Auftakt. Von hier gelangt man in den Wohnraum, der niedriger ist als die Küche. Die beiden Räume sind die einzigen im Untergeschoss, das Haus hat 90 Quadratmeter Wohnfläche. Beide Zimmer öffnen sich zum Außenraum. Ein Flur fehlt.

Das Paar sitzt auf der Bank.

Till Robin Kurz und Tanzlehrerin Analena Schwarz.

Stattdessen geht eine schmale Öffnung, ein komprimierter Bereich, vom Wohnraum zur Küche, deren Wände 5,10 Meter hoch sind. Alle Möbel sind maßangefertigt nach Entwürfen des Architekten. Überall sind die Proportionen ausgewogen. Die Wände sehen aus wie eine Putzoberfläche. Eine Putz-Lehmfarbe mit Marmor als Zuschlag. Die vertikale Ausrichtung wird durch die Anordnung der Möbel unterstrichen.

Der hölzerne lange, schmale Küchentisch etwa oder eine Bank im Wohnzimmer verlängern die optische Achse. Zum Gedanken des Hauses passte auch, nur heimisches Holz zu verwenden. Alle Küchengeräte sind hinter Schränken verschwunden, aber sofort einsatzbereit. „Ein bisschen James Bond mäßig“, sagt der Architekt. Alles wirkt so sehr aufgeräumt. Reduziert ist auch der Gasherd. Aus der Arbeitsfläche ragen nur die Gasflammen heraus, das eigentliche Feld liegt unter dem Stein. Die Küche ist der absolute Lieblingsraum des Paares aus Niehl. Alles wirkt hoch und dennoch nah.

Dusche mit Kuppel wird Hingucker im Badezimmer

Selbst das Gästeklo hat eine eigene Atmosphäre. Der abgeschlossene Raum, wie auch ein Stauraum und das Bad, bilden den Kontrast zu den offenen, hellen Räumen. Hier ist alles schwarz. Mit einem Dach als Abschluss. „Ein Haus im Haus. So ist das gedacht.“ Hier finden sich, wie an vielen Stellen, Gimmicks, die den beiden wichtig waren. Das Waschbecken im Gästebad ist „Marke Eigenbau“. Das „Rohr“ anstelle eines Wasserhahns ein Wunsch von Analena Schwarz. Alle Armaturen sind in Messing, das Metall harmoniert mit den schwarzen Bädern. Auch eingebaute Leuchten, die von Kerzenstimmung bis zum Leselicht eingestellt werden können, gehören zur Planung.

Doch nicht alle Wünsche des Paares wurden erfüllt. Eine Badewanne gibt es nicht, dafür aber eine runde Dusche mit Kuppel. „Sie sollte leuchten.“ In die oberen Geschosse gelangt man über eine schmale Wendeltreppe. Im Zwischengeschoss richtet sich der Blick von der Galerie herunter zur Küche. Hier ist das Schlafzimmer. Im Obergeschoss gibt es zwei weitere Räume, einer davon ist Henrys Reich. Die Ausrichtung der Räume ist immer vertikal. Zwei, drei Jahre haben die beiden über jedes Detail nachgedacht, vieles nach Modellen geplant.


Wenn Sie auch besonders wohnen – ganz hoch, ganz tief, ganz klein, ganz groß, mit speziellem Ambiente im Architektenhaus, auf dem Bauernhof, in einem Wohnheim, einem umgebauten Gutshof, in der Kaserne – und uns von Ihrer speziellen Wohnsituation erzählen wollen, dann melden Sie sich gerne per E-Mail bei uns.