Erkältung, Corona, Influenza: Die Zahl der Infektionen steigt nach Karneval wieder an. Das bekommen besonders die Hausarztpraxen der Stadt zu spüren. Aber auch die Krankenhauseinweisungen von Patientinnen und Patienten mit Corona-Infektion steigen seit Anfang Februar kontinuierlich an.
Nach KarnevalWartet jetzt die nächste Infektionswelle auf Köln?
Es schnieft und hustet in Köln. Das ist an einem Aschermittwoch nicht unbedingt etwas Ungewöhnliches. Allerdings war es der erste ungeschützte Karneval nach der Pandemie: Nach zwei Jahren wurde in der vergangenen Woche wieder komplett ohne Corona-Maßnahmen gefeiert. Wartet auf Köln nun eine besonders hohe Zahl an Corona- und Grippe-Infektionen?
Die Hausarztpraxis von Dr. Maria Olszewska-Pawlak in Westhoven hat in diesen Tagen deutlich mehr Patienten. „Wir haben vor allem viele Corona-Fälle“, so eine Sprechstundenhilfe. „Es lassen sich deutlich mehr Leute krankschreiben. Gerade am Karnevalsdienstag war die Praxis deshalb sehr voll.“ Ein volles Wartezimmer hatte gestern auch Internist Dr. Alexander Lang in seiner Praxis in Bocklemünd – Corona, Erkältungen und Influenza sind an der Tagesordnung. „Der Februar ist ja als Erkältungsmonat bekannt und die Pandemie war vor Karneval für uns natürlich nicht vorbei“, heißt es aus der Praxis. Gerade die telefonische Krankschreibung werde „sehr häufig“ genutzt.
Was ist es denn nun? Corona oder ein anderer Erkältungsvirus? Testpflicht besteht außer in Krankenhäusern und Altenheimen nirgendwo mehr. In Apotheken und Drogeriemärkten gehen dennoch wieder vermehrt Corona-Schnelltests über die Theke – es will schließlich niemand das ganze Büro oder vulnerable Freunde und Verwandte anstecken. In den letzten zwei Tagen sind deshalb auch die Schlangen am Infektionszentrum der Uniklinik wieder länger geworden. Hier lassen sich vor allem die Mitarbeiter testen, aber auch für Externe sind die Tests bei Symptomen kostenlos.
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„Aus pandemischer Sicht können wir uns auf einen entspannten Karneval freuen“, hatte Gesundheitsamtsleiter Dr. Johannes Nießen noch vor vier Wochen gesagt. Gestern teilte das Gesundheitsamt auf Nachfrage mit, dass durch die vielen Feierlichkeiten in Innenräumen von einem weiteren Anstieg der Infektionen auszugehen sei. Man baut aber auf eine „sehr gute Immunitätslage der Kölner Bevölkerung“: durch eine hohe Durchimpfungsquote und eine hohe Zahl Genesener.
In Bussen und Bahnen waren an Karneval nur wenige mit Maske unterwegs, die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nase-Schutzes war vor rund drei Wochen weggefallen. „Wir überlassen es den Fahrgästen selbst, ob sie sich auf diesem Weg schützen wollen“, sagte ein Sprecher der KVB.
Steigende Klinikaufenthalte seit Anfang Februar
An der Uniklinik steigen die Zahlen der Patienten, die mit einer Corona-Infektion stationär aufgenommen werden, seit Anfang Februar kontinuierlich wieder an. Einen Effekt, der auf den Karneval zurückzuführen sei, gebe es noch nicht, so ein Sprecher. Die Kliniken der Stadt Köln bemerkten über die Karnevalstage einen leichten Anstieg von Infektionskrankheiten, wie Covid, Influenza und RSV. Allerdings handele es sich in fast allen Fällen um Zufallsbefunde, so eine Sprecherin auf Nachfrage der Rundschau.
Im Heilig Geist-Krankenhaus, St. Franziskus-Hospital, St. Marien-Hospital und St. Vinzenz-Hospital lasse sich ein leichter Anstieg verzeichnen, so wie in der Vergangenheit im Rahmen der Karnevalstage auch, teilte eine Sprecherin der Hospitalvereinigung St. Marien mit. „Es ist allerdings aktuell noch etwas früh, verlässliche Aussagen dazu zu machen, da die meisten Ansteckungen ja erst im Straßenkarneval der letzten Tage erfolgt sein werden“, hießt es. „Insgesamt gehen wir aber davon aus, dass sich das Infektionsgeschehen im erwarteten Rahmen bewegen wird.“
Inzidenz nicht mehr aussagekräftig
128,8 ist Kölns aktuelle 7-Tages-Inzidenz, Tendenz steigend. Aussagekräftig ist die Zahl nicht mehr. Die Meldepflicht wurde am 1. Februar abgeschafft. Wer die Corona-Warnapp nutzt und Karneval gefeiert hat, merkt aber: Sie ist bei den meisten rot.
Das Kölner Abwasser werde in Stammheim weiter ausgewertet, teilt die Stadt mit. Die letzte analysierte Probe stammt vom 13. Februar und zeige bereits eine steigende Tendenz. Dies sei auch auf die neue Omikron-Sublinie XBB.1.5 zurückzuführen, die deutlich ansteckender sei. Die nächste Messung ist für den kommenden Dienstag geplant. (hes)