Köln – Die Schüler sitzen auf alten Stühlen unter schattigen Bäumen, die meisten von ihnen sind jenseits der vierzig. Professorin Anna von Mikecz teilt Blätter aus, es sind Passagen aus dem 1923 von Fritz Schumacher veröffentlichten Werk „Entwicklungsfragen einer Groszstadt“. Wilkommen im grünen Klassenzimmer der Freiluga in Müngersdorf.
Die Open-Air-Schulstunde ist die Auftaktveranstaltung der Initiative „Grünsystem Köln“, die sich den Schutz, Erhalt und Ausbau des Grüngürtels zur Aufgabe gemacht hat. „Man muss mit der Vorstellung brechen, als ob der Bebauungsplan dafür da sei, nur Bauland zu erzeugen. Er ist in ebenso starkem Maße dafür da, Freiland zu gewährleisten. Unsere Großstädte verkommen, wenn sie nicht erkennen, dass es ihre wichtigste Aufgabe ist, einigermaßen in ein Gleichgewichtsverhältnis zu Garten und Acker, Wiese und Wald zu kommen“, schreibt der von Konrad Adenauer angeworbene renommierte Stadtplaner bereits vor 95 Jahren.
Europaweit einzigartig
Der Volkspark der Zukunft ist für Schumacher ein Gebilde, das sich in langen Streifen „ununterbrochen“ durch die ganze Stadt zieht. „Schumachers Vorstellung von vernetzten Grünflächen als Aderwerk der Stadt ist angesichts des Klimawandels von beeindruckender Aktualität“, sagt Mikecz unter zustimmendem Kopfnicken der ganzen Klasse.
In der folgenden Schulstunde mit Gartenarchitekt Fritz Encke, dargestellt von seinem Urenkel Walther Lehnert, gibt der Schöpfer des Grüngürtels im Zwiegespräch mit Jutta Curtius Auskunft über die Philosophie seiner grünen Kunst. Es gelte, so Encke, die Natur in all ihrer Vielfältigkeit wieder in die Stadt zu holen. Der Stadtwald dürfe niemals wirtschaftlichen oder anderen materiellen Interessen geopfert werden. „Welcher Großstädter hat schon einen eigenen Garten?“. Der Kölner Grüngürtel sei ein einzigartiger Schatz, der mit Händen und Füßen verteidigt werden müsse.
Eine Forderung, die Barbara Burg als Koordinatorin der Initiative bekräftigte: „Die Stadt muss das Kölner Grünsystem und damit Adenauers Erbe zum unantastbaren Stadtkulturgut machen.“ Die vorbildliche Konzeption mit dem inneren und äußeren Gürtel und den verbindenden Radialen sei europaweit einzigartig. Das Kölner Grünsystem gewinne insbesondere in Zeiten des Klimawandels an Bedeutung.
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