Köln – Die Busse und Bahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) könnten möglicherweise bald auch unter der Woche nachts fahren. Zumindest hat der Verkehrsausschuss des Stadtrates beschlossen, die Einführung zu prüfen und zu analysieren, was es kostet. Bislang hat die KVB von Sonntag bis Donnerstag nachts zwischen 1.30 Uhr und 5 Uhr Betriebsruhe. Alle Stadtbahnen (bis auf die Linie 17) und die meisten Busse fahren nur von Freitag- auf Samstagnacht, von Samstag- auf Sonntagnacht sowie vor Feiertagen nachts – und zwar im Stadtgebiet alle 30 Minuten, darüber hinaus alle 60 Minuten. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was hat die Politik beschlossen?
Dass die Kölner Stadtverwaltung zunächst einmal mit der KVB und dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) prüft, welche Art von Nachtverkehr unter der Woche möglich ist. Der VRS ist mit dabei, weil die KVB Teil des Verbundes ist und beispielsweise die Linie 18 ja über das Kölner Stadtgebiet nach Bonn führt.
Der Antrag stammt von der SPD, die verkehrspolitische Sprecherin Christiane Jäger sagte: „Es ist an der Zeit für einen modernen öffentlichen Nahverkehr in Köln.“ Die Betriebsruhe ist laut SPD für eine Metropole „vollkommen aus der Zeit gefallen“. Ein Bürger nannte die Betriebsruhe im Zuge des Bürgerhaushalts 2015 schon ein „Armutszeugnis“. Stadt, KVB und VRS sollen vier Varianten mit Blick auf Sinn, Kosten, Nutzen und Umsetzungsdauer prüfen.
Wie sehen diese vier Varianten konkret aus?
Nummer eins: Der bisherige Takt des Wochenend-Nachtverkehrs wird nur für die Stadtbahn auf die Tage Sonntag bis Donnerstag ausgeweitet, also innerstädtisch alle 30 Minuten, außerhalb alle 60 Minuten. Nummer zwei: Sie ist wie Variante eins nur mit dem Unterschied, dass Bahnen nur alle 60 Minuten fahren. Nummer drei: Wie Variante eins, allerdings fahren statt der Stadtbahnen Busse. Der Grund: Die KVB kann dann wie bisher in Zeiten der Betriebsruhe Reparaturen vornehmen. Und Nummer vier: Die Betriebsruhe bleibt, aber sie wird verkürzt und dauert nicht bis 5 Uhr. Die Stadtbahnen fahren also früher, damit der Regional- und Fernverkehr am Hauptbahnhof erreicht wird.
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Zudem beschloss der Ausschuss auf Wunsch von Grünen, CDU und Volt, dass Stadt, KVB und VRS schauen, wie der Kleinbusservice „Isi“ angenommen wird, er kann nachts auf Anfrage gebucht werden. Das Ergebnis soll mit einbezogen werden in der Frage, ob eine Ausdehnung des Nachtsverkehrs wirklich sinnvoll ist.
Was sagt die KVB dazu?
Ein Sprecher sagte der Rundschau am Mittwoch: „Wir werden uns den Auftrag gemeinsam mit der Stadt sachlich anschauen, es geht dabei auch um die Wirtschaftlichkeit und die Nachfrage. Die Betriebsruhe ist wichtig für uns, weil wir in dieser Zeit wichtige Reparaturen vornehmen.“
Wie läuft es anderswo?
Die SPD sagte, Köln hinke kleineren Städten wie Chemnitz „im Angebot weit hinterher“. Tatsächlich hat Chemnitz laut einer Sprecherin der Verkehrsbetriebe in Nicht-Corona-Zeiten fünf Nachtlinien, die alle 60 Minuten fahren, allerdings sind es Busse. Sie sagte: „Die Fahrzeuge sind auch nicht leer.“
Und wer bezahlt die Kosten?
So weit ist es noch nicht, jetzt müssen Stadt, KVB und VRS erstmal die Idee der Kölner Politik prüfen. Bei der Ausdehnung des Nachtverkehrs Ende 2011 hatte die KVB geurteilt: „Die Kostendeckung der zusätzlichen Nachtverkehre wird eher gering sein, da viele Zeitkarteninhaber (z.B. Semesterticket- oder Job-Ticket-Kunden) dieses Angebot nutzen. Zur Finanzierung der zusätzlichen Nachtverkehre wird daher KVB-seitig ein einmaliger Aufschlag auf die Tarifanpassung 2012 angestrebt.“ Im Klartext: Der Nachtverkehr könnte unter anderem höhere Fahrpreise nach sich ziehen.