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Caring Community KölnDieses Projekt vermittelt Schwerkranken einen „Buddy“ fürs letzte Lebensjahr

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau hält die Hand einer Seniorin.

Einen festen Ansprechpartner und Wegbegleiter in Zeiten schwerster Krankheit vermittelt das Buddy-Projekt.

Bisher ist das einzigartig in Deutschland: In Köln werden sogenannte Buddys zum festen Ansprechpartner für Menschen, die an einer schweren Erkrankung leiden.

Nach der Diagnose einer schweren Erkrankung fühlen sich Patientinnen und Patienten oft überfordert. Wo bekomme ich Hilfe? Wo gibt es bürokratische Hürden? Ist es für ein Hospiz noch zu früh? Einen „Buddy“ (deutsch: Kumpel), der Menschen in ihrer letzten Lebensperiode zur Seite steht, vermittelt jetzt ein neues Projekt der Caring Community Köln unter Beteiligung des Zentrums für Palliativmedizin der Uniklinik und dessen Förderverein Endlich.

Zwei der ehrenamtlichen Buddies: Johanna Tückmantel (l.) und Marja Költzsch.

Zwei der ehrenamtlichen Buddies: Johanna Tückmantel (l.) und Marja Költzsch.

Noch bevor es überhaupt um eine Palliativversorgung geht, beginnt die Arbeit des Buddys. „Am Anfang steht die Diagnose einer schweren Krankheit“, sagt Professor Dr. Raymond Voltz, Direktor des Zentrums für Palliativmedizin der Uniklinik Köln. In dieser sehr schweren Zeit soll der Buddy deshalb eine niedrigschwellige Ansprechperson mit fachlicher Kompetenz und sozialem Mitgefühl sein. „Er oder sie soll unser so kleinteiliges Hilfesystem und die Menschen zusammenbringen.“ Das Angebot ist kostenfrei und nicht an die Krankenkassen gebunden.

Förderung von der Fernsehlotterie

Voltz, geistiger Vater des Projektes, belegt den Bedarf eines solchen Projektes mit aktuellen Studien des Zentrums für Palliativmedizin. „Angehörige haben uns in Nachhinein oft gesagt: Hätten wir dies oder jenes doch schon früher gewusst. Eine feste Ansprechperson fehlte vielen“, so Voltz. Eine Zahl bewegt den Palliativmediziner dabei besonders: Auch wenn nur 1,3 Prozent, also rund 13.000 Kölnerinnen und Kölner, jährlich versterben, sind jedes Jahr 18 Prozent - also rund 180.000 Menschen in Köln - direkt oder indirekt von den Themen Sterben, Tod und Trauer betroffen. „Dies schließt diejenigen ein, die dieses Jahr die Diagnose erhalten, an der sie nächstes Jahr versterben werden, sowie die im Schnitt fünf engen Zugehörigen und deren Trauerjahr nach Versterben.“

Prof. Dr. Raymond Voltz, Direktor Zentrum der Paliativmedizin Uniklinik Köln

In Deutschland ist das Projekt bisher einzigartig. Darauf wurde auch die Deutsche Fernsehlotterie aufmerksam und fördert es zu 80 Prozent mit rund 600.000 Euro. Drei hauptamtliche Buddys kümmern sich bereits um einzelne Bürgerinnen und Bürger. Eine von ihnen ist Johanna Tückmantel. Sie kennt sich aus bei Versorgungsangeboten, greift dabei auf eine mittlerweile große Datenbank an Hilfsangeboten zurück, aus der sie ihrem Schützling das passende empfehlen kann. Sie begleitet als Buddy auf Wunsch zu Arztbesuchen oder hilft bei Papierkram. „Wir wollen erst mal herausfinden, wo der persönliche Bedarf überhaupt ist. Wir fragen zum Beispiel auch: Wie geht es Ihnen damit?“, erzählt Johanna Tückmantel. Denn so einfach das auch klinge, werde diese doch so naheliegende Frage oft von niemandem gestellt.

Buddys zeigen, dass Köln sich kümmert und niemanden allein lässt. Sie schließen eine Versorgungslücke, indem sie vor der Palliativversorgung und Hospizbegleitung ansetzen und das bestehende Versorgungsnetz ergänzen
Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Schirmherrin des Buddy-Projektes

Zusätzlich zu den hauptamtlichen Buddies sollen im November auch bis zu 15 ehrenamtliche Buddies ausgebildet werden. „Wichtig ist uns, dass sie keine Ratschläge von außen verteilen, sondern Impulse geben, vermitteln, gemeinsam reflektieren und Selbstvertrauen geben“, sagt Karin Ohler von der Caring Community Köln. Seit drei Jahren setzt sich das Netzwerk für eine Verbesserung der Kompetenzen im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer ein. Über Ärzte, Krankenhäuser, aber auch über Nachbarschaftsvereine oder öffentliche Institutionen soll nun über das Buddy-Projekt informiert werden.

Teambesprechung beim Buddy-Projekt

Teambesprechung beim Buddy-Projekt

„Buddys zeigen, dass Köln sich kümmert und niemanden allein lässt. Sie schließen eine Versorgungslücke, indem sie vor der Palliativversorgung und Hospizbegleitung ansetzen und das bestehende Versorgungsnetz ergänzen“, sagt die Schirmherrin des Projektes, Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Als eine Weiterentwicklung zur Hospizbewegung sieht es Raymond Voltz: „Wir wollen nichts verdoppeln, das Angebot soll eine Ergänzung sein.“


Auftaktveranstaltung zum Buddy-Projekt im Rahmen der Kölner Gesundheitsgespräche

Offiziell vorgestellt wird das Projekt am Dienstag, 26. September, um 18 Uhr im Forum VHS, Rautenstrauch Museum. Der Eintritt ist frei. Um eine Anmeldung bei der VHS mit der Kursnummer A-13213 wird gebeten:https://vhs-koeln.de/Veranstaltung/cmx63d93009d1481.ht

Es werden noch ehrenamtliche Buddys gesucht. Dabei sollte ein generelles Interesse an dem Thema Sterben, Tod und Trauer bestehen, und die Bereitschaft sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Buddys sollten drei bis fünf Stunden pro Woche Zeit aufwenden können und sich für mindestens ein Jahr verpflichten. Am 11. Oktober findet eine Infoveranstaltung für interessierte ehrenamtliche Buddies statt. Voranmeldung unter info@buddy-koeln.de. Auch Betroffene, die einen Buddy suchen, können sich unter der Adresse melden.